Alex hatte in der Zwischenzeit mit Michael zu Mittag gegessen und war bereits wieder im Büro. Die Kollegen hatten einen Verdächtigen im Fall Juwelier gefasst und es oblag nun den beiden K11 Kommissaren, diesen zu befragen. Michael hatte mehr Ahnung von diesem Fall, daher übernahm er auch die Führung des Gesprächs. Alex versuchte der Befragung zu folgen, doch ihre Gedanken schweiften zu einem Thema ab, das sie sehr beschäftigte: Sie fragte sich seit einiger Zeit bereits, ob sie ihr Leben dauerhaft als Polizistin verbringen würde und auch wollte. Natürlich machte ihr Job Spaß, es war aufregend, abwechslungsreich und sie hatte nette Kollegen. Dazu kam, dass sie nicht nur am Schreibtisch saß, sondern auch draußen unterwegs war, was ihr im Vergleich zu einigen Freundinnen einen riesen Vorteil im Bezug auf Rückenschmerzen gab. Andererseits wollte Alex auch einmal eine Familie gründen, vielleicht ja sogar mit Gerrit. Und dann würde sie ihre kleine Familie den ständigen Gefahren aussetzen. So wie die Familie Hahn. Der Mann verschwunden, die Frau ist schwanger und entführt. Und niemand wusste, wo die beiden waren. Alex konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es ihr bei so etwas gehen würde. Und wenn ihr jemand weh tun wollte, konnte er durchaus einfach ihre Familie angreifen und hatte dann Alex komplett in der Hand. Wollte sie das? Sich so angreifbar machen? Andere Menschen in Gefahr bringen, nur weil sie unbedingt Familie haben und ihren Job weiter ausfüllen wollte? Und wenn sie sich gegen die Polizei entschied, welchen Job sollte sie sonst ausüben? Einfach nur Hausfrau und den ganzen Tag nichts anderes tun als sich um das Haus und die Kinder zu kümmern war einfach nicht ihr Ding. Alex frustrierten diese Aussichten sehr. Entweder keine Familie gründen, ihren Job aufgeben oder die Familie einer ständigen Gefahr aussetzen. Sie dachte an Gerrit, der seine Mutter an Verbrecher verloren hatte. Wäre das passiert, wenn er kein Polizist gewesen wäre? Sie wusste keine Antwort drauf, doch es hatte lange gedauert, bis Gerrit sich von diesem Schock erholt hatte und wieder er selbst geworden war. Laute Stimmen rissen sie in das Vernehmungszimmer zurück. Michael hatte den Verdächtigen wohl etwas provoziert, denn dieser hatte versucht auf ihn los zu gehen. Als er von dem Wachpolizisten auf den Stuhl herunter gedrückt wurde, fing er an zu fluchen und zu brüllen. Michael versuchte, noch etwas Sinnvolles aus ihm herauszubekommen, bemerkte jedoch schnell, dass der Zug abgefahren war. Also nickte er Bert dem Wachpolizisten zu, der den Verdächtigen wieder in Untersuchungshaft brachte. Der Dienstälteste lehnte sich zurück und rieb sich die Stirn. „Ich bin mir sicher, dass er unser Schuldiger ist. Aber so wie er geredet hat, fühlt er sich sicher, dass er uns entkommt. Mich würde ja interessieren, wo er so ein Selbstbewusstsein her hat. Vielleicht hält ein größerer Ganove seine Finger über ihn? Aber dann wäre die Frage wer es ist?“ Alex zuckte die Schultern. Sie hatte bei diesem Fall irgendwie nichts beizusteuern und wusste nicht so recht, was sie hier überhaupt tat. Michael redete noch mehr Theorien laut vor sich hin, doch Alex hörte nicht wirklich zu. Eine melancholische Stimmung hatte von ihr Besitz ergriffen, derer sie sich nicht erwehren konnte. Michael bemerkte sehr wohl, dass Alex ihm nicht zuhörte, doch musste er seine Gedanken nun einmal ordnen und das gelang ihm am besten, wenn er sie laut aussprach. Er überließ Alex ihren Grübeleien und rief stattdessen den Staatsanwalt an, dass er von ihm den Durchsuchungsbefehl für die Wohnung ihres Verdächtigen bekam. Herr Kirkitadse arbeitete schnell und zügig und so fuhren Michael und Alex noch kurz vor Feierabend zur Wohnung. Dort angekommen übernahm Alex das Wohnzimmer während ihr Kollege das Arbeitszimmer durchsuchte. Beide durchwühlten jede Schublade, jede Akte und jeden Schrank. Alex durchsuchte gerade einen Ordner „Freizeit“, da fiel ihr ein Bild vor die Füße. Verwundert hob sie es auf und begutachtete es genau. Auf dem Bild waren fünf Männer zu sehen, ++die Bierflaschen in den Händen hielten und in die Kamera prosteten. Den einen erkannte Alex als den Verdächtigen, der aktuell bei ihnen im K11 war. Der Mann direkt daneben war hochgewachsen, trug die braunen Haare kurz und einen Kinnbart. Direkt daneben stand niemand anderes als der Mann von heute Morgen: Herr Pfeifer. Es war Alex immer noch nicht eingefallen, woher sie ihn kannte und sie hatte ganz vergessen nachzusehen, ob er in der Kartei war. Doch sie nahm sich vor den Mann zu recherchieren, sobald sie wieder im Büro war. Irgendeinen Grund musste es doch geben, dass sie das Gefühl hatte ihn zu kennen. Die anderen beiden Männer erkannte sie nicht. Das Foto war geschätzt drei Jahre alt aber so sicher war sich Alex nicht, daher steckte sie das Foto ein um es von Mia untersuchen zu lassen. Michael war unterdessen in einer Schublade mit doppeltem Boden fündig geworden. Stolz sammelte er die Schmuckstücke ein und wedelte mit ihnen vor Alex‘ Gesicht herum. „Schau mal Alex! Damit können wir ihm richtig die Suppe versalzen!“ Michael strahlte so von einem Ohr zum anderen, dass Alex keine andere Wahl hatte als ebenfalls zu lächeln. Sie versuchte all ihre Probleme einmal hinten an zu stellen und sagte: „Na dann komm, lass uns ihn mal fragen wo der schöne Schmuck her kommt.“
DU LIEST GERADE
Bis ans Ende der Welt
AdventureUrlaubszeit für Alex und Gerrit! Doch was als schöne Entspannungswoche gedacht war, entwickelt sich zu einer Zerreißprobe für das K11-Team. Jemand überschätzt sich und die Bestrafung lässt nicht lange auf sich warten