TWENTY - SIX

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ʟᴇᴛ's ᴛᴀʟᴋ.

Zwei Monate.

Chanyeol und ich sind gute zwei Monate ein Paar und ich habe das Gefühl, das erste Mal, seit geraumer Zeit richtig glücklich zu sein.

Ich fange unbewusst an zu Lächeln und muss mir ein leises Lachen verkneifen.

Bis ich ihre Stimme hinter mir wahrnehme.

,,Wie läuft die Schule, Ara?", kommt es unerwartet von meiner Mutter, welche sich neben mir gesellt hat.
Sie bleibt neben mir stehen und schaut über meine Schulter auf meine Zeichnung, welche ich geradeso angefangen habe.

Ich versteife mich sofort und blicke überrascht in ihre dunklen Augen, welche mir so fremd vorkommen.

Ich habe das Gefühl, diese Frau vor mir gar nicht zu kennen. Das alles schiebe ich auf meine Nichtexistierende Kindheit.

,,Die Schule läuft gut", antworte ich fast schon monoton und wende mich anschließend von ihr ab. Ihre Nähe macht mich dennoch nervös. Und dass sie mir gerade so nahe ist, raubt mir regelrecht den Atem.

,,Ich weiß von deinen schlaflosen Nächten, Ara", höre ich sie dann sagen und es schwingt etwas Fremdartiges in ihrer Stimme mit. Ihre Stimme klingt auf einmal so weich und es jagt mir einen Schauer über den Rücken.

,,Und?", hake ich leise nach und versuche dabei ruhig und gelassen zu klingen. Meine Hand, welche den den Stift hält, zittert leicht.

,,Warum hast du uns nie davon erzählt? Dein Vater fühlt sich so schuldig deswegen, dass er sich gar nicht traut nach Hause zu kommen", ihre Stimme klingt noch sanfter und ich spüre unerwartet ihre Hand auf einer Schulter. Es brennt.

,,Kannst du mich bitte loslassen?", frage ich sie zögernd und spüre sofort, wie sie ihre Hand sinken lässt.

,,Es tut mir leid, Ara. So, so leid", meine Mutter kniet sich neben mich und schaut zu mir hoch. Sie schaut ernst und besorgt zugleich.
Es verwirrt mich. Es ist Reue in ihrem Gesicht zu erkennen.

,,Schau mich an, Ara", kommt es nach wenigen Sekunden von ihr, die mir doch wie eine Ewigkeit vorkommen.


Stille.

,,Joo Ara", als sie meinen Namen ausspricht, kann ich nicht mehr anders, als nachzugehen.

Luftanhaltend blicke ich zu ihr und habe das Gefühl, dass ich gleich blau anlaufe. Meine Mutter lächelt etwas— eine Geste, welche sie mir fast nie gegenüber zeigt.

,,Atme, mein Schatz", sagt sie leise und hebt ihre Hand, um Diese auf meinen Kopf zu legen. Sie geht mir leicht, fast schon vorsichtig durch die Haare. Ich stoße leise die Luft aus und atme tief ein, um wieder Invasion ausatmen zu können.

,,Gott, ich hätte das viel früher tun sollen", ihre Stimme bricht unerwartet ab und sie nimmt ihre Hand sofort weg, aber nur um diese vor ihrem Mund zu halten.

Meine Augen weiten sich etwas, als ich sehe, wie sie anfängt zu weinen. Unzählige Tränen laufen ihre Wangen runter und ein erstickter laut entfährt ihr. Ich brauche nur einmal blinzeln— bis ich mich unerwartet in ihren Armen wiederfinde.

Es fühlt sich so fremd an, aber dennoch ist da etwas, wonach ich mich gesehnt habe.

,,Ich mache dir keine Vorwürfe, Ara. Dass du uns nichts von deinen Problemen erzählst..eine Ärztin hat uns vor Wochen angerufen und deinen Vater und mich zu einem Gespräch eingeladen und ich habe bis heute gehofft, dass du damit zu uns kommst", ich höre ihr gar nicht mehr zu, da meine Ohren auf einmal taub werden.

,,Eri..", gebe ich ausversehen von mir und sie lässt mich sofort los.

Ihre Augen sind gerötet und ihre Wangen nass, als sie mich erschüttert ansieht. ,,Hasst du uns so sehr?", fragt sie mich fast schon kläglich und ich schlucke kaum hörbar.

,,Nein", antworte ich fest.

,,Du hast mich grad bei meinem ersten Namen genannt. Das sagt doch Vieles, Ara", meine Mutter schnieft etwas und stellt sich wieder hin und geht sich mit ihren Handrücken über ihre nasse Wangen.

Ich weiche ihrem Blick aus und seufze leise. ,,Ich bin nur enttäuscht, das ist alles", antworte ich nur viel zu leise.

,,Ara, ich—"

,,Dass der Anruf einer Ärztin euch erst die Augen geöffnet hat, ist traurig", unterbreche ich sie und ich traue mich erst nach ein paar Sekunden wieder in das leidende Gesicht meiner Mutter zu schauen.

,,Du hast recht", ist alles, was ich als Antwort bekomme.

,,Gut zu wissen", antworte ich knapp und will mich wieder meiner Zeichnung widmen, als meine Mutter mich mit wenigen Wörtern aus dem Konzept bringt.

,,Ich hatte früher in deinem Alter auch Albträume. Weißt du was geholfen hat?", fragt sie mich sanft und ich schaue sie mit geweiteten Augen an.

,,Was?", bringe ich kaum hörbar über meine Lippen.

,,Es hat mir sehr geholfen mit meiner Mutter darüber zu reden. Also, Ara.
Was hälst du davon?", sie lächelt ein wenig, aber es kommt so gezwungen rüber.

Sie wirkt so erschöpft und traurig.

Ich schlucke leicht und habe das Gefühl, dass sich ein großer Knoten in mir löst.

Dann nicke ich und meine Mutter atmet erleichtert aus. Fast so, als hätte sie ebenfalls für eine geraume Zeit, die Luft angehalten.

SWEET | p.cy✔︎ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt