Chapter two

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Ich befestige die letzte Klammer in meinen Haaren und lasse meine tauben Arme langsam sinken, um zu sehen wie gut die Frisur hält

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Ich befestige die letzte Klammer in meinen Haaren und lasse meine tauben Arme langsam sinken, um zu sehen wie gut die Frisur hält. Der rote Lippenstift bildet einen guten Kontrast zu meiner blassen Haut und den blonden Strähnen, sowie greift es das Rot in dem Kleid auf, dass besonders mein Dekollete betont.

Ich lasse meinen Kopf erst in die eine Richtung blicken. Dann in die andere. Folge jede meiner Bewegung mit meinen Augen und versuche jeden Punkt, jede Pore wahrzunehmen und irgendetwas zu finden. Etwas, dass-

„Du siehst unglaublich aus." Mit roten Wangen löse ich meinen Blick von dem Spiegel und lasse meine Augen ebenso über Stephen gleiten. Seine Schultern werden perfekt von der dunklen Jacke umrahmt und verleihen ihm einen Anblick, der ihn Älter, gar Anmutiger macht. Und ich verstehe wirklich warum nicht nur Deborah und Susan so von ihm schwärmen. Ich verstehe es mehr als gut.
„Bin ich pünktlich?" Seine Raue Lache bebt durch meinen Körper, lässt mich erschaudernd meine Mundwinkel nach oben ziehen. „Nicht wenn du mich nicht gleich aus der Schwärmerei holst." Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn aus unserem Zimmer hinaus, um bereits meine Eltern anzutreffen.

Mein Vater hilft meiner Mutter bereits bei dem Mantel, welchen sie sich überzieht. Er stoppt jedoch sobald er seinen Blick auf uns wirft und ein leuchtender Funken in seinen Augen entsteht. Voller Erfurcht, voller Stolz greift er nach meiner Hand und hilft mir die letzte Stufe hinunter. „Was habe ich bloß für eine hübsche Tochter." Sein Kompliment lässt mich meinen Blick ein Stück senken und damit meine gerötete Haut verstecken. Ich werde mich niemals daran gewöhnen, dass er mich als Erwachsene Frau betrachtet. Ich werde mich wohl niemals selber als dieses betrachten können.

„Los nun, James." Schmunzelnd wendet er sich von mir ab und folgt meiner Mutter hinaus. Stephens Hand hält mich davon ab, ihm zu folgen, sodass ich gegen seine Brust pralle. „Heute Abend, Gail." Fragend lege ich meinen Kopf schief. Spüre seinen Blick auf meinem Dekollete und fühle wie sich die Scham immer weiter in mir ausbreitet. „Ich kann nicht mehr warten. Du bist zu Sündhaft um zu widerstehen."

Genießerisch schließen sich meine Augen, als ich den kleinen Windhauch spüre der durch das geöffnete Fenster gleitet. Für einen Moment rieche ich den anstehenden Regen. Stelle mir vor wie sich bereits nun alle in Sicherheit vor dem Unwetter machen. Wie sie sich ihre ihre Kleidung über dem Kopf halten und ins warme, ins trockene flüchten. Unter der Voraussetzung meiner Haare würde ich dem sicherlich gleich tun. Jedoch bedaure ich diesen Gedanken sogleich wieder. Man gibt uns den Regen für Fruchtbare Böden, für leuchtende Blumen und Kräftige Bäume und wir flüchten davor. Als hätten wir Angst, dass er uns extenzielleres nimmt, als die Mühe die wir in unsere Erscheinung gesteckt haben. Es schmerzt irgendwie, dass er so sehr ignoriert und gehasst wird.

„Und?" Ich reiße meine Augen auf und betrachte Audrey, die sich bei mir unterhakt und beinahe den Inhalt meines Glases auf unsere Kleider schüttet. „Erschrecke mich doch nicht so." Hämisch schüttelt sie ihren Kopf und zieht mich weiter von dem Fenster fort. „Du standest da so alleine, da dachte ich mir, ich leiste dir Gesellschaft."
Ich benötige keine Gesellschaft. Alles andere als das, aber ich würde ihr das niemals so sagen können. Unteranderem würde sie es sowieso nicht verstehen. Immerhin lebt Audrey für gute Unterhaltungen und eine Menge Spaß. Auch wenn es oft auf meine Kosten gerät. „Außerdem sucht Stephen nach dir." Ungewollt beginnen sich meine Muskeln bei ihren Worten zu verspannen. Mein Rücken streckt sich weiter durch, mein Herz wird in meinem Brustkorb zusammen gequetscht. Verloren versucht es nach Luft zu schnappen, aber jedes Mal wenn es kurz davor ist durchzuatmen, fällt es in sich zusammen. Schafft es einfach nicht zu entspannen oder überhaupt zu akzeptieren. „Er sollte doch wissen wo ich bin." Gebe ich skeptisch von mir, jedoch zuckt sie bloß mit den Schultern. Erneut kommen wir in dem Hauptsaal zum stehen, in dem die meisten sich versammelt haben. Die Geräusche beginnen wie eine Welle über mich einzubrechen. Sie reißen mir regelrecht die Füße fort und lassen mich verzweifelt und alleine in dem Wasser treiben. „Du wirkst angespannt, Gail." Seufzend drehe ich mich herum und betrachte Deborah. Ihr tadelnder Unterton hallt selbst noch in meinem Kopf, als sie bereits erneut ansetzt: „Scheint wohl doch wieder nichts passiert zu sein. Aber mache dir da nichts draus, irgendwann wird er sich woanders seine Befriedigung holen." Und mit diesen Worten spüre ich wie mein elendiges Herz ertrinkt. So schmerzend, so einsam, dass niemand seine kläglichen Schreie hört. Meine innerlichen Schluchzer.

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