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Die Vögel schienen zu verstummen, als das Auto zum stehen kam und die kampfbereite Truppe leise ausstieg. Ardy ballte seine Hände zu Fäusten, um das Zittern zu unterdrücken. Sein Herz flatterte von dem Adrenalin, das Blut rauschte in seinen Ohren.

Sie waren auf einer gewöhnlichen Lichtung ausgestiegen, nichts wies darauf hin, dass es hier einen Bunker gab, indem Menschen und Tiere aufs derbste misshandelt wurden. Dieser Gedanke ließ erneut Wut in Ardy aufsteigen, doch versuchte er sie mit aller Macht zu unterdrücken. Es würde nicht gut enden, wenn er sich von seinen Rache- Gedanken leiten ließ.

"Der Eingang aus dem Markus und ich gekommen sind, befindet sich in der Eiche dort. Der Baum ist hohl und somit perfekt, um unbemerkt in oder aus dem Bunker zu kommen. Aber wir müssen aufpassen, er wird eigentlich immer von mindestens einer Wache bewacht." Selbstbewusst ging Luna auf den genannten Baum zu, einen bewaffneten Polizist an ihrer Seite. Erneut verfluchte er die verdammten Beamten, dass sie sie ohne Waffen hatten gehen lassen. Es war so dumm und kurzsichtig! Sie sollten sich später aufteilen, wie sollten sie die Wachen überwältigen auf die sie treffen? Mit netten Worten und einer Einladung zu Kaffee und Kuchen? Wohl kaum.

Obwohl Luna und er beide unbewaffnet waren, strahlte Luna eine unglaubliche Ruhe und Kraft aus. Dabei war sie während der Fahrt noch so nervös gewesen. Insgeheim bewunderte Ardy sie. Sie war so stark! Vor vielleicht einmal zwei Tagen hatte sie ihn noch voller Angst bedroht und versucht ihn umzubringen. Und nun stand sie wieder hier am Bunker und half ihnen, die noch gefangenen Hybride zu befreien. So viel Mut hätte er selbst niemals gehabt. Er wäre wahrscheinlich wie ein feiger Hund davon gerannt, sobald sich die Möglichkeit dazu ergeben hätte. Wüsste er nicht, dass der Tigerhybrid dort drinne um sein Leben bangen würde, hätte er immernoch nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht.

Er holte einmal zitternd Luft, nickte den Anderen einmal zu und begab sich hinter Luna in den schwarzen Hohlraum in der Rinde.
Der Baum entpuppte sich als blosse Attrappe, um das Loch mit der Leiter zu verstecken.
"Am Besten ich geh vor, dann kann ich die Wachen ablenken und ihr euch reinschleichen." Mit diesen Worten verschwand Luna im Dunkeln. Nach ein, zwei Sekunden begann auch Ardy den Abstieg.

Während er Sprosse für Sprosse nach unten kletterte, streifte er immer wieder mit seinen Schultern die Wände, was eine gewisse Panik in ihm hervorrief. Als dann Marley über ihm die Leiter hinab kletterte und somit jegliches Licht aus dem kleinen Tunnel verbannte, wurde Ardy zunehmend mulmiger. Er hatte enge Räume und Dunkelheit noch nie wirklich gemocht und nun beides Zusammen durchstehen zu müssen war für seine ohnehin schon angeschlagene Psyche der reinste Albtraum.

Der Schwarzhaarige merkte wie sich sein Herzschlag beschleunigte und die Sprossen unter seinen Händen anfingen weg zu gleiten. Verzweifelt versuchte er sich auf den vor ihm liegende Rettung zu konzentrieren, er durfte jetzt keine Panikattacke bekommen! Er versuchte tief Luft zu holen, doch der erdige Gang verbannte jegliche Frische. Ardy merkte wie er zu zittern begann.
"Beruhig dich verdammt nochmal!" murmelte er sich leise zu.

"Achtung! Ich bin jetzt unten, also kletter erstmal nicht weiter. Ich klopf an die Tür, wenn die Wache weg ist." Lunas gewisperte Worte ließ Ardy erleichtert ausatmen, gleich würde er aus dem engen Gang rauskommen!

Während er auf der eisernen Leiter auf das Klopfen wartete, konzentrierte sich der Schwarzhaarige darauf, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. So laut wie es momentan klopfte, konnte man es sicher noch bis zur nächsten Stadt hören. Das Zittern ließ langsam nach und vorsichtig versuchte Ardy seine schwitzigen Hände an seiner Hose abzuwischen, ohne von der Leiter zu rutschen.

Als er schließlich das leise Klopfen hörte, holte Ardy ein letztes Mal tief Luft, verbannte die Sorgen und Zweifel aus seinen Gedanken und stieg die letzten Sprossen hinab.
"Auf in den Kampf." murmelte er leise und begab sich in den Bunker.

Objekt XVIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt