Kapitel 46

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Immer und immer wieder ging ich den Plan in meinem Kopf durch. Was ich sagen, reagieren und tun werde. Wenn ich auch nur einen kleinen Fehler mache, streben viele Menschen die mir wichtig sind.

Eigentlich müsste ich es doch mittlerweile gewöhnt sein, dass so eine Bürde auf meinen Schultern lastet. Aber es ist jedes Mal ein neuer Schock, ein neues stechendes Gefühl in mir, dass mich fast von innen auffrisst.

Was würde wohl Steve dazu sagen, wenn er herausfindet was ich vorhabe? An das will ich gar nicht denken, aber es ist schon eine Erleichterung, zu wissen, dass es ihnen gut geht und dass sie in Sicherheit sind. Keiner von hier, wird ihnen wehtun und dieses Wissen ist mehr als beruhigend.

Mein einziges Ziel ist es, die Menschen die ich liebe zu beschützen. Ich würde alles für sie geben und das mache ich ja gerade auch.

Ich betrachte mich noch einmal im Spiegel und finde, dass ich für so einen Anlass zu hübsch angezogen bin.

Meine blonden Haare habe ich mir streng nach hinten gebunden und ich trage ein weißes, knielanges Kleid. Meine Schuhe sehen zwar schrecklich, alt und abgenützt aus, aber es ist ziemlich egal. Annie hat auf die Schnelle, keine richtigen Schuhe in meiner Größe für mich auftreiben können. Dennoch, das Kleid ist wunderschön, trotzdem sehe ich selbst ziemlich blass und leblos aus. Wundert mich aber nicht, wenn ich nur daran denke was bald passieren wird. Da dreht es mir den Magen um.

Aber nein, ich muss mich jetzt konzentrieren, den das Schicksal von Luna steht auf dem Spiel.

Es war ein bewölkter und ziemlich trüber Tag. Man hörte nicht einmal mehr die Vögel zwitschern, so wie sie es sonst um diese Uhrzeit taten. Als wüssten alle Lebewesen im Distrikt, was heute passieren wird. Meine Hände, fingen zu schwitzen an und als ich das Haus verließ spürte ich, wie ich immer nervöser wurde.

Keiner sagte auch nur ein Wort, jeder war in seinen Gedanken vertieft. Ich malte mir alle Versionen aus, wie mein Plan heute enden würde... was passieren würde. Die schlimmste Möglichkeit ist, dass sie herausfinden was und wer ich bin und dass sie die schlimmsten Sachen mit Luna, Annie, Clayton und Finnick anstellen, die ich mir nur ausmalen kann. Die beste und unwahrscheinlichste Möglichkeit, dass Luna gar nicht gezogen wird. Die aber wahrscheinlichste Option wäre, dass ich in die Hungerspiele komme und dort für mein Leben kämpfe. Ich frage mich was passieren wird, wenn ich in der Arena sterbe. Ich hoffe nur dass man meine Leiche nicht untersucht, oder dass sich, bevor ich sterbe in den Avatarzustand komme. Dass wäre fatal und ich brächte wieder nur alle in Gefahr.

Bei dem Gedanken, mein Leben hier enden zu lassen, nach allen Trainings und allen Vor...

Doch meine Gedanken werden, plötzlich unterbrochen und ein kleines Haus an dem wir vorbei gingen, bekommt meine volle Aufmerksamkeit.

Aus dem Haus kamen Schreie. Hohe Töne, die nur von einem Kind stammen konnten. Man hörte noch das scheppern von Glas und plötzlich wurde es still und nicht einmal ein Flüstern war mehr zu hören.

Bis ich auf einmal ein Schluchzen dicht neben mir hörte. Ich wandte mich dem Haus ab und erblickte Annie mit Tränen verschmiertem Gesicht, die neben mir kurz vor dem Zusammenbruch stand.

Eine Gänsehaut überkam mich und Bilder von einem Kind, dass heute zur Ernte musste gingen mir durch den Kopf.

Wie es dessen Mutter anschrie und einen Ausweg suchte, nicht in dieses Höllenloch gehen zu müssen.

Diese Bilder wie ein Kind hilflos, wütend und voller Angst erfüllt, versucht diese grausame Welt zu entrinnen gingen mir nicht mehr aus den Gedanken. Mir tat die Mutter unendlich leid. Wie es ihr wohl gehen muss...

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