34. Kapitel

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-Hermine P.o.V.-

Ich nahm Lucius Tagebuch und blätterte vor, bis zu den letzten Einträgen, und was ich lesen sollte, überwältigte mich.

26.05.2003

Liebes Tagebuch,

Ich weiß, dass ich seit ewiger Zeit nicht mehr geschrieben habe, aber meine Gedanken und meine Gefühlswelt schreien förmlich danach. Es ist etwas merkwürdiges passiert. Aber ich fange wohl mal am Anfang an. Vor ein paar Tagen hat Draco einer Freundin angeboten für eine Weile bei uns zu wohnen. Das fand ich nicht weiter schlimm, bis sie am Frühstückstisch saß. Es war niemand anderes als Granger. Ich war zwar froh, dass sie mit dem Potterjungen den dunklen Lord besiegt hatte, denn das bedeutete, dass ich nun ein ruhigeres, friedlicheres Leben hatte, aber dennoch war sie nach den Maßstäben meiner Erziehung nun mal ein Schlammblut. Und ich hatte gelernt, Schlammblüter zu verachten. Sie grüßte mich höflich, ich jedoch fuhr sie an, dass sie mich nicht mit Mister, sondern mit Lord anzusprechen habe. Ich ging auf sie zu und spürte ihre Angst, auch wenn sie vorgab, keine zu spüren. Sie wollte wegrennen. Und eigentlich hatte ich nichts dagegen. Dennoch schickte ich sie auf ihren Platz zurück. Ich besah sie mir und fragte mich wieder einmal, warum wir den Begriff Schlammblut nutzten, denn da war nichts schlammiges an ihr. Sie war schön und intelligent. Dennoch war ich gemein zu ihr. Ich zwang sie, mir zu sagen, warum sie bei uns unterkommen musste. Und vermittelte ihr so das Gefühl, ungewollt zu sein. Ihr Kampfgeist war geweckt, denn sie zischte, dass es mich nichts angehe, was sie dazu brachte, hier zu wohnen. Sie stand auf und lief weg. Ich hätte eigentlich zufrieden sein sollen, aber ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte sie verletzt, vertrieben. Ich wartete darauf, dass sich ein Gefühl des Triumphes einstellte, doch es kam nicht.

Stattdessen hörte ich draußen ein Schluchzen, was mich dazu brachte nachzusehen, was dort vor dich ging. Ich sah, wie sie auf dem Boden saß und weinte. Meinetwegen. Ich fühlte mich schrecklich und schuldig. Sie murmelte etwas. „Wo soll ich hin?" Mir fiel auf dass sie wirklich schön war. Anders schön, als ich es gelernt hatte. Sie hatte eine natürliche Schönheit. Ich handelte aus einem Impuls heraus. Ich ging auf sie zu und streckte ihr eine Hand entgegen um ihr aufzuhelfen. Mein Vater würde sich sicher im Grabe umdrehen, wenn er das gesehen hätte... Sie jedoch sah meine Hand nicht, und ich sprach sie sanft an. Sie schreckte hoch und murmelte, dass die gehen würde. Eigentlich hätte ich damit zufrieden sein sollen, doch aus einem Gefühl heraus geleitete ich sie in den Wohnraum und bat sie mir zu erzählen, was passiert war. Und zu meiner Überraschung begann sie tatsächlich zu erzählen. Sie hatte das Wiesel, mit dem sie lange zusammen war mit einer anderen erwischt in ihrem Bett. Ich verstand ihre Verletzung und ihre Wut, und das brachte ich auch zum Ausdruck. Wenn man jemanden liebt, betrügt man ihn nicht! Ganz einfach! Sie sah mich erstaunt an. Und ich glaube ich war nicht minder erstaunt darüber, dass ich sie so behandelte.

Sie fuhr mit ihren Schilderungen fort, und berichtete, dass Weasley sie zum Schluss auch noch angegriffen und Potter verletzt hatte. Und wie sie schließlich hier gelandet war. Und alles was ich dachte, war dass diese schöne, intelligente Frau all dies nicht verdient hatte. Ich wollte sie in den Arm nehmen und ihr all dies sagen, auch, dass alles gut werden würde. Doch ich wusste nicht, ob ich sie damit nicht verschrecken würde.

Ich stockte. Schön und intelligent? Ich lächelte leicht. Der Buch Lucius war wirklich offen und ehrlich in dem was er schrieb. Und das mochte ich. Auch, dass er mich mochte. Doch der Eintrag war noch nicht zu Ende und ich las weiter.

Ich betrachtete sie und bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, lud ich sie ein, hier zu wohnen. Sie sah mich skeptisch an und fragte wo der Haken sei. Ich nannte ihr die ersten beiden Bedingungen, die mir durch den Kopf gingen und forderte, dass wir gemeinsam essen würden und sie die Bibliothek auf Vordermann bringen sollte. Und das akzeptierte sie. Als sie weg war, konnte ich wieder klar denken und schallt mich einen Idioten. Ich war viel zu nett und das würde ich wieder ändern. Und das tat ich auch. Am Abend sagte ich, dass Fleisch von Wohlstand zeugt, und ich erwarten würde, dass sie Fleisch aß. Sie fuhr aus der Haut und verschwand. In der nächsten Zeit sah ich sie weniger. Und das wurmte mich auch irgendwie. Wir sahen uns nur zum Essen und ansonsten ging sie mir aus dem Weg.

Das Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt