13. Kapitel

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-Hermine P.o.V.-

Das gelesene musste ich erst einmal sacken lassen. Ich spürte Lucius Verzweiflung, sah seine Tränen und seine Geschichte deutlich vor mir und fragte mich, wie ein Vater das seinem Kind antun konnte. Und immer mehr sah ich auch hinter die Fassade des kalten Blondschopfes. Ich nahm das Tagebuch erneut zu mir und las weiter. Auch wenn es mich sehr belastete, was ich las, wollte ich verstehen, was mit Lucius geschehen war und warum er so geworden ist, wie er heute war. Denn mittlerweile war ich mir sicher, dass in Lucius eine liebevolle, zerbrechliche Seite war, die er gelernt hatte zu unterdrücken, um zu überleben. Und ich vermutete, dass er nach all dieser Zeit keinen Zugang mehr dazu fand, oder Angst hatte, als schwach zu gelten.

23.01.1970

Liebes Tagebuch,

Die letzte Nacht war schrecklich. Ich habe kaum geschlafen. Und auch jetzt, wo ich wach bin, hoffe ich, aus diesem Albtraum zu erwachen. Ein Teil von mir hofft, dass das alles nur ein schlimmer Traum war. Doch ich weiß, was ich getan habe und ich werde damit leben müssen.

Heute morgen bin ich zu Vater gegangen, um ihm zu sagen, dass ich dies nicht mehr tun wollte. Doch er lachte mich nur aus. „Du hast es bereits getan, Lucius. Es gibt keinen Weg zurück mehr. Der dunkle Lord erwartet Loyalität. Und wenn wir nicht loyal hinter ihm stehen, dann ergeht es uns nicht anders als dem Schlammblut gestern. Du hast das gut gemacht, Lu. Und wir sind alle wahnsinnig stolz auf dich." 

Doch wie kann man stolz darauf sein, Menschen zu quälen und sie zu töten? Ich schaffe das kein zweites Mal. Und ich will es auch nicht. Ich werde versuchen, dem dunklen Lord dies zu sagen. Und heute wird die nächste Versammlung sein...  Ich habe Angst. Aber ich muss auf meine Seele achten. Ich habe mal gelesen, dass ein kleines Stück der eigenen Seele sterben kann, wenn man tötet. Und ich glaube, dass gestern auch ein Stück meiner Seele gestorben ist.

Man hat mir von früh auf beigebracht, wie toll der dunkle Lord ist, und dass ich irgendwann auch die Ehre habe ihm zu dienen... und auch, dass muggelgeborene Dreck sind, der die Zauberwelt verpestet. Ich habe das nie hinterfragt. Bis gestern. Ich kannte Elisabeth nicht gut, da ich nie mit „solchen Leuten" verkehren durfte, doch es erscheint mir falsch, einen Menschen einfach so zu töten, nur weil dieser keine Auskunft erteilen kann.

Doch so wie es aussieht, gibt es keine Möglichkeit, aus diesem Kreis auszusteigen. Ich könnte vielleicht abhauen. Ja, das würde ich tun.... ich packe ein paar Sachen und verschwinde. Noch heute Nacht.
LM

Ich schluckte. Dass Lucius davor fliehen wollte Todesser zu werden, konnte ich gut nachvollziehen. Ich konnte auch verstehen, dass er dies als guten Ausweg sah, doch ich bin mir sicher, bald zu lesen, dass es nicht funktioniert hat. Oder er zurückgekehrt ist. Das werde ich wohl als nächstes erfahren.

Das Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt