Kapitel 13 - Zwei Jahre später

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Die nächsten vier Wochen vergingen erstaunlich schnell und angenehm schön. Ben und ich verstanden uns immer besser. Die meiste Zeit, die wir hatten, verbrachten wir im Hotelzimmer, redeten miteinander, gingen in die Sauna oder betranken uns und hatten danach Sex. Ab und an kam ich mit zu seinen Auftritten, blieb aber lieber im Hotel oder erkundete die Umgebung. Einer der Gründe war Martin, der häufig auf den gleichen Festivals auflegte wie Ben.

Nach über 20 Tagen am Stück Dauerauflegen sah man Ben an, dass ihm einige Tage Pause gut tun würden. Nach etlichen Stunden in seinem Privatflieger kamen wir endlich an unserem Ziel an - Curacao, eine der ABC-Inseln in der Karibik. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine so schöne Landschaft gesehen mit so tükisem Wasser und so unendlich langen Sandstränden. Das Hotel, das Ben ausgesucht hatte, lag etwas abseits und unser Zimmer bzw. unser Bungalow hatte einen eigenen privaten Strandabschnitt, der von den anderen abgeschirmt war. Perfekt für einen weltberühmten DJ und seine Geliebte. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an der Schönheit der Natur und war noch Tage später völlig aus dem Häuschen, als freilebende Delfine durchs Wasser direkt vor unserer Nase sprangen.
Wir genossen beide den Urlaub in vollen Zügen und lagen die meiste Zeit am Strand rum oder sprangen mal ins Wasser für eine kurze Abkühlung oder einen Schnorchelausflug. Hier hatte man das Gefühl, dass die Welt noch in Ordnung war und unsere Meere nicht gerade dabei waren, zu sterben.
Doch auch die Woche im Paradies endete irgendwann und wir mussten uns wieder auf den Weg nach Europa machen. Ben würde als nächstes in Dänemark auflegen und so stoppten wir kurz in Hamburg, um mich raus zu lassen. Er und ich benahmen uns nach den vier gemeinsamen Wochen mittlerweile wie zwei sehr vertraute Freunde.
„Bis bald, pass auf dich auf."
„Du auch, Süße!"
Und schon war er schon wieder weg.

Als im Oktober mein Studium begann, schafften Ben und ich es nicht mehr so häufig uns zu sehen. Einmal im Monat war das Minimum, meist schafften wir es sogar zwei Mal.
Und so schlichen die Monate ins Land. Mein Studium lief hervorragend und ich hatte einen tollen Nebenjob gefunden, der mein Studium ideal ergänzte.
Mit Ben lief es ebenfalls gut. Ich mochte ihn und fühlte mich sehr wohl in seiner Nähe, merkte mit der Zeit jedoch, dass ich mich nicht in ihn verliebt hatte und wohl nie lieben würde. Da sich die Sache zwischen uns aber auch nicht richtig ernst anfühlte und wir von Anfang an gesagt hatten, wir packen das Ganze in keine Schublade, fühlte ich mich nicht schlecht, weil ich keine tiefen Gefühle für ihn hatte. Glücklicherweise kam er auch nicht auf die Idee, mir seine Liebe zu gestehen oder sonst wie unter Druck zu setzen. Mit der Zeit hatte sich auch unser Sex stark reduziert, meist betranken wir uns lieber zusammen, redeten bis tief in die Nacht oder veranstalteten Filmabende. Aus der anfänglichen Freundschaft Plus hatte sich eine reine Freundschaft entwickelt, die allerdings sehr sehr tief und eng geworden war, zwischendurch aber immer noch im Sex endete. Nur halt wesentlich weniger als zu Beginn.

Mittlerweile waren fast zwei Jahren vergangen und ich hatte im Juli, kurz vor dem Tomorrowland, meine Masterarbeit abgegeben. Da ich noch keinen Job danach hatte, hatte ich mir, wie zwei Jahre zuvor, ein kleines Polster angespart, sodass ich einige Monate über die Runden kommen würde und notfalls konnte ich jederzeit wieder kellnern gehen.
Martin hatte ich die letzten zwei Jahre glücklicherweise nicht mehr gesehen, jedoch ab und an etwas von ihm und seiner Perle in der Presse gehört. Jedes Mal, selbst noch nach zwei Jahren, versetzte es mir einen Stich, wenn ich seinen Namen las oder ein Bild von ihm sah. Kein Tag verging, an dem ich nicht daran dachte, wie es hätte werden können, ob wir wirklich das Potenzial für ‚etwas Großes' gehabt hätten. Ich wusste, dass ich in Martin Garrix verliebt war, seit zwei Jahren schon, hatte aber gelernt, damit zu leben und meine Gefühle gut in einer Ecke meines Herzens einzuschließen.

Es war ein warmer Freitagmorgen Ende Juli als ich mich auf den Weg zum Flughafen machte, um zu Ben nach Belgien zu fliegen. Ich freute mich auf das Wochenende auf dem Tomorrowland und hatte dieses Mal Mareike im Schlepptau. Wir hatten heute das Vergnügen, dass Ben uns seinen Privatflieger geschickt hatte und wir so auf direktem Weg fliegen konnten. Im Hotel checkten wir Mareike ein, ich bekam eine zweite Karte für Bens Zimmer auf dem selben Gang und wir machten uns auf den Weg zu den Zimmern. Ich hatte Mareike versprochen, nur kurz meine Sachen aufs Zimmer zu bringen und dann zu ihr rüber zu kommen. Ben war sowieso gerade nicht auf dem Zimmer und so sprang ich noch einmal kurz unter die Dusche und ging mit nassen Haaren wieder aus dem Zimmer an anderen Türen vorbei zu Mareike.

Plötzlich wurde eine Tür direkt neben mir geöffnet und ein Arm griff nach meinem und zog mich in das Zimmer. Ich schrie panisch erschrocken auf, doch verstummte wieder, als ich Martin vor mir stehen sah. Mein Herz raste in meiner Brust und mein Mund wurde völlig trocken, so sehr brachte mich dieser Kerl durcheinander. Ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln.
„Sag mal, spinnst du? Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen", schnauzte ich ihn an. „Ich musste dich einfach sehen, als ich gehört habe, dass du mit Ben kommst."
„Glückwunsch, hast du ja jetzt. Darf ich jetzt wieder gehen?"
Ich drehte mich bereits Richtung Tür, als Martin mich festhielt. Eine Gänsehaut jagte über meinen Körper und ich roch sein Parfum bei jeder seiner Bewegungen. Es war immer noch das gleiche wie vor zwei Jahren.
„Ich habe dich so vermisst, Prinzessin, das kannst du dir gar nicht vorstellen."
Seine Stimme war so sanft, dass ich mich wirklich ermahnen musste, nicht weich zu werden und versuchte mir in Erinnerung zu rufen, was für ein Arsch er war. Dabei war es wenig hilfreich, dass er mich wieder mit Kosenamen ansprach.
„Ja? Das fühlte sich vor zwei Jahren aber nicht so an", warf ich ihm entgegen und merkte bereits wie sich Tränen in meinen Augen formten.
„Ich kann das erklären, Lina", setzte Martin an, doch ich unterbrach ihn.
„Ich kann das nicht, Martin. Ich muss jetzt gehen", und verschwand aus der Tür.

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt