Michael war in seinen Wagen gestiegen und hätte sich am liebsten die Haare gerauft - wenn er welche hätte. Was für eine blöde Idee, Alex einfach so zu küssen. Er hatte es so lange geschafft, seine Gefühle für sich zu behalten auch wenn ihm ab und an der ein oder andere Kommentar entglitten war. Aber sie jetzt so zu sehen, leicht genervt aber irgendwie auch entspannter als vor einiger Zeit, hatte ihn alle Vorsicht vergessen lassen. Die Vorstellung, dass sie mit Gerrit eine Woche einen Traumurlaub verbracht hatte und nun wirklich mit ihm zusammen war nagte ganz schön an ihm. Natürlich wollte er sie glücklich sehen aber dass ihr Kollege nun derjenige sein sollte, wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Gerrit war ein netter Kerl aber ob er wirklich zu Alex passte, das konnte er nicht so richtig einschätzen. Er hatte auch kein Recht an Alex‘ Urteil zu rütteln. Wenn sie so entschieden hatte, dann war es so und es gab nichts was er dagegen tun könnte. Und gerade diese Einsicht riss sein Herz entzwei. Er hatte sich schon lange vorgenommen, dass er Alex vergessen musste, dass sie nicht die Richtige für ihn war. Daher war er lange Zeit nur ihr bester Freund gewesen und hatte ihr bei jedem Problem zur Seite gestanden. Doch irgendwie war ihm das heute nicht möglich gewesen. Nicht, wenn sie sich seinem Kollegen an den Hals warf. Michael spürte einen Stich Eifersucht und war erstaunt über sich selber. Er wollte solche Gefühle nicht zulassen, denn dann würde seine Beziehung zu seinen beiden Kollegen sehr wahrscheinlich darunter leiden. Und das wollte er auf keinen Fall, denn dann gäbe es kein K11-Team mehr, wenn jeder nur auf sich schauen würde. Er hatte das Auto abgestellt und war bereits in seiner Wohnung angekommen und öffnete gerade die Tür. Er war eigentlich hundemüde, doch sein Hirn grübelte immer noch weiter. Unwillig schüttelte der glatzköpfige Kommissar den Kopf. Er musste die Gedanken jetzt vertreiben und endlich schlafen. Doch obwohl er sich bemühte, dauerte es eine ganze Weile, bis er endlich Ruhe fand.
Alex hingegen hatte sich kaum, dass sie zu Hause war in ihre Schlafklamotten gekleidet und putzte Zähne. Sie dachte kurz an den überraschenden Kuss von Michael, doch rief sie sich schnell zu Ordnung denn sie wollte auf gar keinen Fall ihren Schlaf durch zu viel Grübelei gefährden. Sie konnte am nächsten Morgen ja etwas früher aufstehen und sich darüber den Kopf zerbrechen. Alex zog noch ihr Handy aus der Tasche und sah eine SMS von Gerrit, doch sie beschloss seine Nachricht zu ignorieren, denn dafür hatte sie gerade gar keinen Nerv mehr. Zu viel beschäftigte sie heute Abend. Sie würde dafür sorgen, dass der Abend nicht mehr lange dauerte. Alex legte sich daher ins Bett und stellte ihren Laptop neben sich um die Wiederholung ihrer Lieblingsserie anzusehen und bereits während der ersten fünf Minuten schlief sie ein.
Die Nacht war schneller rum als ihr lieb war und ihr Wecker riss sie mit seinem Gebimmel pünktlich um sieben Uhr aus dem Schlaf. Alex seufzte und hätte sich am liebsten wieder herumgedreht und weiter geschlafen. Ihre Träume hatten ihr heute keine wirkliche Ruhe gelassen und sie hatte sich beim Schlafen wohl verlegen, denn ihr Nacken fühlte sich an als hätte ihr jemand draufgeschlagen. Mit größter Mühe gelang es ihr sich aus dem Bett zu hieven und ins Bad zu gehen. Die kurze Dusche half ihr wach zu werden und auch ein wenig dabei die Träume nicht mehr so bedrohlich wirken zu lassen. Alex versuchte sich zu erinnern, weshalb sie so ein komisches Gefühl hatte, doch sie konnte sich an Nichts Richtiges erinnern, es war alles ein großer Wirrwarr in ihrem Kopf. Als sie feststellte, dass sie sich nicht mehr an ihren Traum erinnern konnte, gab sie es auf und konzentrierte sich darauf sich die Augen nicht mit ihrer Wimperntusche auszustechen. Als sie endlich mit ihrem Aussehen zufrieden war, ließ sie den Kaffeeautomaten laufen und gönnte sich noch eine große Tasse Kaffee. Wie sollte sie jetzt nur Michael gegenübertreten? Seine Reaktion hatte sie doch sehr überrascht, denn obwohl sie wusste, dass er früher Gefühle für sie gehabt hatte, so hatte Alex doch gedacht, dass er sie inzwischen überwunden hatte. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Lippe herum und grübelte weiter. Sollte sie sich normal verhalten und es ignorieren? Oder gleich darauf zu sprechen kommen? Am liebsten würde sie jetzt daheim bleiben und sich die Zeit nehmen um sich eine Strategie zu überlegen. Doch als ihr Blick auf die Uhr fiel, schrak sie zusammen und spurtete aus ihrer Wohnung. Jetzt würde sie zu spät kommen, dachte sie bei sich und ärgerte sich ganz schön. Sie beschloss einfach abzuwarten wie sich Michael verhielt.
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Bis ans Ende der Welt
PrzygodoweUrlaubszeit für Alex und Gerrit! Doch was als schöne Entspannungswoche gedacht war, entwickelt sich zu einer Zerreißprobe für das K11-Team. Jemand überschätzt sich und die Bestrafung lässt nicht lange auf sich warten