Kapitel 34

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Unsere Koffer liegen bereits fertig gepackt im Auto, während wir erst einmal etwas Essen. Mit 'wir' meine ich Frau Min, Woozi, Yoongi und auch Namjoon, denn dieser soll uns sagen wo Jin wohnt. Immerhin haben wir kein Navi. Um ehrlich zu sein weiß ich auch nicht, wie ich mich fühle. Ich fühle gerade einfach zu viel.

Ich spüre Angst. Angst davor den Alltag, welchen ich mir aufgebaut habe zu verlassen. Angst davor, was mich erwartet.

Ich spüre Freude. Freude meine Familie und vielleicht auch meine Erinnerungen wieder zu bekommen.

Ich spüre Trauer. Trauer Yoongi und seine Familie verlassen zu müssen.

Ich bin nervös, aufgeregt und verwirrt. Und mittlerweile bin ich auch echt überfordert mit meinem Inneren Chaos. Vor allem, weil ich Yoongi vielleicht sehr gern habe und ihn verlassen muss. Vielleicht werde ich ihn nie wieder sehen. Wir wohnen weit von einander entfernt. Ich habe auch kein Handy mehr, um mit Yoongi oder auch Woozi zu schreiben. Wir werden wahrscheinlich keinen Kontakt mehr zueinander haben. Außerdem hoffe ich sehr, dass meine Eltern nicht streng sind und Frau Min wegen Kindesentführung anzeigen. Eigentlich hat sie mich ja gerettet, also sollten meine Eltern sich freuen und Frau Min dankbar sein.

Aber woher soll ich das wissen?

Es gibt viele verrückte Menschen und man darf nicht bei fremden Leuten von dem normalen ausgehen. Obwohl ein richtiges normal gibt es eigentlich gar nicht, alles ist nicht normal. Wir sehen zwar bestimmte Dinge als Logisch und dadurch als normal an, aber es gibt nichts normales. Alles ist unterschiedlich, auch wenn es nur kleine Details sind. Trotzdem bezeichnen wir vieles als normal.

Meine Gedanken drehen sich heute echt um alles mögliche. Ich Philosophiere über wirklich alles. Ich mache mir auch Gedanken über verschiedene Reaktion meiner Eltern und auch der von Jin. Wie wird er reagieren, wenn er erfährt, dass ich keine Erinnerungen mehr habe? Wie sieht er eigentlich aus? Meine Erinnerung an ihn sind verschwommen und ich weiß nur, dass er schwarze Haare hatte, was allerdings völlig üblich ist bei Asiaten. Ich kann mich weder an seine Klamotten, noch an seine Figur erinnern...

[...]

Die Landschaft zieht viel zu schnell vorbei und am liebsten würde ich wie sonst auch, zuhause bei Frau Min, sitzen oder etwas mit Yoongi oder vielleicht auch mal wieder etwas mit Woozi unternehmen. Oder zumindest die Zeit noch genießen, die wir zusammen haben. Allerdings sitzen wir im Auto und fahren nach Busan. Warum konnte ich nicht eher erkennen, was Yoongi für ein netter und besonderer Mensch ist? Warum konnte Hoseok nicht früher kommen? Dann hätte ich mehr Zeit mit Yoongi verbringen können. Die Zeit in den letzten Tagen ist einfach zu schnell vergangen.

Im Auto ist es still, nur leise läuft das Radio, während Namjoon manchmal Anweist, wohin wir fahren müssen. Woozi sitzt an seinem Handy und schreibt mit jemanden, während Yoongi, so wie ich, einfach aus dem Fenster starrt. Ich würde gerne wissen, was er gerade denkt.

[...]

,,Da wären wir." Sagt Namjoon und deutet auf ein weißes größeres Haus. ,,Gut... dann sollten wir mal gehen..." seufzt Frau Min und steigt aus dem Auto. Namjoon, Woozi und ich kurz nach ihr.

Meine Hände fangen an zu schwitzen und ich spüre gerade nur die Angst und die Nervosität. ,,Du solltest klingeln Jimin." Murmelt Namjoon und deutet auf die Klingel, über welcher der Name Kim steht. Ich atme noch einmal tief ein und wieder aus, ehe ich auf die Klingel drücke.

Lost Memories-YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt