Kapitel 27: Spiel des Blitzes

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Es dämmert bereits, was bedeutet, dass auch Verena, beziehungsweise Siana wieder eine große Gefahr darstellen wird.

Die Angst und Verzweiflung stehen Lamira ins Gesicht geschrieben, sie holt tief Luft und bemüht sich, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Nochmals hebt sie den Blick und sieht ihre Freundin in Elektrodrähte gewickelt über ihr baumeln.

"Wie zum Teufel soll ich da nur rauf kommen?", seufzt sie mit weinerlicher Stimme.

Sie tritt näher an den Holzpfahl, an dem ihre Freundin hängt und auf ihre Hilfe angewiesen ist.
Kleine Haken-ähnliche Eisenspitzen ragen aus den Pfahl.

Zögernd berührt sie einen der Haken und spürt ein leichtes Kribbeln in ihrer Fingerspitze, es scheint, als wären sie mit Strom geladen.

Als das Tablet einen immer schrilleren Ton von sich gab, setzt sie einen Fuß auf den untersten Haken und stemmt sich in die Höhe.
Mit einer Hand tastet sie nach einen weiteren und zieht sich daran hoch, mit jedem Haken verstärkt sich das Kribbeln, bis es schließlich schon leichte Schmerzen auslöst.

Plötzlich fährt unangekündigt ein viel stärkerer Stromschlag durch sie.
Lamira schreit auf, rutscht ab und versucht sich an einem der Haken festzuhalten.

Doch dieser bohrt sich blitzschnell in ihr Fleisch und löst ungeheure Schmerzen aus.
Ihre Schmerzensschreie hallen durch die Wälder und zu ihr zurück.

Schließlich der reißt Muskel in dem sich das Eisen verhakt hat und sie verliert den Halt.
Es sind mehrere Meter, die sie nun in die Tiefe fällt.

Sie sieht sich bereits am Boden aufschlagen, als sie plötzlich von einer dunklen und pelzigen Gestalt aufgefangen wird.

Zitternd krallt sie sich an dieser fest und versteckt ihr Gesicht an deren Brust.

Erst als die Gestalt ein tiefes und kehliges Knurren von sich gibt, sieht sie mit laut klopfenden Herz in das Gesicht ihres Retters.
Doch da ist kein Gesicht, im Gegenteil, sie blickt direkt in die gebleckten Zähne eines riesigen Wolfes.

Ein erstickter Schrei entweicht ihrer trockenen Kehle.
Umgehend fängt sie an den Wolf zu treten.

Dieser macht allerdings keine Anstalten, sie los zu lassen.
Er blickt ihr in die Augen und Lamira erkennt darin die Augen Verenas.

"Siana?", fragt sie vorsichtig.
Der Wolf nickt.

Lamira deutet auf ihre Freundin und sieht Siana bittend an.

Die Wölfin setzt sie am Boden ab und springt mit wenigen mächtigen Sätzen den Pfahl an dem Alison gebunden ist hinauf.

Ihr Körper zuckt, sobald die Stromschläge durch sie fließen.
Mit einer ihrer kräftigen Pranken durchtrennt Siana die Elektrodrähte, die den bewusstlosen Körper des jungen Mädchens durchzucken und quälen.

Währenddessen beobachtet Larmira die Beiden und bemerkt nicht, wie sich ein zweiter Wolf an sie heranschleicht.
Doch dieser hat alles andere als gute Absichten.

Er will sie tot sehen.

Blutsünden JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt