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Es war mitten in der Nacht, als ich zu Hause ankam. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und hing meine Jacke an den Haken. Alles was ich wollte war mich ins Bett kuscheln und die Arme meines Freundes um meine Hüfte geschlungen spüren. Ich wollte nicht das Licht anmachen, um Noah nicht zu wecken. Ich schlüpfte also in meinen Pyjama und legte mich ins Bett. Doch etwas war anders.

Die andere Seite des Bettes war leer.

Sofort fing alles in mir an zu arbeiten. Wo war Noah? Warum sollte er mitten in der Nacht weg sein? Ob ihm vielleicht was passiert ist?
Ich griff nach meinem Handy. Keine Nachricht von ihm. Ich rief ihn an, doch am anderen Ende meldete sich keiner. Ich schrieb ihm bestimmt 5 bis 10 Nachrichten, doch die blieben auch unbeantwortet.
Ich machte mir schon etwas Sorgen, da es ungewöhnlich für ihn war, nachts nicht nach Hause zu kommen. Oder mir nicht Bescheid zu geben...

Ich machte die ganze Nacht kein Auge zu. Immer wieder schaute ich auf mein Handy. Nichts.

Kurz nach 9 beschloss ich aufzustehen und mir einen Kaffee zu machen, in der Hoffnung, irgendwie munter zu werden und einigermaßen Energie zu kriegen, um den Tag zu überstehen.
Ich saß am Küchentisch und zwang mich etwas zu essen, als ich hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Sofort sprang ich auf und ging schnellen Schrittes in den Flur. „Noah?"

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich meinen Freund gesund und munter vor mir stehen sah. „Verdammt nochmal, wo warst du?", sagte ich und fiel ihm um den Hals. „Bin bei meinem Kollegen eingepennt. Ging ziemlich lange und ich hab getrunken, da wollte ich nicht mehr fahren.", sagte er und ging ohne mich anzusehen in die Küche. „Seit wann trinkst du denn? Du bist doch sonst nicht so...", entgegnete ich etwas verwirrt. Er war sonst nie der Typ, der Alkohol trank.

„Mein Gott Ally, nerv doch nicht!", fuhr er mich an und ich schreckte zurück. „Sei nicht so ein Arsch! Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!", sagte ich. „Ich dachte du pennst bei Class.", er schenkte sich einen Kaffee ein und ging ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa setzte und den Fernseher einschaltete. Ich ging ihm hinterher. Was war denn bloß los mit ihm? „Du hättest mir wenigstens schreiben können, wo du bist...", sagte ich leise. „Sorry, kommt nicht wieder vor.", sein Blick klebte immer noch Bildschirm auf der gerade die Auswertung eines dämlichen Fußballspiels lief.
Ich sollte traurig über sein Verhalten sein, doch es war genau das Gegenteil. Ich wurde gerade echt wütend auf ihn!

Ohne noch mehr zu sagen machte ich mich fertig, schnappte mir meine Sachen und verließ mit einem „Bin im Studio." die Wohnung.

Ich wusste, dass noch keiner dort sein würde, worüber ich ziemlich froh war. Ich hatte einen eigenen Schlüssel, das heißt ich kann ein und ausgehen wann ich wollte. Die Jungs störte es nicht.
Ich kam eine viertel Stunde später dort an und setzte mich in mein „Büro". Gut, es war nicht mein eigenes, aber hier hatte ich meine eigenen 4 Wände, wenn ich arbeitete und das fand ich ziemlich toll. Ich holte meinen Laptop raus und begann, ein paar Bilder zu bearbeiten. Ich brauchte einfach Ablenkung von der Sache mit Noah. Doch so sehr ich es auch versuchte, es klappte nicht. Der heutige Morgen machte mir sehr zu schaffen.

Später hörte ich auch die Tür aufgehen, doch diese Person hatte ich eigentlich nicht erwartet. „Ally?", hörte ich seine Stimme, die mir nun schon bekannt war. Ich drehte mich um und sah Pi hinter mir stehen. „Was machst du denn hier?", fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen. „Das gleiche könnte ich dich auch fragen.", er kam auf mich zu und ließ sich auf einen Stuhl mir gegenüber nieder. „Ich hab einfach mal etwas Ruhe gebraucht. War ein beschissener Morgen...ich schätze heute ist einfach nicht mein Tag.", gab ich zu. „Willst du drüber reden?", fragte er vorsichtig.
Ich dachte an Noah und plötzlich war mir am liebsten wie heulen zumute. Ich setzte ein gespieltes Lächeln auf und sagte: „Lieber nicht.". Ich zögerte kurz. „Und was machst du hier?", fragte ich.
„Chris meinte, ich soll mir mal ein Bild vom Studio und so machen, damit wir nachher mit den Proben anfangen können.", lächelte er. „Oh, lass dich von mir nicht stören.", antwortete ich. Er lachte kurz und ging dann aus dem Zimmer.

Später kamen noch die anderen dazu und begannen mit den Proben. In einer Pause kam Linus zu mir und fragte: „Hey, wir gehen ein paar Snacks holen, willst du auch was?". „Nein danke.", ich schenkte ihm ein zartes Lächeln und schon war er wieder verschwunden.

Ich beschloss nach der Probe mit Class zu reden. Ich schätze er war der Einzige, der mir einen guten Rat geben konnte. Und glaubt mir, ich konnte gerade dringend einen gebrauchen. Während alle warteten, bis der Rest vom Einkaufen wiederkam, gesellte ich mich zu Gared, Chris, Nik und Bengt, die gerade in irgendein Thema vertieft waren.
Als Class, Pi und Linus hereinkamen, beschloss ich wieder zu gehen, damit sie weiter proben konnten. Class meinte zwar, ich könnte zusehen, aber ich war gerade nicht in Stimmung...

Ich ging zurück in das Zimmer, in dem ich den halben Tag verbracht hatte und sah einen kleinen Pappkarton auf dem Tisch stehen. Ich fragte mich war es war. Ich hatte Linus doch gesagt, dass ich nichts wollte.
Langsam öffnete ich den kleinen Karton und schaute hinein.
Zu sehen war ein Schokomuffin, der bunte Streusel in der Form eines lachenden Gesichts trug. Als ich ihn herausnahm lag noch ein Zettel darin. Ich hielt ihn in der Hand und las, was darauf geschrieben war.

Jeder hat mal einen schlechten Tag, zum Glück macht Schokolade das wieder gut :)

Ein kleines Grinsen kam auf mein Gesicht. Ohne die Handschrift zu kennen wusste ich, von wem der Muffin war. Ich schaute hoch und sah Pi im Türrahmen stehen. Ich lächelte ihn an und flüsterte ein „Danke".
Ich erwiderte mein Lächeln und ging zurück zu den Jungs.

Vielleicht war der Tag doch nicht so scheiße wie gedacht.

My NightingaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt