My Nightingale

11.

Heute war Donnerstag. Ein Tag vor Tourstart.
Die Jungs hatten mich eingeladen mit ihnen Essen zu gehen und es war ja gar keine Frage ob ich ablehnen würde. Ich sagte sofort zu. Gerade war ich dabei schon mal meinen Koffer zu packen. Da musste man wirklich an vieles denken.

Class war wie gewöhnlich bei Kira und Pi war im Fitnessstudio.
Was kann ich sagen, das mit uns war ziemlich kompliziert. Er verstand meine Sorgen, dass Class es herausfinden würde und er stimmte zu das, was zwischen uns lief geheim zu halten. Und ich würde nicht gerade behaupten, dass da wenig lief. Seitdem ich das erste Mal mit ihm geschlafen hatte konnte ich nicht genug von ihm bekommen.
Er war wie eine Droge ohne die ich nicht funktionieren konnte.
Doch auch so war er einfach toll. Er schrieb mir immer süße Nachrichten oder flüsterte mir Komplimente ins Ohr sobald er die Chance dazu hatte. Wenn wir uns im Studio sahen oder einfach irgendwo, wo die anderen noch dabei waren

Ich war allein zu Hause also hatte auch niemand etwas dagegen, dass ich die Musik bis zum Anschlag aufdrehte. So vergingen bald 2 Stunden wie im Flug, bis ich mich dazu entschloss mich für den heutigen Abend fertig zu machen.
Ich entschied mich für ein schwarzes Kleid, was mir bis zu den Oberschenkel ging. Dazu trug ich eine schwarze Strumpfhose und schwarze Absatzschuhe. Ich schminkte mich ein wenig und wurde kurze Zeit später von Class und Kira abgeholt.

Class war ziemlich lässig gekleidet, doch Kira trug eine lange, schwarze Röhrenjeans und ein bauchfreies Top, was ihre Figur total betonte. Auf der Fahrt unterhielten wir uns ein wenig über Dies & Das. Mein Bruder meinte, wir würden uns alle dort treffen. Wir fuhren zu einem Restaurant in der Innenstadt nahe der Elbe. Es waren schon einige von uns da. Als wir ausstiegen und auf den Eingang zugingen, sah ich schon weiten Pi, der mit dem Rücken zu mir stand. Gared hatte ihn mitgenommen, deswegen ist er nicht mit bei uns mitgefahren.

Als er sich umdrehte und mich sah, wurden seine Augen größer und musterten mich von oben bis unten. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte diese Reaktion nicht erwartet. Denn das hatte ich! Ich musste ja zugeben, dass er selbst auch richtig gut aussah. Das schwarze Hemd, was er trug stand ihm super!

Ich ging die Runde herum und begrüßte alle. „Wow Ally! Du siehst toll aus! Class, pass auf sonst schnappt dir jemand die Kleine noch weg!", lachte Chris und umarmte mich. Ich lachte leise. Dann stand ich vor Pi, der immer noch mein Outfit abcheckte. „Hey.", sagte ich zu ihm. „Hi.". Wir beide wussten, dass das hier ziemlich merkwürdig war. Eine kurze Umarmung war das einzige, was wir hinkriegten.

Wir gingen rein und der Kellner führte uns zu unserem Tisch. Rechts von mir saß Gared, zu meiner linken Kira, Class an der Stirnseite neben seiner Freundin und mir gegenüber Pi. Die Anderen hatte sich am Rest des Tisches verteilt. Wir bestellten unsere Getränke und redeten ein wenig.

Dann auf einmal sagte Gared: „Alter, Pi! Welcher Vampir hat dich denn gebissen?". Sofort wurde Pi's Gesicht rot und er fuchtelte nervös an seinem Kragen herum. „Niemand.", sagte er. Ich biss mir auf die Zunge, damit ich mir ein Lachen verkneifen konnte.
An Pi's Hals sah man einen Knutschfleck, der wohl von gestern war, als wir allein zu Hause waren und versuchten, einen Film zu schauen.
„Du hast eine Freundin? Seit wann das denn?", fragte Class sofort. Und ehe er sich versah, lagen alle Blicke am Tisch auf Pi. Die Anderen bombardierten ihn mit Fragen.
„Wer ist denn die Glückliche?", wollte Kira wissen.

Schien so, als würde er kurz überlegen. Dann lächelte er.
„Sie ist toll. Sie ist lustig, womöglich genauso durch geknallt wie ich und...wunderschön.".
Die Art, wie er es sagte, hätte mir fast die Tränen in die Augen getrieben. Sein Blick fand kurz meinen und er lächelte. Ich verlor mich kurz in seinen Augen bis mir bewusst wurde, dass wir hier nicht allein waren und ich unterbrach den Blickkontakt.

Er sprach von mir. Ich war das Mädchen, was er beschrieben hatte.

Kira ließ neben mir nur ein leises „Aww" von sich geben. Nik, der neben Pi saß klopfte ihm auf die Schulter und meinte: „Und wann lernen wir die Gute mal kennen?". Pi lachte kurz. „Noch nicht.", sagte er scheinheilig.
Tja Leute....ihr kennt sie schon. Sie sitzt mit euch am Tisch!
Aber Moment mal! Er hat mich gerade als seine Freundin bezeichnet!!!
Sollte das also heißen, dass...

Der Kellner kam zurück und nahm unsere Bestellungen auf.
Während wir auf unser Essen warteten warfen Pi und ich uns immer wieder kurze Blicke zu. Ich wollte am liebsten sofort mit ihm reden. Ihn fragen, ob er das wirklich ernst gemeint hatte.

Später entschuldigte ich mich, um zur Toilette zu gehen. Sofort sprang Kira auf und begleitete mich. Wir gingen die Treppen hinunter und folgten den WC-Schildern durch den langen Gang im Kellergeschoss. Als wir die Toilette erreichten sagte sie: „Okay raus mit der Sprache. Was läuft da bei euch ab?". Ich sah sie verwundert an. „Was meinst du?", ich zog die Augenbrauen zusammen. „Pi hat von dir gesprochen oder?", sagte sie. „Ich weiß nicht wovon du redest!", versuchte ich vom Thema abzulenken. Doch hier vor mir stand Kira. Die konnte mal von sowas nicht so schnell abwimmeln!
„Ally, ich kenne dich schon eine ganze Weile! Du bist nicht gut darin, dich aus Sachen rauszureden. Und ich hab die Blicke zwischen euch gesehen. Also?"
Ich zögerte. Ich sah zu Boden. „...bitte sag es nicht Class!", plötzlich klang ich wie ein kleines Kind, was versuchte sich vor dem Ärger der Eltern zu beschützen! Kira riss die Augen auf. „Warte, es stimmt also?", sie klang auf einmal dich ziemlich überrascht! „Seit wann läuft die Sache denn schon?", wollte sie wissen.
Ich lehnte mich gegen die Waschbecken. „Noch nicht sehr lange...", begann ich. „Bitte Kira, du darfst es Class nicht sagen! Er würde mich umbringen und Pi gleich dazu!", bettelte ich.
„Hey hey hey Ally! Keine Sorge, von mir erfährt er nichts. Aber du weißt schon, dass er es früher oder später wohl herausfinden muss!", sie hatte ja recht. Ich nickte. Kira kam auf mich zu und umarmte mich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging sie wieder.

Als ich kurze Zeit später wieder zurück gehen wollte wurde ich plötzlich am Arm gepackt und in eine Ecke gezogen. Als ich merkte, dass es Pi war schlug ich ihm gegen den Arm. „Mach sowas nie wieder!", sagte ich und musste gleichzeitig lachen. „Sorry."

Er lächelte mich an und stand nun ziemlich nah bei mir. Ich konnte nicht anders, ich musst einfach fragen. „Sag mal, das was du vorhin gesagt hast, war das ernst gemeint?"
Er nickte. „Ja."
Sofort fing auch ich an zu lächeln. „Das find ich gut.", ich zog ihn an mich und küsste ihn kurz.

„Weißt du eigentlich das du mich in diesem Outfit ziemlich verrückt machst?", raunte er in mein Ohr. Ich sah ihn an. Seine Augen verdunkeln sich und ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Ziel erreicht. Ich hatte ihn um den kleinen Finger gewickelt. Ich kicherte. „Das findest du witzig? Weißt du, wenn wir hier nicht in der Öffentlichkeit wären, dann würde ich jetzt ganz unanständige Sachen mit dir machen.", sagte er, was dafür sorgte, dass mir nun auch noch ein Schauer über den Rücken fuhr.

Er wollte spielen? Fein. Aber da hatte er nicht die Rechnung mit mir gemacht. Jetzt war ich an der Reihe. „Ach wirklich?", flüsterte ich verführerisch. Er nickte langsam. „Da hat's ja jemand nötig!", lachte ich leise.
Ich ließ meine Hände langsam immer weiter nach unten gleiten.
Vergnügt beobachtete ich, wie er fast durchdrehte.
„Tja, doch leider wird das jetzt nichts.", mit diesem Satz schob ich ihn von mir und ging grinsend weg. „Dein Ernst?", fragte er. Ich drehte mich um und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das wird du noch beruhigen!", sagte er. „Mh-mh", gab ich zurück und ging mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht wieder zurück an den Tisch.