Kapitel 25 "Die Lage spitzt sich zu"

25 2 0
                                    

Gerrit hatte das Gefühl er sei gerade erst zu Bett gegangen, da wurde er schon wieder von Robert geweckt. Sein Kollege sagte ihm nicht viel und sprach relativ knapp durch den Hörer. Es hätte einen Angriff auf Christoph gegeben und sie mussten sofort ins Krankenhaus. Schon hatte er aufgelegt und den nicht ausgeschlafenen Gerrit ratlos zurück. Obwohl der Kommissar hundemüde war, schlüpft er in seine Anziehsachen und schnappte sich den Autoschlüssel. Dann raste er mit seinem Dienstwagen in Richtung Krankenhaus und kam beinahe gleichzeitig mit Robert an. Doch dieser war schon bei der Eingangstür als Gerrit gerade erst seinen Wagen verließ. Der jüngste Kommissar rannte wie von Taranteln gestochen durch das Gebäude, das noch sehr still da lag. Gedanken und Gebete schossen durch seinen Kopf während er durch die Gänge hastete. Christoph durfte nichts geschehen! Wie sollte er das nur Julia beibringen? Schlimm genug, dass er ihr die ganze Sache bislang verschwiegen hatte aber wenn ihr Bruder dann auch noch starb und er hatte nichts dagegen getan? Das wollte er sich lieber nicht ausmalen. In Rekordzeit kam er bei Christophs Zimmer an und stürmte hinein und alle darin zuckten zusammen. Christoph starrte ihm entgegen, das Gesicht weiß und ängstlich. Das Licht war angeschaltet worden, denn jemand hatte die Rollläden herunter gelassen. Robert war sehr erleichtert, dass sein Schwager scheinbar wohlauf war. Geschwind suchte der Kommissar den Raum erst nach möglichen Gefahren und dann nach Einschusslöchern ab. Als er keine entdeckte, wandte er seine Aufmerksamkeit den anderen Gestalten zu, die in dem Zimmer standen. Eine Krankenschwester von ungefähr vierzig Jahren, die ziemlich grimmig dreinblickte – Robert meinte zu wissen, dass sie Gerda hieß – und ein etwas jüngerer Arzt, der ebenfalls ein wenig blass um die Nase war. „Wie geht es dir Christoph? Bist du okay?“, fragte der Kommissar beunruhigt und der Angesprochene nickte erst bevor er seine Stimme wiederfand: „Ja, alles klar. Ich könnte ja jetzt auch aussehen wie du, das wäre um einiges Schlimmer.“ Robert musste ein Grinsen unterdrücken. Es war wirklich alles in Ordnung mit ihm, sein Humor und Optimismus waren wieder da. „Was ist hier passiert? Wie ist hier alles abgelaufen?“, fragte der Kommissar nun neugierig. Die Anwesenden schilderten ihm kurz die Geschehnisse und ihre Aussagen stimmten mit wenigen Ausschmückungen überein: Die Fenster waren während des späten Vormittags zum Lüften geöffnet gewesen und die Krankenschwestern waren durch alle Räume gegangen und hatten die Betten überprüft. Christophs Zimmer wäre eigentlich erst später  mit der Überprüfung dran gewesen, doch Schwester Gerda war schon etwas früher da gewesen und so hatte sie von der anderen Seite angefangen die Zimmer in Ordnung zu bringen. Das war Christophs Glück, denn er hatte vor sich hin gedöst und hätte nichts von alldem mitbekommen. So war also Schwester Gerda ins Zimmer getreten und hatte ein bisschen aufgeräumt. Dabei hatte sie das kleine, rot leuchtende Licht bemerkt, das auf Christophs Bett geschienen und noch auf der Suche nach seinem Ziel hin und her geschwankt war. Geistesgegenwärtig hatte die Krankenschwester reagiert und Christoph mit Bett nach vorne gezogen. Sogleich war sie zum Fenster gegangen und hatte den Rollladen geschlossen- ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Danach hatte sie die Oberschwester angerufen  und die Polizei informiert. Der Arzt war hinzu gerufen worden um den Gemütszustand des Patienten festzustellen. Es war also alles glimpflich ausgegangen und doch sah Robert die Besorgnis in den Augen aller. Die Sache war bestimmt noch nicht ausgestanden. Er bedankte sich bei der Schwester, von deren Handeln der Kommissar schwer beeindruckt war, und bat sie um ein neues Zimmer für Christoph. Da fiel ihm auf, dass Gerrit noch nicht hier war, dabei war er doch eigentlich direkt hinter ihm gewesen? Schnell und unauffällig zog er sein Handy aus der Tasche und rief seinen Kollegen an, während er aus dem Fenster lugte und die Umgebung beobachtete. Sein Kollege meldete sich erst nach dem dritten Klingeln und sprach so leise, dass Robert die Hörerlautstärke hochstellen musste um ihn überhaupt zu verstehen. „Robert du wirst nicht glauben, wen ich unten stehen sehen habe! Frank Messimo hat das Krankenhaus beobachtet und läuft jetzt in Richtung Westen weiter. Ich habe eine Ahnung aber ich weiß noch nicht genau, wo er hin will. Ich bleibe jetzt erst mal an ihm dran. Vielleicht finde ich etwas Interessantes heraus.“ Robert war das Ganze zwar nicht so Recht, doch Gerrit machte seinen Kollegen ihn darauf aufmerksam, dass er sich nun erst einmal um Christophs Sicherheit kümmern musste. „Robert, ich würde da oben nur sinnlos herumstehen. Je weniger Menschen da oben Lärm und Unruhe veranstalten, desto besser. Wer weiß ob einer der Attentäter vielleicht im Gebäude ist. Ich melde mich einfach regelmäßig und halte dich auf dem Laufenden. Außerdem: jetzt bin ich ja sowieso wieder wach, da kann ich auch arbeiten.“ Wiederwillig stimmte Robert zu und nahm sich vor, seinem Kollegen so bald wie möglich zu folgen. So folgte Gerrit weiter Messimo und Robert kümmerte sich um seinen Quasi-Schwager. Kurze Zeit nach  dem Telefonat mit Gerrit hatte Schwester Gerda ein leeres Zimmer in Erfahrung gebracht  und Robert half ihr, den Verletzten in sein neues Zimmer zu bringen. 

Bis ans Ende der Welt  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt