Kapitel 3: Gefangen in einem Spiel

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Tyler wacht auf einer breiten, ledernen Couch auf.
Ihm war übel und er fühlt sich leicht benommen. In seinem Kopf pocht es, als würde man darin Schlagzeug spielen.
Sein Puls beginnt zu rasen, als er langsam realisiert, dass er sich alleine in einem nur schwach belichteten Raum befindet. Er setzt sich mit einem Ruck auf. Wo sind seine Freunde? Warum waren sie nicht mit ihm hier?

Tyler unterdrückt mühselig ein schmerzerfülltes Aufstöhnen, als er sich aufrichtet und lässt panisch seine Blicke durch den Raum wandern.
Ein steinerner Kamin, Wände aus Holzstämmen, Dielenboden. Sonnenlicht dringt durch die milchigen Fensterscheiben. Alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen. Hier war wohl schon lange keiner mehr gewesen. Neben ihm ein kleiner Tisch auf dem sein Hab und Gut, wie seine Geldbörse und der Wohnungsschlüssel liegen.

Als er an sich hinuter sieht, stellt er fest, dass er ein giftgrünes T-Shirt und eine ebenso giftgrüne weite Hose mit etlichen Taschen trägt.
Es hatte ihn jemand umgezogen stellt er mit einem gewissen Ekel fest, ihm gefällt es nicht, von jemanden vielleicht sogar Fremden ausgezogen worden zu sein, während er bewusstlos gewesen war, der Gedanke daran widert ihn an.
Schnell schüttelt Tyler den Gedanken ab und steht schwerfällig und mit zittrigen Beinen auf.
Er schaut dreht sich einmal um sich selbst und ruft dabei laut nach seinen Freunden. Stille. Nach mehrmaligen Rufen erhält er noch immer kein Lebenszeichen von ihnen. Der Raum wirkt von Sekude zu Sekunde beengender.
"Kommt schon, lasst den Scheiß, das ist nicht lustig!"
Niemand antwortet, keine Schritte waren zu hören, kein Kichern. Nichts. Stille.
Nichts als diese elendiglich bedrückende Stille.

Tyler versucht seinen Atem krampfhaft zu beruhigen, um einen klaren Kopf zu bekommen und wendet seinen Blick in Richtung Tür.
"Sie wollen mich doch bestimmt nur verarschen, bestimmt verstecken sie sich lachend hinter der Türe", versucht er seine aufkommende Panik zu beschwichtigen.
Er greift vorsichtig zur Türklinke, holt noch einmal tief Luft und drückt sie herunter.
Sie lässt sich ohne Widerstand öffnen.

Tyler kommt zu einer langen Treppe, unter der sich ein weiterer großer Raum befindet. Er versucht eine Bewegung im unterem Raum wahrzunehmen, doch auch hier war nichts, nichts außer dieser bedrückenden Stille. Zögernd greift er nach dem Treppengeländer und setzt einen Fuß auf die erste Stiege. Diese gibt ein lautes Knarzen von sich, es hallte in den stillen Räumlichkeiten der Hütte, in der er sich befindet, noch lauter wider. Nach wie vor konnte er keine Regung erkennen, er scheint tatsächlich alleine zu sein.
Unten angekommen, ruft er erneut nach seinen Freunden - abermals und langsam auch wie zu erwarten, kommt abermals keine Reaktion.

In dem Moment, als er die nächsten Türklinke, die seiner Vermutung nach, den Weg nach draußen in die Freiheit, öffnen will, durchfährt ihn plötzlich ein elektrischer Schlag und schleudert ihn unsanft nach hinten.
Er knallt mit dem Kopf gegen die Wand, und entdeckt dabei an einem kleinen roten Buzzer.
"Was zum Teufel war das?", stöhnend reibt er sich den schmerzenden Kopf und schüttelt seine Glieder durch, welche nun mehr oder weniger schlaff an seinem Körper hängen.
Er bleibt eine Weile sitzen und beäugt misstrauisch den Buzzer.
Als würde dieser ihn magisch anziehen, bewegt sich sein Finger darauf zu und betätigt ihn.

Ein Bildschirm, welcher über der Türe angebracht ist, fängt plötzlich an zu flimmern.
Als das Bild sich schließlich klärt, erschien darauf ein Mann Mitte 30, einer Glatze und einem bösen Grinsen im Gesicht.

"Ich grüße dich Tyler und heiße dich herzlich willkommen zu meinem Spiel !"

"Spiel? Welches Spiel? Wavon zum Teudel reden Sie und was wollen Sie von mir? Wo sind meine Freunde?!"
"Alles mit der Ruhe und der Reihe nach", meint er immer noch grinsend, rückt ein wenig zu Seite und gibt so einen guten Ausblick auf sieben kleine Bildschirme, "hier sind sie doch und sogar noch halbwegs wohlauf"
Ein lautes, dreckiges Lachen hallt durch den großen Raum.

Auf dem Monitor links oben erkennt Tyler sich selbst, auf den anderen sind jeweils einer seiner Freunde zu sehen - angekettet, oder an seltsame Geräte befestigt und alle tragen sie verschieden farbige Kleidungen.
Lamira komplett in rot, Damien blau, Levin schwarz, Alison gelb und Marius ist weiß.

Er versteht nicht und schreit den Mann im Monitor an: "Was erlauben Sie sich für einen Dreck, das ist kein Spaß mehr?! Wer sind Sie überhaupt und was spielen Sie hier für ein krankes Spiel mit uns?!. Ich werde Sie zur Anzeige bringen"

Wieder ertöhnt ein schallendes Lachen.
"Also ganz zu Beginn, solltest du das hier einmal überleben, um überhaupt die Chance zu bekommen, noch mit jemanden zu sprechen. Doch ich bezweifle stark, dass dies jemals wieder der Fall sein wird.
Also gehen wir es mal langsam, ich habe Zeit und du ebenso. Ach übrigends, nenn mich 'Satan'."
"Satan? Ist das Ihr Ernst?!"
"Durchaus, oder sieht das hier für dich aus, als würde ich Spaß machen?", er macht eine breitgefächerte Bewegung über die Bildschirme.
"Satan? Das ist lächerlich!! Sagen Sie mir wenigstens, was Sie von uns wollen? Und wozu die verschieden farbigen Kleidungen? Ich werde Sie finden und bezahlen lassen für all das, darauf können Sie Gift nehmen!", er spukt dem Glatzkopf die Worte förmlich entgegen.

"Tue dir keinen Zwang an, aber ich denke, dass Gift hast du bereits vor mir genommen", meint Satan gelassen und lächelt spöttisch, "Es ist ein Videospiel von mir, nur eben durchlebst du es als meine Marionette, meine Spielfigur. Hierbei solltest du versuchen, deine Freunde aus den verschiedensten Foltergeräten zu befreien. Schaffst du es in der angegeben Zeit nicht, werden sie sterben, das wäre doch eine Tragödie, hab ich Recht?", er lacht erneut höhnisch auf und setzt fort, "Dein Ziel ist es also, sie und am besten auch dich selbst zu retten. Sieh' es als eine spannende Mission um Leben", erklärt ihm Satan nun grinsend die missliche Lage, in der sich Tyler befindet und langsam die Realität zu begreifen scheint.

"Mich selbst aus dem Rattenloch, in das du mich gesteckt hast, zu bekommen?", knurrt Tyler und wirft dem Mann im Bildschirm einen abfälligen Blick zu.
"Ich habe dir einen mutierten Virus infiziert, dieser wird dich bei Nacht zu einer blutrünstigen Bestie machen. Das Gegenmittel findest du am Ende des Spieles, bist du zu spät, wird der Virus dich töten. Nicht schlecht oder? Ich bin ein Genie!", Satan grinst heimtückisch und lacht erneut auf.

"Virus? Bestie? Ich verstehe nicht"
"Wundert mich nicht, dein Erbsenhirn übertrifft schon bald jegliche Spieler vor dir. Ich erkläre es dir noch einmal für einen Volldeppen, also hör zu", Satan verdreht die Augen und gestikuliert nebenbei mit den Händen um seine Aussagen zu unterstreichen. "Es handelt sich um einen Virus der dich zu einem Wolfsmenschen mutiert, kennst du doch bestimmt aus den bekannten Fantasy Filmen, richtig?"
"Lächerlich! So etwas wie einen Wolfsmenschen gibt es nicht und wird es nie geben!", Tyler lacht theatralisch und macht eine abwinkende Gestik.
"Unterbrich mich nicht andauernd!", schnaubt Satan mittlerweile schon sichtlich genervt und gleichzeitig amüsiert über Tylers Verhalten, "sobald es Nacht wird, wirst du die Kontrolle über deinen Körper und deine Gedanken verlieren. Du wirst alles töten was sich bewegt und das Beste an der ganzen Sache ist, dass heute Vollmond ist und ich mir das Spektakel Live auf meinen Bildschirmen ansehen kann. Genial, nicht?", er lacht laut auf, mittlerweile war seine Stimme jedoch schon kratzig geworden und er musste husten, als er sich wieder gefangen hat, setzt er fort "ich könnte mir für meine Genialität schon fast selbst auf die Schulter klopfen"

Tyler rauft sich die Haare, schreit auf und stürzt wütend zu einem Fenster. Wutentbrannt reißt er den Vorhang zur Seite, während die Halterung samt der Vorhangstange mitgerissen wird. Gleißendes Vollmondlicht trifft nun ungehindert auf ihn.
"Hier du gestörter Irrer! Nichts geschieht! Es gibt deinen scheiß Virus nicht! Es passiert nichts! Nichts von der Scheiße, was du mir erzählen willst stimmt!", er lacht hysterisch, doch bevor er noch richtig begreifen kann was mit ihm geschieht, überstürzt ihn eine Welle voller Schmerz und reißt ihn zu Boden.
Er spürt wie seine Knochen zu barsten beginnen, die Haut reißt und Haare aus jeder kleinsten Pore sprießen.

"Viel Spaß auf deiner ersten Jagd mein kleines, dummes und ungehöriges Wölfchen"

Blutsünden JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt