Take On The World

Kapitel 47

Tony hatte zu mir immer gesagt, dass ich noch sehr vieles in meinem Leben erleben würde. Ich bin erst vierzehn und hab schon jetzt mehr Orte gesehen als ein Mensch in seinem ganzen Leben.

Ich dachte immer, er hätte recht. Aber ich schätze er hat sich getäuscht. Er und alle anderen die Gedacht hätten, dass ich ein guter Avatar wäre.

„Wie ist dein Name, Liebes?"

Ich sehe von der Menge auf, zu der hässlichen Frau die neben mir steht und die Hand zwischen meinen Rippen gepresst hat. Ich bekomme auf dem ganzen Körper eine Gänsehaut, da ich ihre langen, falschen Finger Nägel in meiner Haut spüre.

„Liebes?"

Sie presst richtig ihre Nägel in meinem Rücken um mich zum reden zu bringen, doch auch der Schmerz den mir diese Schlange, mit ihren auftupierten blauen Haaren, den langen falschen Wippern und der lachsfarbenen Haut die sie, mit ihrem Kleid nur noch mehr nach einem Fisch erscheinen ließ, schaffte es nicht mich zum Reden zu bringen.

Meine Kehle war zugeschnürt und ich brachte kein Wort heraus, egal ob ich es wollte oder nicht.

Ich höre noch immer die Schreie von Annie oder war es Luna? Sie hallen in meinen Kopf wieder und immer wieder.

„Rose. Mein Name ist Rose Swan."

„Rose! Und gibt es einen Grund warum du dich freiwillig für die berühmte Schwester von Finnick Odair, meldest?", sie betont seinen Namen extra lauter und strahlt dabei in die Menge, während ich sie hasserfüllt ansehe und versuche meinen Würgereflex zurückhalte.

„Nein. Ich fühle mich einfach geehrt für sie in die Arena zu gehen", sage ich gleichgültig und mir kommt meine Stimme so fremd und fern vor. So als ob sie nicht aus meinem Mund kommen würden.

„Das würde hier jeder! Und jetzt zu den Jungen!"

Sie stolziert zur anderen Glaskugel, während ich wieder in die Menge schau und sofort das Gesicht von Luna sehe. Es ist Tränenverschmiert und voller Furcht. Ihre Lippen beben und ihr Kopf ist knallrot.

Ich hoffe, sie ist nicht sauer auf mich. Allerdings würde ich es ganz bestimmt sein. Die Vorstellung, dass sie oder jemand anderes den ich liebe so etwas für mich tun würde...

Aber sie muss mich auch verstehen. Nie im Leben hätte ich zugesehen, wie sie einfach so in diese Arena spaziert.

Dann wandert mein Blick ich zu den Siegern. Annie starrt ins Leere und weint stumm. Ich frage mich ob ich auch nach der Arena so bin wie sie? Mein Leben lang nur in Angst lebe und von Alpträumen erfüllt sein werde.

Finnick steht auf der anderen Seite. Er sieht so attraktiv aus wie immer. Er hat ein gezwungenes Lächeln aufgesetzt, trotzdem hat er aber geröttete Augen und zusammengeballte Fäuste, als ob er gleich jemanden zusammenschlagen wollte.

„Und der männliche Tribut der diesjährigen Hungerspiele ist..."

Mein Blick fällt wieder auf unsere Moderatorin.

„Jackson Medriks."

Alle klatschen und ein Junge mit aschblonden Haaren steigt auf die Bühne. Er wirkt so leblos.

Genauso schaue ich vermutlich auch aus. Komplett weiß im Gesicht und ohne Emotionen.

Er kommt vermutlich nicht aus dem Saum, denn er ist zwar schlaksig, aber trotzdem merkt man das er nicht hungern muss, so wie viele andere hier.

„Gebt euch die Hände!", ruft die Frau laut und ich gehe vorsichtig auf den Jungen zu. Er streckt mir die Hand entgegen und ich erfasse sie ohne ihm auch nur einmal ins Gesicht zu sehen.