My Nightingale

13.

Tour-Tag 2: München

Heute ging es nach München. Als wir 7 Uhr morgens dort ankamen konnte ich mich jedoch nicht wirklich aufraffen, aufzustehen. Die letzte Nacht ging länger als gewollt. Wir saßen noch eine Weile im Bus zusammen und redeten über den Auftritt. Erst nach 2 gingen wir alle schlafen.

Ich rappelte mich also nach 8 Uhr endlich mal auf und ging ins Gebäude, wo wir heute waren. Ich machte mich fertig und holte mir danach vom Buffet, was extra für uns bereit stand, einen Kaffee und ein Brötchen. Ich ging in die Halle, wo das Konzert heute stattfand. Dort waren schon alle fleißig am Arbeiten. Ich stellte mich vor die Bühne und begrüßte sie. „Hey Leute.", sagte ich. „Hey Ally.", kam es gleich von mehreren Leuten.

Plötzlich legte sich ein Arm um meine Schulter und ich bemerkte, dass es mein Bruder war. „Na Kleine.". „Na Großer.", lachte ich. Neben ihm kamen Chris und Nik hervor, die gerade damit beschäftigt waren, ihr Equipment auf die Bühne zu tragen.
Dann kamen Linus, Gared und Pi hinter der Bühne hervor. Linus hatte schon wieder seine Kamera in der Hand und filmte das Ganze für das Tourtagebuch. Gared stand auf der Bühne und spielte irgendetwas auf seinem Keyboard und redete mit Linus.
Pi stand neben ihm und schaute unauffällig zu mir hinüber. Ich lächelte und wank ihm kurz zu.

Class war in der Zwischenzeit ebenfalls auf die Bühne gegangen. Dann rief er: „Ally, kannst du mir mal helfen?". Ich stellte meinen Kaffee ab und kletterte zu ihm auf die Bühne. Wir gingen Backstage und ich half ihm eine Kiste aus dem Transporter zu tragen, in der seiner Bassgitarren drin waren. Seine Gitarren waren wie seine Babys. Ich wusste das es für ihn nichts schöneres gab, als Musik zu machen. „Hey sag mal, hast du Lust nachher mit mir, Linus und Pi ein bisschen durch die Stadt zu ziehen, wenn wir hier soweit fertig sind?", fragte er. „Ja, sicher.", sagte ich und lächelte.

Als dann alles einigermaßen aufgebaut und installiert wurde, konnte es mit dem heutigen Soundcheck losgehen. Alle nahmen ihre Instrumente und machten sich bereit. Ich stand neben Linus vor der Bühne und schaute zu. „Moment!", schrie Gared als Chris gerade den Einsatz zum ersten Lied zählen wollte. Alle hielten inne und schauten ihn verwundert an. Dann zog Gared eine Sonnenbrille heraus, die am Rand zwei riesige pinke Einhörner hatte. Diese setzte er sich auf und sagte nur lässig: „Okay, kann losgehen.". Doch alle mussten so sehr lachen, weil es so witzig aussah. Linus stürmte auf die Bühne und filmte diesen Look für das Tourtagebuch. Die Brille hatte Gared gestern von einem Fan geschenkt bekommen.

Nach dem Soundcheck, der ziemlich gut lief, machten wir uns auf den Weg, um ein bisschen München zu erkunden. Wir gingen an einem Café vorbei und holten uns etwas kleines zu essen. Als wir weiter gingen kamen wir zu einem Park.
Sehr groß und wirklich schön.
Wir liefen quer durch den Park und quatschen dummes Zeug zusammen, was bei uns nichts neues war!
Als wir an einem Spielplatz vorbeikamen, konnten die Jungs nicht widerstehen und rannten zu den Spielgeräten und tobten sich aus. Für Linus und seine Kamera war sowas natürlich Gold wert. Das konnte ja eine lustige Folge werden, dachte ich mir so.
Ich stand nur daneben und lachte, als Pi sich auf die Schaukel setzte und anfing mit einem strahlenden Grinsen auf dem Gesicht anfing zu schaukeln. Class währenddessen hatte sich auf die Rutsche gesetzt.
Linus richtete die Kamera auf mich. „Also hier seht ihr zwei 5-Jährige Kinder im Körper von zwei Erwachsenen.", lachte ich und deutete auf Pi und Class.
„Allyyyyy, ich hab Angst!", rief Class. Ich lachte so sehr als ich ihn da so oben sitzen sah. Die Eltern, die mit ihren Kindern vorbeiliefen oder das ältere Ehepaar starrten uns nur dämlich an. Doch so war Class, er hatte bei sowas keinerlei Hemmungen!

Also ging ich ans Ende der Rutsche und breitete die Arme aus um ihn aufzufangen. Sowohl ich, als auch Class und Linus lachten alle so laut, dass es womöglich in ganz München zu hören war.

Pi, der inzwischen von der Schaukel aufgestanden war, setzte sich auf ein Schaukelpferd, was neben der Rutsche stand. „Das Ding wird dich niemals aushalten!", warnte Linus ihn. „Ach quatsch, ich bin ein Profi! Das passt schon!", sagte Pi. Doch nach 2 Mal schaukeln verlor er das Gleichgewicht und fiel runter auf die Wiese. Er lachte sich fast kaputt und uns anderen ging es nicht anders. Ich ging auf ihn zu. „Oh ja, du hast uns überzeugt. Du bist wirklich ein Profi!", sagte ich sarkastisch und hielt ihm meine Hand hin um ihn hochzuziehen. Als er wieder auf den Beinen war und vor mir stand lächelten wir uns an.

Erst als Class lachend sagte „Hey ihr zwei! Wir wollen weiter. Kommt schon...ach und Ally, Pi ist aufgestanden, du kannst seine Hand wieder loslassen.", verschlug es mich zurück in die Realität. Ich hatte garnicht gemerkt, dass ich immer noch seine Hand hielt. Peinlich berührt, ließen wir uns los. Ich schätze mal, dass es Pi genauso ging. Er lächelte mich schüchtern und schon fast entschuldigend an.

Also machten wir weiter und gingen irgendwann wieder zurück zur Konzerthalle.
Später hieß es dann, fertig machen.
Ich saß gerade bei den Jungs mit im Zimmer als sie sich vor dem riesigen Spiegel ihr Bühnen-Makeup aufzutragen. Chris, Class und Gared waren bereits fertig. Nik und Pi saßen noch dran.
Als schließlich alle den Raum verließen, blieb ich mit Pi alleine. Ich ging auf ihn zu und stand hinter ihm. Ich beugte mich vor um sozusagen auf Augenhöhe mit ihm zu sein. „Sieht gut aus.", sagte ich. „Ach ja?", fragte er. Ich nickte. Wir sahen beide unser Spiegelbild an und lächelten uns an. „Ich wünsch dir viel Glück heute. Ihr werdet die Hütte rocken!", sagte ich und umarmte ihn von hinten. „Danke.".

Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach drehte er seinen Kopf in meinem Richtung und drückte seine Lippen auf meine.
Als er dann schließlich aufstand, seine Finger mit meinen verschlug und den kurzen Weg bis zur Tür hielt, war ich plötzlich noch glücklicher als sonst. Ich konnte noch nicht mal sagen wieso.

Bevor er die Tür öffnete flüsterte er: „Wenn wir wieder zurück in Hamburg sind, haben wir beide einiges nachzuholen.". Ich wusste gleich, was für eine Anspielung er machte.
„Das ist ein Deal.", sagte ich. Dann gingen wir zu den anderen.
Ich umarmte jeden noch einmal und wünschte ihnen viel Glück, bevor sie sich bereit machten auf die Bühne zu gehen. Ich hingegen schnappte mir meine Kamera und stellte mich darauf ein, meine Arbeit zu beginnen.