FOURTY - FOUR

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ʟ|
ʟɪ|
ʟɪᴀ|
ʟɪᴀʀ|

Chanyeols Sicht.

,,Man will mich doch verarschen", grummelt Jongin leise, als er mich erblickt. Ich kicke die Türe leicht auf und sehe, wie Jongin gerade dabei ist, seine Tasche auf einen von zwei großen Betten zu stellen.

Ich antworte nicht, da diese Variante am besten ist. Schweigend schließe ich die Türe hinter mir und gehe mit schnellen Schritten auf das freie Bett zu. Ich lege meine Tasche auf das Bett und habe gerade vor, meine Flasche rauszuholen, als mich Jongins Stimme an meinem Vorhaben hindert.

,,Das, was du mit Ara abziehst, ist das allerletzte, Mann." Ich halte sofort inne und blicke ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

,,Was hast du gesagt?", hake ich nochmals nach. Ich kenne die Antwort bereits, aber ich wünsche mir innerlich sehnlichst, dass ich mich verhört habe.

,,Das, was du gehört hast", erwidert Jongin verächtlich. Und ich spanne meine Kiefer an.

,,Yuri hat mir alles gebeichtet, worüber ihr beide geredet habt", fügt Jongin hinzu und lässt sich aufs Bett fallen. Er schaut an die Decke und verschränkt seine Arme hinter seinem Kopf, während er kurz seine Lippen schürzt.

Zur Hölle, was?

,,Chanyeol, das bist nicht du", höre ich ihn dann sagen. Er klingt mit einem Mal nicht mehr so verächtlich, sondern ruhig. Meiner Meinung nach zu ruhig. Mich überrascht es, dass keine Besorgnis in seiner Stimme mitschwingt und er fast schon gleichgültig klingt.

,,Was scheinst du denn zu wissen?", fahre ich ihn an. Jongin seufzt nur und zuckt mit den Schultern.
Er blickt immer noch an die Decke und schnaubt dann leise.

,,Dass du es besser findest, es vor ihr geheim zu halten, als sie damit zu konfrontieren. Du willst dafür sorgen, dass sie nicht verletzt wird. Aber Chanyeol", Jongin setzt sich mit einem Mal auf und blickt mich fast schon befremdlich an.

,,Das ist scheiße, was du da abziehst", fügt er dann hinzu und ich seufze.

,,Es ist meine Sache", antworte ich nur und hole meine Flasche raus.

,,Ja, wie du meinst", entgegnet er nur und legt sich wieder hin. Dann schließt er die Augen und lässt mich damit endlich in Ruhe.

Meine Laune ist im Keller, das ist klar. Und die Anderen scheinen es zu bemerken, weshalb sie mich in Ruhe lassen. Ich bin froh, dass Ara außer Reichweite ist, da ich im Moment echt keine Person zu Gesicht bekommen möchte.

Stattdessen greife ich nach meinem Handy, laufe aus dem Hotel, weiter den Weg runter und halte irgendwann vor einem kleinen Spielplatz. Ich entsperre mein Handy, als ich mich auf eine Schaukel setze und wähle eine Nummer.

Es dauert keine drei Sekunden, bis die besagte Person abhebt.

,,Ich dachte, ich könnte dir vertrauen?", frage ich mit ruhiger Stimme. Ich bin nicht wütend, ich bin enttäuscht. Sehr enttäuscht.

Mal wieder.

Ich vergrabe meine Füße in den weichen Sand und schaue hoch in den blauen klaren Himmel, während am Ende der Leitung geschwiegen wird. Ich weiß, dass sie mit ihren Worten ringt, aber ich verstehe nicht, warum sie mich verraten hat.

,,Chanyeol..", ist das einzige, was sie zu Stande bringt.

,,Macht es dir Spaß?", frage ich stattdessen und senke meinen Blick wieder. Meine Augen sind auf den Baum, welcher ein paar Meter vor mir steht, gerichtet, während sich mein Griff um mein Handy verkrampft.

,,Nein, ich—"

,,Musst du immer mein Vertrauen ausnutzen, Yuri?", unterbreche ich sie schroff.

,,Jongin hat sich Sorgen um dich gemacht!", protestiert sie sofort und ich schnaube verächtlich.

,,Das war etwas zwischen uns", erwidere ich schroff.

,,Weißt du was, Chanyeol?", kommt es nun von ihr und ich atme scharf aus. Ihr Tonfall ist fast schon klagend, aber erschöpft zugleich.

Ich habe das Gefühl zu wissen, was auf mich zu kommt.
,,Was?", presse ich leise hervor und schaue woanders hin.

,,Ich bin es leid. Zu wissen, dass ich dich verletzt habe und mich von dir fern halten will. Weißt du, wie hart es ist, sich keine Hoffnungen zu machen, nachdem man sich drei Stunden in der Nacht mit der ersten großen Liebe unterhalten hat? Und dann gesagt bekommt, dass es kein Uns mehr geben wird? Es ist verdammt hart, Park Chanyeol", es herrscht Stille und ich höre, wie sie ausatmet.

,,Du bist ein egoistischer Mensch, der davon redet, verletzt worden zu sein. Dabei verletzt du all die Menschen um dich herum. Du belügst Ara immer noch, anstatt ihr die Wahrheit zu sagen, tust mir weh, indem du dich mit mir abgibst, obwohl wir das beide nicht wollen..merkst du nicht, wie verdreht das ist?", sagt sie nun und ich schlucke.

Ich habe alles erwartet, aber nicht das.

Und dann erinnere ich mich, an die ersten Momente mit Ara. Wie ich sie geküsst habe, wie ich sie von mir gestoßen habe, damit ich nicht selbst wieder verletzt werde— nach der Beziehung mit Yuri.

Wie Ara wegen mir ins Krankenhaus gekommen ist und wie ich, obwohl, ich wusste, dass es sie verletzen würde, wenn wir nur Freunde wären, in ihrer Nähe geblieben bin, um auf sie aufzupassen.

Alles kommt auf einmal. Dieser Druck, der immer stärker wird.
Ich lege sofort auf und meine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig und schnell. Es ist erschreckend.

Es dauert nicht lange, bis ich mich beruhigt habe und es dauert auch nicht lange, bis mir wirklich klar wird, was für ein egoistischer Bastard ich bin.

Verdammt.

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Danke für 2k Aufrufeeee

SWEET | p.cy✔︎ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt