38

211 28 3
                                    

Es war wundervoll anzusehen, wie der Tigerhybrid langsam zu Kräften kam. Jeden Tag wurden seine Bewegungen etwas geschmeidiger, sein Griff etwas fester und sein Blick wieder lebendiger.

Ardy ging das Herz dabei auf, dem Hybriden zu zu sehen, wie er langsam immer mehr Lust auf sein Leben entwickelte. Doch der Gedanke an Marley betrübte ihn. Er konnte nicht glauben, dass er einfach tot war, auch wenn alle anderen das zu glauben schienen! Doch die Worte des Docs sagten doch, dass er aus Marley ein weiteres Experiment machen wollte, also einen weiteren Hybriden. Und dazu sollte es nicht kommen!

Von dem Gedanken angetrieben, sprang er auf, worauf der Tigerhybrid etwas erschrocken zurürck zuckte.

"Alles okay?" Seine Stimme war immer noch etwas rau, doch schon viel kräftiger als noch vor ein paar Tagen. Etwas unschlüssig blieb er stehen.

"Ja... nein... es ist nur... ich kann mir nicht vorstellen, dass Marley vom Doc getötet wurde. Und... wir... wir sollten ihn retten. Aber alle gehen davon aus, dass er gestorben ist. Und allein bringt eine Rettungsmission ziemlich wenig. Nicht nachdem der Doc sich selbst zum Hybriden gemacht hat erst recht nicht." Etwas kleinlaut detzte er sich wieder auf seinen Stuhl an dem Krankenbett.

"Marley... war das der Typ, der im Tausch gegen mich dort festgehalten wurde?" Ardy nickte bedrückt und hielt den Kopf gesenkt. Sein Verlust schmerzte ihn immer noch. War er doch der einzige wirkliche Freund den er in der Anlage gehabte hatte.

"Es ergibt Sinn. Der Doc würde mich nicht sinnlos gehen lassen. Dieser... Marley muss... sag ich mal... in guter Form gewesen sein, dass der Doc es wagt ein neues Experiment zu starten. Du hast schon Recht - er würde ihn nicht einfach umbringen. Wenn sich Marley nicht als komplett psychisch und physisch labil herausstellt, dann sollte er eigentlich noch leben. Wir sollten eine Rettungsmission so schnell wie möglich starten."

"Wir?" Erstaunt blickte Ardy auf.

"Natürlich. Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann. Er ist ja meinetwegen gefangen genommen wurden. Und... ich kann dich schlecht allein in dein Unglück rennen lassen, ich brauch dich noch." Ein keckes Lächeln zierte die Lippen des Hybriden. Spätestens jetzt hatte Ardys Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate. So viel Blut, wie in letzter Zeit in seine Wangen gelaufen ist, war Ardy überrascht, dass überhaupt noch genug für die Sauerstoffzufuhr in seinem Körper übrig war.

"Ähm..." Wieso fehlten ihm schon wieder die Worte, als er dem Tigerhybriden in die blauen Iriden sah? Er fühlte sich so dämlich, wie er hier vor dem Hybriden stand - ertrunken in den blauen Augen, die die Farbe von aufgebrauster See hatten - und einfach nicht wegsehen konnte. Seine Gehirn schien ihm den Dienst quittiert zu haben.

Das Grinsen des Hybriden wurde breiter, seine Augen glänzten schelmisch. Er schnipste einmal, um Ardy unwillig aus seiner Trance zu holen. Wenn es nur irgendwie ging, wurde er noch röter.

"Sorry..." murmelte er leise und rieb sich beschämt den Nacken. Am liebsten wäre Ardy aus dem Zimmer gerannt, um sich ganz schnell vergraben zu gehen. Ein Loch, dass sich unter ihm auf tat, wäre auch etwas, was er liebend gerne annhemen würde. Aber das wollte ihm sein Schicksal nicht vergönnen.

"Bei mir musst du dich nicht entschuldigen. Man wird doch gerne von Bewunderern angestarrt." Wieso konnte sein Schicksal nicht einmal auf seiner Seite sein und einfach diese verdammte Loch unter ihm öffnen?!

"So ungern ich auch Ardys erbärmliche Flirtversuche hier unterbreche, aber ich wollte mich auch mal nach unserem neuen Bewohner erkundigen. Erlaubst du es, dass ich mich mit deinem Freund unter vier Augen unterhalte?" Dr. Roman war unbemerkt zu ihnen ins Zimmer getreten und stand nun mit verschränkten Armen und wissendem Lächeln vor ihnen.

Konnte es noch peinlicher werden? Ardy murmelte ein paar unverständlichr Worte, bevor er förmlich aus dem Raum floh. Seine Wangen brannten und der schwarzhaarige Wissenschaftler wollte nichts anderes als sich in seiner Hütte zu verstecken und nie wieder hervorzukommen.

Doch trotz all der Schamgefühle konnte er es nicht abstreiten, dass er glücklich war. Glücklicher als er es lange gewesen war. Würde Marley nur nicht vom Doc festgehalten werden....

Written by Federsturm

Objekt XVIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt