Ich saß in dem kleinen Büro im Studio und bearbeitete ein paar Bilder. Spöter holte ich mir einen Kaffee und wollte dann mein Mittag essen.
Als ich zurück kam war ich nicht mehr allein. Ich musst sein Gesicht nicht sehen, um ihn zu erkennen. Er stand mit dem Rücken zu mir und ich konnte sehen, dass er in ein paar meiner Ordner herumblätterte.
„Was willst du hier?", fragte ich emotionslos. Noah drehte sich zu mir um und schaute mich an. „Ich wollte mit dir reden.", sagte er. Ich zog eine Augenbraue nach oben. Mit mir reden? Echt jetzt?
„Ist das dein Ernst? Was gibt es bitteschön noch zu reden? Du hast mich wochenlang verarscht und du denkst, dass ich dir sowas einfach verzeihen kann?!", meine Wut stieg immer weiter. Dachte er wirklich ich bin so dumm?„Komm schon, Ally. Es tut mir leid! Bitte komm zurück.", er kam auf mich zu und da fiel es mir auf. „Bist du betrunken?", fragte ich und wich zurück. Er sagte nichts. „Noah, hau ab.", forderte ich ihn auf. Er stockte. Seine Augen weiteten sich und er sah mich verdutzt an. „Was?", fragte er und zog seine Augenbrauen zusammen. „Du hast mich schon verstanden!", sagte ich knallhart zurück.
„Hey Ally, alles okay?", mein Kopf schnellte zur Tür. Vor mir stand Pi, der mich mich etwas besorgniserregend ansah. Er schien wohl zu begreifen, was hier gerade abging und kam ins Zimmer. Ehrlich gesagt, ich war froh das er da war. „Ja. Noah wollte gerade gehen.", sagte ich und schaute wieder zu Noah, der nur zwischen mir und Pi hin und her sah. Sein Blick veränderte sich. Er sah plötzlich ziemlich sauer aus, was mich zugegebenermaßen etwas einschüchterte. „Weißt du was? Vergiss es! Ich kann was besseres finden, als so ne eingebildete Zicke wie dich!", fuhr er mich an, schenkte mir einen letzten abwertenden Blick und verschwand aus dem Zimmer.
Ich wollte es nicht zulassen, aber seine Worte schmerzten. Das war nicht der Mann, in den ich mich damals verliebt hatte. Das hier war nur ein Fremder, der in Noahs Körper lebte. Ich konnte nicht fassen, dass er die Jahre ,in denen wir zusammen waren, einfach so weggeschmissen hatte. Ich hasste ihn dafür. Doch leider kann man seine Gefühle für einen nicht so leicht abstellen...ich liebte ihn immer noch. Wenn auch nicht mehr so wie früher, denn so würde es nie mehr werden. Ich hatte immer noch Gefühle für den Mann, mit dem ich auf dem Sofa gesessen hatte und der mir ins Ohr flüsterte, dass er mich liebt. Nicht für den Typen, der hier zur Mittagszeit mit einer Alkoholfahne auftauchte und mich beleidigte.
„Geht's dir gut?", fragte Pi und riss mich aus meinen Gedanken. Ich setzte ein gestelltes Lächeln auf und nickte. „Sicher.". Er legte seinen Kopf schief und sah mich komisch an. „Wirklich? Du siehst nicht so aus...", sagte er zaghaft. Ich wollte stark bleiben. Ich musste stark bleiben.
Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch und ging wieder meiner Arbeit nach. „Ja Pi, es ist alles bestens. Wirklich!", er schien nicht wirklich überzeugt zu sein, hakte aber nicht weiter nach und ging. Als ich endlich allein war, ließ ich den Tränen freien Lauf...Am Abend war ich mit Lilith verabredet. Ihr ging es wieder besser und somit beschlossen wir, etwas essen zu gehen. Wir gingen in ein Restaurant am Hafen, wo es wirklich köstlich schmeckte. Der Kellner hatte wohl ein Auge auf Lilith geworfen, denn er gab uns sogar einen Dessert aus. Ich kann es ihm nicht verübeln, sie ist wirklich wunderschön. Mich wunderte es, warum sie keinen Freund hatte. „Ich warte auf den Richtigen.", das war ihr Motto. Sie hörte nicht schlecht, als ich ihr von der Sache mig Noah erzählte. Ihre Schimpfwörter um Noah zu beschreiben zog die Aufmerksamkeit des anderen Gäste auf sie, doch ihr war das egal und ich fand es ehrlich gesagt witzig. Sie redete gut auf mich ein, sodass die Sache vom heutigen Tag nicht mehr so schlimm war, wie noch vor einigen Stunden. Sie wusste immer, was man sagen und tun musste, damit es einem besser geht.
Irgendwann verließen wir das Restaurant und machten uns auf den Heimweg. Lilith fuhr mich nach Hause.
Ich schloss die Tür zur Wohnung auf. Da Class eigentlich jede Nacht bei Kira verbrachte, hatte ich sein Zimmer in Beschlag genommen. Und alles was ich wollte war nur noch ins Bett zu gehen.
Ich bog nochmal in die Küche, um mir eine Flasche Wasser zu holen. In der Küche traf ich auf Pi, der am Küchentresen gelehnt war. Ich holte mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und bevor ich die Küche verlassen konnte fiel mein Blick auf Pi. Er hatte den Kopf gesenkt und hatte etwas in der Hand. War das ein Eisbeutel?„Was ist passiert?", fragte ich. Ich ging auf ihn zu. „Hatte einen kleinen Unfall vorhin beim Training...", gab er kurz zurück. „Zeig mal her.", sagte ich und nahm ihn den Eisbeutel aus der Hand. Seine rechte Hand war etwas geschwollen und seine Knöchel gerötet. „Komm mit, das kann man nicht so lassen.", ich zog ihn mit ins Bad, wo er sich ans Waschbecken lehnte und mich beobachtete. Ich zog den ersten Hilfe hervor. „Du kennst dich hier ja wirklich ziemlich gut aus.", lachte er leise. „Bei meinem Bruder sollte man immer wissen, wo sowas zu finden ist. Du hast ihn nicht bei seinem Geburtstag vor zwei Jahren erlebt.", scherzte ich. Auch Pi musste kurz auflachen.
Ich fing an seine Hand zu behandeln. Als ich schließlich eine Salbe draufgeschmiert hatte und einen Verband drumgebunden hatte, sagte er: „Das ging ja schnell.". „Ich hab Übung darin...", sagte ich leise und packte die Sachen wieder zusammen. „Ach ja?". „Ich musste das bei Noah oft machen. Als ich ihn kennenlernte hat er sich oft geprügelt.", sagte ich. „Das hätte ich mir denken können.", er senkte seinen Kopf. Ich dachte kurz über seine Worte nach.
Ich stöhnte und ließ mich auf den Wannenrand nieder. „Er war vielleicht manchmal schwierig, aber er war gut zu mir. Er hat mich geliebt...", sagte ich. „Nicht so sehr, wie du vielleicht dachtest.", Pi's Stimme hatte einen scharfen Unterton. Er sah mich an und sein Blick wurde weicher, als er mein trauriges Gesicht sah. „Scheiße, tut mir leid...ich hab laut gedacht.", man konnte sehen, wie unangenehm das war. „Nein, ist okay. Du hast ja Recht...irgendwie.", gab ich zurück.Er kam langsam auf mich zu und setzte sich neben mir. „Das hast du nicht verdient.", sagte er leise. Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln. „Du hast jemand verdient, der dich besser behandelt als dieser mieser Betrüger.", fügte er hinzu.
Es war still. Dann sagte er etwas, womit ich nicht gerechnet hätte:
„Ich weiß, ich würde es tun..."
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My Nightingale
FanfictionAlly ist nicht nur die Tour-Fotografin von Lord Of The Lost, sondern auch die kleine Schwester von Class. Eigentlich könnte ihr Leben nicht besser laufen...zumindest bis ein neuer Gitarrist in der Band aufgenommen wird und Ally's Welt ziemlich auf...