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Verschlafen lief ich die Treppe herunter in die Küche, was genau ich dort wollte wusste ich nicht. Es war Sonntag, sechs Uhr morgens und ich hatte eine weitere Nacht hinter mir, in der ich nicht wirklich gut schlafen konnte. Das einzige was im Moment in meinem Kopf herumschwirrte war der Wettkampf, zu dem es nur noch zwei Wochen dauerte und noch nie war ich so nervös, wie bei diesem. Ich meine, man hatte nicht jeden Tag die Chance in die Nationalmannschaft zu kommen und ich durfte diese Chance auf gar keinen Fall verspielen, ich wusste, dass ich Talent in dem hatte was ich tat, mir wurde es oft genug von meinem Coach deutlich gemacht, weshalb ich auch ihn nicht enttäuschen durfte. Schon letzte Woche hatte ich jede Bewegung in meinem Kopf perfekt geplant, auch das Training lief ziemlich gut und mein Outfit und meine Haare waren ebenfalls geplant. Man könnte sagen, dass ich bereit war, aber ich fühlte mich nicht so.Ich hatte trotz meiner Vorbereitungen verdammt Angst einen Fehler zu machen. Aber wer hatte das nicht?

Mit knurrendem Magen öffnete ich die Tür des Kühlschranks, aber wirklich Lust etwas zu essen hatte ich nicht. Und eigentlich auch keine Zeit. Ich musste noch für die Schule lernen, da ich die Woche zwei wichtige Klausuren schreiben würde und danach die Woche ebenfalls eine. Und ich musste die Woche noch mindesten vier Mal in die Eishalle um meine Choreo nicht nur grob in meinem Zimmer, sondern auch in der Halle zu üben.

Ich hatte zwar auch Training, aber Zeit um alles perfekt zu üben hatte ich dort nicht wirklich, da wir so viele waren und ein paar Jungs aus unserem Team, die eigentlich zu einer anderen Zeit trainierten, Anspruch auf die Halle nahmen, da sie ja so talentiert wären und sie viele Einheiten wie möglich bräuchten. Es war klar, dass der Coach ihnen das erlauben würde. Er war ja schließlich ihr Trainer und bei uns nur eingesprungen.

Ich nahm mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Den Fernseher machte ich gar nicht erst an, ich meine was lief denn generell sonntags gutes im Fernsehen und vor allem, um sechs Uhr morgens?

Auch wenn es wahrscheinlich nur höchstens fünf Minuten waren, fühlte es sich an, als dauerte es mindestens eine Stunde, bis ich meinen Joghurt aufgegessen hatte. Ohne Fernsehen hatte man nichts worauf man sich konzentrieren konnte, und mein Handy hatte ich in meinem Zimmer liegen lassen. Ich schmiss die Packung vom Joghurt in den Müll und ging die Treppe hoch in mein Zimmer.

Ich versuchte es zuerst damit, wieder einzuschlafen, aber nach einer halben Stunde, in der ich mich nur hin und her gewälzt hatte, gab ich dies auf. Nicht einmal ein paar YouTube Videos, die mich sonst immer zum einschlafen brachten halfen, also setzte ich mich an meinen Schreibtisch und guckte mir meine Notizen für den Wettbewerb wieder an.

Ich wechselte ein paar Sprünge und Drehungen mit schwierigeren aus, damit ich einen besseren Eindruck bei den Beobachtern der Nationalmannschaft machen könnte, bis ein Gefühl in mir aufkam, was ich die letzten Tage immer nach dem Essen gehabt hatte. Ich ließ meinen Stift auf den Schreibtisch fallen und rannte ins Badezimmer, während ich fühlte wie sich mein Essen langsam einen Weg durch meine Speiseröhre zurück bahnte. Sagen wir es so, ich schaffte es nur ganz knapp zur Toilette, bevor ich mir die Seele aus dem Leib kotzte. Und da ich beim Kotzen nicht gerade klang wie eine Nachtigall, sondern eher, wie Lily von "How I met your Mother", wie ein Dinosaurier und es dauerte nicht besonders lange, bis meine Mutter hinter mir stand und mir die Haare aus dem Gesicht hielt. Zu meinem Glück hatte sie von den letzten Malen, als ich mich übergeben hatte nichts mitbekommen, denn sie würde mir sonst den Wettkampf verbieten, mit der Begründung, dass ich zu schwach wäre, was aber nicht stimmte.

"Ami, was ist denn los? Wirst du krank?" meine Mutter hörte sich besorgt an, aber ich glaube sie kannte den eigentlichen Grund, warum ich hier hockte, auch wenn ich nicht wollte, dass sie etwas davon mitbekam. Man sah auch von weitem, dass ich sehr stark abgenommen hatte und von nahem wurde es nur noch deutlicher. Durch den ganzen Stress hatte ich einfach keine Zeit gehabt um zu essen und wenn einer Mutter eins auffiel dann, wenn ihr Kind nicht das gekochte Essen gegessen hatte.

"Nein, alles okay. Habe das Essen gestern einfach nicht vertragen." log ich und es brach mir das Herz, als ich durch den Spiegel über dem Waschbecken, wo ich mir das Gesicht und die Hände wusch, in die Augen meiner Mutter schaute. Ihr Blick verriet alles, sie wusste, dass ich log es war offensichtlich, denn ich hatte gestern nicht einmal etwas gegessen.

"Ami, du hast gestern nichts gegessen, ich bin nicht blind. Was willst du denn damit erreichen, wenn du abnimmst, du bist dünn genug, egal was die Leute in der Schule vielleicht sagen und-" Tränen stiegen ihr in die Augen und ich nahm sie in den Arm, bevor sie vor meinem Augen zusammenbrach.

"Mum es liegt nicht an den Leuten in der Schule, ich habe einfach ein bisschen Stress wegen dem Wettkampf und den Klausuren und habe keine Zeit zum Essen. Wenn der Wettkampf vorbei ist, dann bessert sich das alles wieder. Versprochen." Wie konnte ich meine Mutter sonst beruhigen? ich hatte sie noch nie so aufgelöst gesehen, natürlich gab es schon ein paar Momente, in denen sie geweint hat, aber dieses Mal spürte ich ihr Angst und Sorge, dass mir etwas passieren könnte.

"Und wenn du in die Nationalmannschaft kommst Amber? Dann hast du noch mehr Stress, noch weniger Zeit, was willst du dann machen? Willst du mir dann auch sagen, dass das wieder wird? Es wird nicht wieder besser Amber, wenn du einmal drin bist, bist du drin. Ich will dich nicht an deinem Hobby hindern, aber wenn du nicht isst..." sie schluckte, "Dann sehe ich leider keine andere Möglichkeit. Ich will nicht das du mir von den Knochen fällst."

Dienstag kommt kein Kapitel, habe leider keine Zeit :(

wrong one Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt