Kapitel 17 "Neuer Tag neues glück"

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Gerrit fuhr zu sich nach Hause und schmiss Robert vor der WG raus. Dabei gab er ihm die Schlüssel mit und trug ihm auf, Koffer und Handgepäck in Gerrits Zimmer zu bringen und am besten schon einmal ein Bier für die Nerven zu köpfen. Robert war sehr geknickt und in sich gekehrt, daher folgte er kommentarlos den Befehlen seines Kollegen. Gerrit fuhr unterdessen weiter ins K11, wo er kurz bei Michael vorbei sah und sich aus dem Urlaub zurück meldete. Sein älterer Kollege freute sich sichtlich, dass er wieder da war und verriet ihm im Vertrauen, dass Robert die letzten Tage schrecklich schlecht drauf war. Gerrit lachte und meinte das käme Michael nur so vor, da er so lange allein mit Robert arbeiten musste. „Du hast meinen unglaublichen Charme vermisst, gell Kollege?“, neckte er den Älteren grinsend. Michael murrte nur und brabbelte etwas Unverständliches in seinen Bart bevor er zu einer lauten Frage ansetzte: „Hast du schon mal wieder was von Alex gehört? Die hat sich in ihrem Urlaub gar nicht gemeldet.“ Gerrit gab ihm nur eine kurze Antwort, bevor er sich wieder verabschiedete: „Ach Kollege, Alex wird besseres zu tun gehabt haben als bei dir zum Rapport anzutreten. Sie wird morgen schon wieder da sein – so wie ich auch übrigens. Also dann, schönen Feierabend. Du hast ja auch nicht mehr lange.“ Während er Michael noch einen aufmunternden Blick zuwarf und zur Tür hinaus ging dachte er, dass das Thema Beziehung mit Alex auch noch etwas war, was sie Michael beibringen mussten. Also noch eine Baustelle mehr, um die er sich kümmern musste. Schweigend zog er von dannen und er war schon fast aus dem Polizeigebäude draußen, da fiel ihm noch etwas ein, was er erledigen konnte, Schnell drehte er sich um und lief den Gang hinunter zur Personalabteilung. Als er wieder heraus kam, hatte sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitete. Im Auto schrieb er Alex noch schnell eine gute Nacht-SMS, dann legte er das Handy beiseite und fuhr ins Labor um die Drogenpakete untersuchen zu lassen. Gott sei Dank kam ihm weder Julia noch sonst jemand, den er näher kannte, entgegen und so war es ein Leichtes für ihn die Drogen jemandem zur Untersuchung zu geben und ihm einzuschärfen, dass er nur ihm oder Robert Ritter die Ergebnisse der Analyse mitteilen durfte, denn es ging um einen ganz wichtigen und geheimen Fall. Gerrit war sich sicher, dass der jüngere Labormitarbeiter seinen Anweisungen Folge leisten würde. Am Anfang stellte nie jemand Fragen, wenn „Top Secret“ gesagt wurde. Sobald Gerrit alles Wichtige erledigt hatte, machte er sich zu seiner WG auf, wo Robert bereits auf ihn wartete. 

Dieser saß schon eine ganze Weile auf dem Sofa und hatte inzwischen schon sein zweites Bier in der Hand. In der Wohnung war es totenstill und total finster.  Wäre Robert nicht schon einige Male hier gewesen hätte er sich wahrscheinlich nicht zu Recht gefunden. Trotzdem lag Gerrits Koffer mitsamt Handgepäck noch neben ihm, denn mit der Einsamkeit kamen die Schuldgefühle und schlechten Gedanken wieder, die er bislang verdrängt hatte. Was war, wenn Christoph starb? Wenn er Julia nur noch erzählen konnte dass er ihren Bruder gefunden hatte aber ihm nicht mehr hatte helfen können? War es überhaupt richtig von ihm die ganze Sache geheim zu halten? Würde Christoph wenn er aufwachte denn überhaupt ehrlich zu ihm sein? Dazu kam noch, dass er Gerrit in die Geschichte hinein gezogen hatte.  Seinen Freund, der auch im  Urlaub schon für ihn ermittelt hatte - was hatte er wohl dabei herausgefunden? Robert betete, dass sein Kollege sich nicht in Gefahr gebracht hatte nur wegen ihm. Aber er war auch stolz drauf, dass Gerrit die Sache für ihn geheim gehalten hatte.  Nicht einmal Alex hatte er etwas erzählt obwohl sie zusammen waren. Robert konnte sich wirklich auf seinen Freund verlassen. Wobei eigentlich wollte er doch nur kurz zum Labor fahren und hätte eigentlich schon zurück sein müssen. Ob ihm etwas passiert war? Robert merkte wie sich seine Hysterie von vorhin wieder meldete und atmete tief durch. Er war ein Polizist, Kommissar noch dazu und sein Kollege war ebenfalls ein ausgebildeter Polizist. Vielleicht hatte er im Labor nur niemanden angetroffen und warten müssen. Da endlich hörte er den Schlüssel in der Tür und so stellte er sein Bier auf den Tisch und hastete zur Tür.  Schnell riss er sie auf um Gerrit zu empfangen, doch stattdessen stand Falk mit Herrenbesuch vor der Türe und starrte ihn perplex an. Falks Begleiter musterte Robert von oben bis unten und säuselte: "Oh Falki, was hast du uns denn da für einen hübschen Burschen angelacht?",  während er einen Schritt auf Robert zu machte und ihm einen dicken Schmatz auf die Wange gab. Robert war wie vom Donner gerührt und sehr froh, dass Falk seinem Begleiter den Wind aus den Segeln nahm und ihm verklickerte, dass Robert nicht wegen ihm sondern Gerrit hier war, bevor dieser mit seiner Begrüßung noch ausschweifen konnte. "Oh wie schade. Dann ist der Hübsche also schon vergeben. Aber man sieht sich immer zwei Mal im Leben, Süßer!", zwinkerte er ihm noch zu, dann trat er an ihm vorbei in die Wohnung.  Falk machte ein betretenes Gesicht und huschte dann ebenfalls an ihm vorbei. Jedoch klopfte er dem Kommissar noch kurz auf die Schulter und sagte: " Sorry hierfür. Schön, dass du mal wieder da bist. Da wird Gerrit sich aber freuen wenn er wieder kommt." Robert schüttelte fassungslos den Kopf und beschloss, in den nächsten Tagen zum Friseur zu gehen und seine Haare etwas weniger wuschelig schneiden zu lassen. Etwas mehr männlicher eben, damit ihm so etwas so schnell nicht wieder passieren konnte.

Bis ans Ende der Welt  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt