2.

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„Ihr kennt euch?", Class schaute verwundert zwischen uns beiden hin und her.
„Flüchtig.", gab ich knapp zurück.

Dieser Typ war also der neue Gitarrist der Band? Das konnte doch jetzt nur ein schlechter Scherz sein. Ich versuchte mir meine angepisste Stimmung nicht anmerken zu lassen.

Ich ging weg und ließ die beiden einfach stehen, wobei mir der fragende Gesichtsausdruck meines Bruders nicht entging. Doch ich ignorierte es einfach und mischte mich unter die Leute. Später bestellten wir unser Essen und natürlich saß ich gegenüber von Mr. Arschloch. Doch ich vermied den ganzen Abend über den Blick den er mir zuwarf.
Class, der neben mir saß, stupste mich unter dem Tisch an und flüsterte mir zu: „Was ist denn los mit dir?".
„Erklär ich dir später."

Nach dem Essen blieben wir noch sitzen und redeten und tranken auch etwas. Es war echt sehr lustig und ich hatte doch noch Spaß. Dann ging ich vor die Tür um mir eine Zigarette anzumachen.
Ich wollte sie mir gerade anzünden, als Class mit einem Bier in der Hand neben mir auftauchte. „So, jetzt erzähl mal. Was hast du denn für ein Problem mit unserem Pi?"
„Gar keins.", sagte ich emotionslos. „Ally, ich bin dein Bruder, du kannst mir nichts vormachen!", sagte er, zog eine Augenbraue nach oben und versuchte streng zu klingen. Wie ich es hasste, wenn er das tat, auch wenn es lustig aussah. „Sieh mich nicht so an!", protestierte ich. Doch natürlich hörte er nicht auf. Typisch Class.
Also erzählte ich ihm von meinem eher unfreiwilligen Treffen mit dem neuen Mitglied der Band gestern.
„Deswegen bist du angepisst?", fragte er und lachte. „Hör auf mich auszulachen!". „Ach komm schon, benimm dich doch nicht wie eine 12 Jährige!", sagte er. „Tu ich doch gar nicht!", entgegnete ich.
„Tu ich dich gar nicht.", äffte er mich nach. „Hör auf du Spinner!", ich schlug ihm gegen den Arm, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. So sehr ich auch wollte, ich konnte nicht ernst bleiben und stieg in sein Lachen mit ein.
Er nahm mich nochmal in den Arm bevor er wieder reinging und mich allein ließ.

Ich checkte mein Handy um zu sehen, ob sich Noah gemeldet hatte. Nichts. Wieso hatte er mir nicht geschrieben?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mich plötzlich jemand von der Seite ansprach. „Hey."
Ich drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Neben mir stand Pi lässig an der Wand gelehnt. „Was willst du?", fragte ich und verdrehte die Augen. Konnte er mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?

„Wir hatten noch gar keine Gelegenheit uns heute mal richtig zu unterhalten, ohne das du mich anpöbelst oder einfach weggehst.", begann er. „Ich? Wie kommst du denn darauf?", mein sarkastischer Unterton schien ihn nicht zu stören. Er lachte kurz. „Tut mir leid wegen gestern.", sagte er. Ich nahm einen weiteren Zug von meiner Zigarette und murmelte nur: „Ach vergiss es einfach."

Dann herrschte eine ziemlich unangenehme Stille zwischen uns. „Ich wusste gar nicht, dass Class eine Freundin hat.", fing er an. Mein Kopf schnellte zu ihm rüber und ich riss überrascht die Augen auf. „Warte, du denkst Class und ich...", und in diesem Moment konnte ich nicht anders, als in schallendes Gelächter auszubrechen! Pi sah mich merkwürdig an und man konnte ihm ansehen, dass er überlegte, was er falsch gesagt haben könnte.
„Was ist daran so komisch?", fragte er.
Ich versuchte mich zusammenzureißen um zu antworten. „Also so weit ich weiß ist es nicht erlaubt mit seinem Bruder auf diese Weise zusammen zu sein!"

Nun war Pi derjenige, der die Augen aufriss. Sogar sein Gesicht färbte sich rot. „Oh...das...kam jetzt unerwartet...", stotterte er. Ich sagte, dass es schon okay sei und zum ersten Mal lächelte ich, ohne genervt oder angepisst über seine Anwesenheit zu sein.

„Hör zu, wir hatten einen schlechten Start, aber vielleicht können wir die Sache vergessen und nochmal neu anfangen?", ein hoffnungsvollen Lächeln umspielte seine Lippen.
Ich konnte schlecht nein sagen. Immerhin musste ich doch mit ihm auskommen, da wir ja jetzt zusammenarbeiten würden. Ich nickte. „Okay."

„Gut.", er hielt mir seine Hand hin, „Ich bin Pi.". Ich nahm seine Hand in meine. „Ally."
Wieder herrschte Stille, aber dieses Mal war es keine unangenehme. „Warum eigentlich Pi?", fragte ich nach einer Weile. „Ist ein Spitzname, der in der Schule irgendwie entstanden ist und naja seitdem nennen mich alle so.". Wieder nickte ich nur.

Ich weiß gar nicht, wie lange wir einfach so da standen. „Willst du nicht langsam mal wieder rein zu deiner Party?", fragte ich. Pi lachte und nickte. Er drehte sich herum und öffnete die Tür zur Kneipe. Bevor er eintrat blieb er stehen und fragte: „Kommst du auch wieder mit rein?".
Ohne ein Wort zu sagen, ging ich auf ihn zu. Er hielt mir die Tür auf und ließ mich zuerst hineingehen.

Bis fast 2 Uhr blieben wir noch in der Kneipe und hatten eine tolle Zeit.

My NightingaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt