Es war erst 15 Uhr. Ich hatte meinen Einkauf hinter mir, hatte meine Wäsche gewaschen und selbst Elli hatte einen Tropfen Wasser abbekommen. Mein Abwasch war halbwegs erledigt und man konnte mein Zimmer auf einmal wieder mit dem Wort bewohnbar beschreiben. Tatsächlich fühlte ich bei dem Anblick des halbwegs staubfreien Bodens, sogar etwas wie Stolz in mir aufsteigen. Wann hatte ich das letzte Mal so fleißig aufgeräumt? Das war...
Besser nicht darüber nachdenken, beschloss ich leicht peinlich berührt, als mir keine Antwort einfiel. Das einzige was ich noch nicht getan hatte, war den Hosenanzug wegzuschmeißen, den ich immer noch anhatte. Dieser verdammte Mistkerl von einem Flammengeborenen konnte etwas erleben, falls ich ihn je wieder sehen würde. Dieser Hosenanzug war nicht gerade billig gewesen, weswegen ich ihn nicht einfach in die Tonne klopfen wollte, nur weil er ein paar winzige Löcher hatte. Gott sei Dank waren fast alle kleinen Rußflecken nach einer professionellen Bearbeitung mit einem nassen Lappen verschwunden, weswegen ich den Anzug auf jeden Fall den Tag über noch tragen konnte.
Nun jedoch war ich absolut mit meiner freien Zeit überfordert. Normalerweise hätte ich in meiner Freizeit mit meinem Alpha X7 Pad verpasste Nachrichten nachgelesen, Musik gehört oder vielleicht ein bisschen programmiert. Ich hätte wahrscheinlich auch kurz Lisa angerufen, um zu erfahren wie es mit der Firma stand. Leider war mir dies heute nicht möglich. Vor einem guten Monat hatte mein Pad den Geist aufgegeben. Der Akku war vollkommen am Rande seiner Lebenszeit angekommen und leider konnte man dieses verdammte kleine Ding nicht austauschen. Seit dem Alpha, der Hersteller der Pads, auch die letzten kleinen Konkurrenten durch brillante Marketingstrategien in die Pleite getrieben hatte, hatte die gewaltige Monopolfirma ihren sicheren Stand ausgenutzt. Seither waren die Preise dieser Pads praktisch explodiert, doch kleine neu aufsteigende Unternehmen, die das wieder ändern wollten, hatten keine Chance gegen den globalen Player. Durch gut gezielte Marketingstrategien und hinterlistige kleine Imageattacken konnte Alpha kleine Start-up-Unternehmen recht einfach vom Fenster räumen. Geführt wurde Alpha von Leviathanen. Dabei war die Spitzenposition heißbegehrt und stetig bekämpft. Am Anfang hatte ich noch die Wechsel der Geschäftsleitung oder auch dem sogenannten geschäftsführenden CEO mitverfolgt, doch mit der Zeit hatte ich es aufgegeben, mir die ganzen fremden und aalgatten Personen in ihren perfekt sitzenden Anzügen zu merken. Viele Flammengeborener, Gestaltwandler oder Menschen beherrschten die Namen der jetzigen und ehemaligen jedoch Geschäftsleitung perfekt. Wenn man sie fragte, bekam man die Namen bitter ausgespuckt, denn sehr häufig war Alpha verantwortlich für den Kauf und die Umstrukturierung vieler kleinerer Unternehmen.
Nach zehn weiteren Minuten Löcher in die Luft starren, beschloss ich einfach kurz bei meiner Firma vorbeizusehen. Es hatte natürlich nichts damit zu tun, dass ein Juckreiz verursachender Flammengeborener immer wieder durch meine Gedanken streifte, sondern weil es immerhin wirklich sein konnte, dass etwas nicht stimmte. Ohne ein Pad war man in der heutigen Zeit nur sehr schwer erreichbar. Lisa würde zwar im äußersten Notfall einen Mitarbeiter bei mir vorbeischicken, doch dies war eine sehr zeitaufwendige, kostspielige und unsichere Methode, immerhin könnte ich mich auch außerhalb meiner Wohnung aufhalten. Aus diesem Grund würde meine Sekretärin mich nur im absolut größten Notfall benachrichtigen, was mir überhaupt nicht passte.
Also schnappte ich mir meine einfache schwarze Tasche, nahm den Schlüssel von der sauber aufgeräumten Küchentheke und verließ mein Zimmer. Diesmal achtete ich beim Zuschließen peinlich genau darauf, dass die Tür wirklich verschlossen war. Ich hatte keine Lust, sie noch einmal offen vorzufinden. Probeweise drückte ich sogar noch einmal die Türklinke herunter und schmiss mich mit meinem Körpergewicht gegen das Holz. Die Tür knackte ziemlich hässlich und ätzte, doch sie hielt mir stand und ging nicht auf. Anschließend eilte ich zu der Hochbahnstation und nahm kurz darauf auch schon eine Bahn. Da es Nachmittag war, waren die Wagons herrlich leer. Bei meiner Rückfahrt würde das sicher ganz anders aussehen, denn die ersten Pendler würden sich dann auf den Weg nach Hause machen.
Als ich den schlecht beleuchtenden Gang zu den Räumen meiner Firma entlangschlenderte, rannte mir auf einmal Thomas entgegen. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Panik und grimmiger Entschlossenheit, was in Kombination mit seinen schwarzen vollkommen zerzausten Haaren, eine wahrlich seltsame Mischung darstellte. Er erinnerte mich in diesem Zustand an ein verrücktes Genie, dem entweder im nächsten Moment die alles verändernde Idee kommen oder aber er in einem panischen Anfall zusammenbrechen würde.
Als er mich erkannte, erhellte sich sein vollkommen blasses Gesicht und er bekam sogar den Hauch einer Farbe. „Gott sei Dank, Jenny! Ich bin gerade wirklich froh, dass Lisa dich nicht von der Arbeit fern halten kann. Beschaffe dir endlich ein neues Pad, so kann das nicht weitergehen!"
Ich schaute Thomas erstaunt an. Nicht das „du" verwirrte mich. In meinem kleinen Unternehmen sprach man sich untereinander oft so an, zumindest wenn keine Klienten anwesend waren, aber bis jetzt hatte mich Thoms nur sehr selten Maß geregelt. Eigentlich war es bis jetzt nur ein weiteres Mal vorgekommen und damals war die Situation mehr als nur kritisch gewesen. „Was ist denn los?", fragte ich also sofort nach.
„Da ist so ein Leviathan in Lisas Büro. Er möchte dich scheinbar umgehend sehen." Thomas strich sich nervös durch seine Haare und zerwühlte sie noch weiter. Normalerweise war dieser Mann kein Nervenbündel, ganz im Gegenteil er war um einiger erfahrener als ich, sei es nun beim Programmieren oder wenn es um Kunden ging. Er hatte in seinem Leben bereits vieles Gesehen und sogar selbst ein Unternehmen gegründet, was jedoch die gierige Klaue von Alpha an sich gerissen hatte, aus diesem Grund musste ich mich wirklich auf das Schlimmste einstellen.
„Gehört er zu unseren Kunden?" Ich musste so schnell wie möglich ein Bild über die Situation bekommen, denn viel Zeit besaß ich nicht mehr. Eilig schritt ich mit Thomas den Gang zu Lisas Büro entlang.
„Nicht das ich wüsste. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass wirklich nicht für dich. Ein Kunde wie er würde wahrscheinlich kein gutes Ende für diese Firma bedeuten." Verwirrt starrte ich Thomas an. Was wollte er mit diesen Worten ausdrücken?
Doch ich hatte keine Möglichkeit mehr nachzufragen, denn keine zwei Schritte entfernt, wurde die Tür von Lisas Büro geöffnet. Heraus trat ein Leviathan von gut 1,90 m. Ich hätte mich auf die Zehnspitzen stellen können und würde neben ihm immer noch wie eine lachhaft winzige Witzfigur wirken. Seine Haare waren platinblond und fingen die wenigen Lichtstrahlen im düsteren Gang förmlich ein. Zu meinem Erstaunen waren seine Haare zudem sehr lang. Sie gingen ihm mindestens bis zur Hälfte seines Rückens. Damit sie ihn nicht stören, hatte er sie in seinen Nacken ordentlich zusammengebunden. Nicht eine einzige Strähne hatte sich geweigert seinen Anweisungen zu folgen und so wirkte seine Frisur perfekt. Gemeinsam mit dem schwarzen Anzug, welcher natürlich ebenfalls nicht den winzigsten Fleck, die kleinste Falte oder auch nur einen Fussel auf sich hatte, hätte er der perfekte Businessman aus einem Bilderbuch sein können.
Als sich sein Blick auf einmal in meine Augen bohrte, vergas ich zu atmen.
Und herzlich willkommen zurück,
jetzt wird die Partie mal etwas aufgemischt ;)
Wer könnte, dass nur sein und wird er die Firma wirklich gefährden?
Falls sich ein paar von euch vielleicht wundern, weswegen ich noch nicht auf die Kommentare geantwortet habe, ich bin leider krank. Ich werde jedoch auf jeden Fall antworten, sobald ich aus meiner Winterschlafähnlichen Situation wieder erwacht bin.
Tut mir sehr Leid ;)LG Sarah
P.S. Falls ihr noch Ideen für das 1K Read Special habt, dann würde ich mich unglaublich freuen.
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Entflammt ✔️
FantasíaDie Liebe eines Flammengeborenen ist voller Leidenschaft, alles verzerrender Gefühle und tödlich für diejenigen, die sie nicht ebenso feurig erwidern. Das Schicksal hat beschlossen die temperamentvolle Menschenfrau Jenny Laurence und den Flammengeb...