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Das Labor war nur noch spärlich beleuchtet und nun endlich auch ruhig.
Die Halbwesen kamen endlich zur Ruhe und somit legte sich die drückende Stimmung etwas. Das nervöse Scharren und leise Winseln der Wesen war belastend für den jungen Wissenschaftler. Zwar wusste er, worauf sich der Schwarzhaarige einließ, jedoch wusste er damals noch nicht, wie zermürbend die Hoffnungslosigleit der Halbtiere war.
Jedoch konnte er seine Arbeit auch nicht niederlegen, zu vielversprechend war das Gehalt, welches er bekam.
Frustrierend, dass er darauf angewiesen war.
Mit einem Seufzen ließ sich der junge Mann in dem Überwachungsbüro nieder.
Hier verbrachte er die meiste Zeit seiner Nachtschicht.
Hier in diesem kleinem Kabuff fühlte er sich nicht so unbehaglich und beobachtet. Viel eher fühlte er sich hier beschützt und konnte die Wesen selbst beobachten.
Sehen, wie die Mutigeren von ihnen auf und ab in ihren Käfigen gingen. Wie die meisten in der Ecke lagen, von jeglicher Hoffnung verlassen.

Das Bild der Kamera schaltete weiter und zeigte einen ziemlich ramponiert aussehenden Käfig. Hinter den malträtierten Gitterstäben ging eine Gestalt langsam auf und ab. Der Schweif schlug energisch hin und her.
Selbst durch den Bildschirm hindurch, konnte Ardy die Wut dieses Hybriden spüren.

Es wurde Zeit, dass er eine Beruhigungsspritze bekam, damit er den Käfig nicht jetzt schon zu Kleinholz verarbeitete.
Falls er es diese Nacht schaffen sollte auszubrechen, war Ardy der Einzige hier, der dem besonderen Hybriden im Weg zur Freiheit stand.
Und gegen das große Halbwesen hatte er keine Chance.

Er nahm das Betäubungsgewehr mit den Pfeilen und verließ das kleine Zimmer.
Sein Herz pochte viel zu schnell.
Es war das erste Mal, dass der junge Wissenschaftler alleine eine Nachtschicht hatte. Das erste Mal, dass er den Halbtiger alleine betäuben musste.
Das erste Mal, dass er dem mächtigen Wesen alleine gegenüber trat.
Ein bisschen war ihm mulmig deswegen.

An der Sicherheitstür angelangt, strafft er nochmals die Schultern, bevor er den Code eingab und den dämmrigen Raun betrat.

Mitten durch den Raum führten eine Reihe von Gitterstäben, das war dae Einzige, was Ardy noch zwischen sich und dem Hybriden hatte.
Ein paar lächerliche Eisenstäbe waren sein einziger Schutz.
Wie, um sich stärker zu fühlen, hob er das Gewehr an und zielte auf den Körper des Hybriden.
Dieser musterte ihn nur kurz desinteressiert und macht dann mit seiner Fellpflege weiter. Kurz irritiert ließ Ardy das Gewehr wieder sinken.
Soweit er von seinen Kollegen wusste, war der Halbtiger noch nie so ruhig und desinteressiert gewesen.
Weniger mutig als zuvor, hob der Schwarzhaarige wieder das Betäubungsgewehr.

"Du überwindest dich eh nicht zu schießen." Zu tiefst erschrocken fuhr Ardy zusammen und ließ das Gewehr fallen. Dabei löste sich ein Schuss, der die anderen besonderen Halbwesen in diesem Trakt des Labores aufschreckte. In binnen weniger Sekunden herrschte ein immenser Lärm in dem Raum, den Ardy noch mehr verschreckte.
"Sag ich doch, du bekommst es nicht hin." Erneut sprach der Hybrid zu ihm. Mit großen Augen schaute Ardy ihn an. Soweit er wusste, hatte das Wesen noch nie zu irgendeinem anderen seiner Kollegen gesprochen.
Viele waren der Meinung, dass er es überhaupt nicht konnte. Doch die tiefe, ruhige Stimme zeugte vom Gegenteil. Der Klang übte etwas beruhigendes auf Ardy aus und es bildete sich bei ihm eine Gänsehaut.
"Wer... wie... warum?" stammelte der junge Wissenschaftler etwas aus der Fassung gebracht.

Wer war er, dass er so eine Wirkung auf ihn hatte?
Wie schaffte er es, dass er ihn so aus der Bahn warf?
Warum zum Teufel, ausgerechnet er?!

Der Halbtiger schnaubte belustigt.
"Warum arbeitest du hier? Du bist anders als die anderen. Du besitzt noch eine Seele. Ich sehe es in deinen Augen. Warum also bleibst du hier und siehst zu, wie wir hier alle langsam durchdrehen und verzweifeln? Was haben wir getan, dass wir als Versuchsobjekte enden müssen?!" Die letzten Worte fauchte er aggressiv, doch es war nutzlos. Während der Hybrid geredet hatte, war das heruntergefallene Gewehr wieder unter Kontrolle gebracht und kaum, dass der weiße Tiger geendet hatte, hatte er einen Pfeil in der Schulter stecken.

Etwas brach in dem Herzen des Wissenschaftlers, als er sah, wie sich die Augen des Versuchsobjektes XVII verdunkelten und ihm puren Hass entgegenbrachten.
Im nächsten Moment verdrehten sich diese und das Wesen sank in sich zusammen.
Schneller als sonst verließ der Schwarzhaarige den Raum, schnell verließ er dieses Wesen, welches so eine magische Wiekung auf ihn hatte.
Dennoch vergass er den hasserfüllten Blick nicht, den der Hybrid in seinen letztem Momenten des Bewusstseins ihm entgegenschleuderte.


Written by Federsturm

Objekt XVIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt