Die Realität sah dann doch etwas anders aus. Ich hatte ganz das furchtbare Biest vergessen mit dem wir hierhergekommen waren. Samuel fuhr erstaunlich langsam. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich mich noch in seinen geheiligten teuflischen Oldtimer übergeben musste. Die Sorge war um ehrlich zu sein auch nicht ganz unberechtigt. Ganze dreimal musste er schon eine scharfe Bremsung hinlegen, damit ich mich am Straßenrand übergeben konnte. Die armen Anwohner taten mir wirklich leid. Als wir die Stadt verlassen hatten, fuhren wir schon fast im Schneckentempo. Erst als wir am Anwesen ankamen, hatte ich es endlich geschafft Samuel in einer Kurzzusammenfassung die wenigen Informationen von Jo und Amy mitzuteilen. Zwischendurch hatte mich das Jammern und Fluchen auf den bösen Alkohol etwas abgelenkt. Weder Samuel noch ich schien auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich in dem Pub eine Liebeserklärung ausgesprochen hatte und das war im Moment auch besser so.Als wir schließlich aus dem Auto ausstiegen und anschließend durch ein kleines Gartenstück auf das Anwesen zuliefen, fühlte ich mich bereits wieder etwas normaler. Mir war immer noch leicht übel, ein furchtbarer Geschmack befand sich in meinem Mund und mein Rachen brannte höllisch, doch zumindest mein Gehirn schien wieder halbwegs klar zu funktionieren. Ich würde ganz sicher nicht mehr so viel Alkohol trinken, nahm ich mir fest vor, während ich missmutig neben Samuel her stapfte.
Plötzlich schoss ein feuriger Blitz vom Himmel herab und landete direkt vor uns. Ich brauchte einen Moment bis ich das Geschehene begriff, denn ich hatte noch nie eine derartig furchteinflößende Gestalt gesehen. Das Gesicht des Mannes war voller Zorn. Die Lippen hatte er zu einem schmalen Schlitz zusammengepresst und die stahlharten Augen musterten mich voller Verachtung. Jeder Muskel war zum Zerreißen angespannt und bereit mich jeden Moment mit den gefährlich aufblitzenden Dolchen in den Händen nieder zustechen. Beide dieser Klinge waren jeweils so lang wie mein Unterarm. Sie blitzten im Feuerschein zornig auf und versicherten mir damit zweifelsohne, dass sie mühelos Fleisch und Sehnen durchtrennen konnten. Auch die flammenden Flügel auf dem Rücken des Mannes zischten mich bedrohlich an. „Aidan?", fragte ich vorsichtig nach.
„Schweig, verdammter Mensch!", schrie mich der Mann vor mir an und kam dabei einen ganzes bedrohlich Stück näher auf uns zu.
„Was ist los?", fragte nun Samuel. Wut, Verwirrung und Misstrauen lagen in seiner Stimme.
„Wieso hast du Dolche?", fragte ich sofort im Anschluss. Nicht das sie nicht gefährlich aussahen, aber wäre eine Plasma- oder Laserwaffe nicht sinnvoller?
„Schweig Mensch!", schrie mich Aidan schon wieder an, doch eine passende Erklärung spuckte er nicht aus.
Samuel warf mir kurz angebunden zu: „Moderne Schusswaffen würden die Hitze des Fliegens nicht vertragen. Aidan müsste sie die ganze Zeit schützen, indem er die Wärme Flächenweise wieder absorbiert, was sehr anstrengend ist. Deswegen verwendet er Dolche aus einem speziellen..."
„Hör auf zu reden Samuel! Diese verdammte Schlange ist eine Verräterin!", rief Aidan dazwischen.
„Ich bin was?", fragte ich vollkommen perplex und auch Samuel starrte Aidan mit großen Augen an. Keiner von uns beiden wollte wirklich glauben, was er eben gehört hatte.
Doch Aidan schien noch lange nicht fertig und setzte erneut an: „Sie hat uns alle verraten! Sie hat sich hier nur eingeschleimt, um an Informationen zu gelangen. In Wahrheit steckt sie hinter den Explosionen!"
„Wie kommst du denn auf den Unsinn?", fragte ich mehr als nur ein bisschen entsetzt. Ich war sogar so bestürzt, dass ich für einen Moment fast glaubte Aidan würde uns einen Streich spielen. Leider sprachen seine todernsten Augen und die tödlichen zwei Dolche in seinen Händen eine ganz andere Sprache.
„Wir haben Beweise gefunden", behauptete Aidan geheimnisvoll. Mehr sagte er allerdings nicht.
Mein Herz sank in die Hose, trotzdem gab ich mich mutig und hob meine Augenbrauen an. „Beweise?", fragte ich verächtlich, während ich mein Gehirn verzweifelt durchforstete, was er damit meinen könnte.
„Ja", erwiderte Aidan eiskalt und vollkommen emotionslos. „Samuel komm bitte auf meine Seite, dann werde ich die Erklärung fortsetzten."
„Glaubst du etwa ich würde ihn gleich angreifen?", rief ich nun vollkommen fassungslos.
„Bei dir kann man sich da nie sicher sein. Ich möchte nicht wissen, zu welchen kranken Gedanken dein Gehirn fähig ist", erwiderte Aidan, doch nun war ich nicht mehr ängstlich, sondern einfach nur stinksauer.
Kleine Funken begannen um mich herum zu schweben wie wütende Glühwürmchen. Nach ein paar Sekunden erloschen sie jedoch. Scheinbar hatte ich durch Samuels kleine Flammen nicht wirklich viel Energie absorbiert. „Dann geh mal zu deinem Schoßhündchen", zischte ich den Flammengeborenen neben mir zu, der zum ersten Mal wirklich überfordert mit einer Situation aussah.
„Ich vertraue dir", erklärte Samuel, doch ich lachte bitter auf und warf ein: „Dein fliegender Köter scheinbar nicht, also geh endlich, damit ich mir diese Lüge anhören kann."
Samuel streichelte mir kurz tröstlich über meinen Rücken, bevor er sich zu Aidan stellte, der natürlich sofort eisig fortsetzte: „Diese Lüge, wie du sie nennen möchtest, hat handfeste Beweise. Während ihr in diesem Pub wart, gab es eine weitere Explosion. Zufälligerweise befand ich mich in der Nähe und war keine zehn Minuten später da. Rate mal was ich dort gefunden habe?"
Es war eigentlich eine rhetorische Frage, doch ich warf sofort zynisch ein: „Deinen verkohlten Verstand?"
„Nein, ein kleines elektronisches Gerät. Zuerst dachte ich, es wäre ein kaputtes XPad, doch meine Vermutung stellte sich kurz darauf als falsch heraus. Auf der Innenseite des vollkommen verqualmten Gehäuses war gesetztes treu eingedruckt, wer an dem Gerät mitentwickelt hat und rate mal wer ganz oben stand?", fragte Aidan nun mit einer echten Frage.
Ich hatte eine üble Vermutung, doch ich blieb weiterhin stoisch ruhig und antwortete: „Keine Ahnung vielleicht der Osterhase ?"
„Falsch, deine Firma und weißt du was das Witzigste daran ist?", hakte Aidan nun triumphierend nach.
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Mir fiel dieses Mal keine gute Erwiderung ein, dafür legte sich jedoch eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper. Wieso hatte ich plötzlich das dumpfe Gefühl, dass das Ganze für mich heute Abend nicht gut ausging?
„Ich habe einen Bekannten gebeten so viele Daten wie möglich vom Chip zu retten. Es war wirklich schwer, doch nach dem verbauten Sender, dem DA-Wandler und nach einigen geretteten Daten aus der CPU, sendet das Gerät ein ganz bestimmtes Hochfrequenzmuster aus", erklärte Aidan.
Ich durchforstete mein Gehirn und versuchte zu analysieren von welchem Gerät er sprach, doch leider hatten wir in letzter Zeit viele Transponder für die verschiedensten Firmen gebaut, die alle auf diese Beschreibung zutreffen könnten.
„Eigentlich ist an dem Teil nichts Besonderes. Ich wollte es bereits auf sich beruhen lassen, bis mir deine Geschichte wieder einfiel. Angeblich habe etwas einen Flammengeborenen die Kontrolle über sein inneres Feuer verlieren lassen, also habe ich Fr. Dr. Cordes angerufen. Ich schätze du weißt, was bei der Untersuchung des digitalen Frequenzmusters herausgekommen ist?" Nun klang in Aidans Stimme der scharfe Zorn mit.
Ich schüttelte stumm meinem Kopf und biss verzweifelt mit meinen Zähnen auf meiner Unterlippe herum. Welchen kranken Mist hatten wir da mitentwickelt?
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Entflammt ✔️
FantasyDie Liebe eines Flammengeborenen ist voller Leidenschaft, alles verzerrender Gefühle und tödlich für diejenigen, die sie nicht ebenso feurig erwidern. Das Schicksal hat beschlossen die temperamentvolle Menschenfrau Jenny Laurence und den Flammengeb...