*Kapitel 29: Das Kennenlernen

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Nass geschwitzt aber glücklich entstiegen wir einige Minuten später dem Bett und unter die Dusche.
„Hey, erzähl mir ein wenig über deine Familie", bat ich ihn zum wiederholten Mal, während ich meine Arme um ihn schlang. Und so erzählte er mir von den wichtigsten Personen in seinem Leben, die ich ganz bald kennenlernen sollte.
Seine Eltern, die beide bescheidene Leuten waren trotz guten Einkommen, sein Bruder, der seine gesamte Freizeit auf dem Fußballplatz verbrachte und die Aussicht auf eine Profikarriere hatte und der Familienhund Jantje, eine Dalmatinerhündin, die bereits ein relativ hohes Alter erreicht hatte, es jedoch vor jedem Spaziergang kaum erwarten konnte, über die Felder zu laufen.
Martins Familie hörte sich ziemlich perfekt an, was mir zugegebenermaßen ein wenig Angst bereitete, nicht in dieses perfekte Bild zu passen. Mit ihm an meiner Seite wurde die Angst aber ertragbar, denn ich wusste, dass er mich liebte, egal was seine Familie sagen würde!

Wenig später saßen wir im Auto auf dem Weg dorthin, wo Martin die ersten 16 Jahre seines Lebens verbracht hatte.
Das Haus seiner Familie lag etwas außerhalb Amsterdams in einem kleinen, idyllischen Dorf, in dem hauptsächlich Einfamilienhäuser mit großen Gärten und gepflegten Vorgärten standen. Sofort fühlte ich mich an meine Kindheit und Jugend erinnert, denn auch ich war auf dem Dorf groß geworden.
Vor dem Haus, vor dem wir jetzt hielten, lag ein Hund entspannt im Garten und döste vor sich hin. Erst als wir die Autotüren hinter uns zuschlugen, blickte er auf, erkannte Martin und kam schwanzwedelnd auf ihn zugerast. Martin ging vorsorglich in die Hocke, sonst hätte der Hund ihn vermutlich mit seiner Masse der Länge nach umgeworfen. Ich stand lachend daneben, als ich sah, wie sehr sich nicht nur Jantje über Martin freute, sondern auch Martin darüber, Jantje wieder knuddeln zu können.
„Na los, sag auch unserem Besuch Hallo", forderte Martin sie auf und zutraulich kam sie auf mich zu, schnüffelte kurz an mir und ließ sich dann ausführlich kraulen, während sie die ganze Zeit meine Hand schlecken wollte.
In dem Moment ging die Haustür auf und eine Frau kam mit ausgestreckten Armen auf Martin zugelaufen.
„Da bist du ja endlich, mein Kind!"
Ich sah Martins Augen glücklich aufblitzen, bevor er in eine lange und feste Umarmung von seiner Mutter gezogen wurde. Als sie sich wieder voneinander lösten, erkannte ich die Ähnlichkeiten in ihren Gesichtern. Die gleichen Nasen, das gleiche Grinsen, das ich so sehr liebte an Martin. Er hatte auf jeden Fall eine wirklich hübsche Frau zur Mutter.
„Und du musst Lina sein", lächelte sie mich an. Ich nickte ein wenig schüchtern.
„In echt bist du noch hübscher als auf den Fotos", sagte sie lachend und nahm mich fest in den Arm. Ich fühlte mich sofort geborgen in den Armen dieser fremden Frau und konnte nur zu gut verstehen, weshalb Martin so gerne nach Hause kam!
Zusammen gingen wir in das große schöne Haus und trafen dort Martins Vater und auch Bruder, der ihm unfassbar ähnlich sah - wie eine junge Version meines Martins. Ich konnte kaum aufhören zu lächeln, so glücklich machte es mich, Martins glücklich bei seiner Familie zu sehen. Wir setzten uns an den großen und geräumigen Esstisch und unterhielten uns ein wenig, bis Martins Mutter irgendwann aufstand und sich auf den Weg Richtung Küche machen wollte.
„Lina, meine Liebe, magst du mir in der Küche helfen?"
Natürlich nickte ich und folgte ihr daraufhin in die Küche.
„Ihr seid ein hinreißendes Paar", begann sie in der Küche das Gespräch, „ich glaube, ich habe Martin noch nie so glücklich und verliebt gesehen. Du tust ihm wirklich gut!"
Mein Kopf war mittlerweile vermutlich knallrot geworden, da ich absolut nicht mit Lob und Komplimenten umgehen konnte.
„Danke. Als ich Martin damals kennengelernt und das erste Mal gesehen habe, wusste ich bereits, dass er es ist - sein muss. Ich weiß, das hört sich kitschig an, aber bei mir war es Liebe auf den ersten Blick."
Lächelnd schwelgte ich in Erinnerungen.
„Ach, ist das so", hörte ich da eine nur allzu bekannte Stimme hinter mir grinsen. Erschrocken wirbelte ich herum und sah in Martins blitzende Augen. Unser Blick verankerte sich ineinander, als ich langsam nickte.
„Ich verliebe mich jetzt noch jedes Mal neu in dich, wenn ich dich anschaue", gab er schmalzig von sich und doch schmolz ich bei seinen Worten nur so dahin. Gerade machte er einen Schritt auf mich zu, um mich zu küssen, als uns seine Mutter unterbrach und das Essen in die Hände drückte, das rüber ins Esszimmer musste. Wie aus einer Trance erwachten wir beide, seine Mutter hatten wir vollkommen vergessen, so versunken waren wir ineinander.

Das darauffolgende Essen war super angenehm, Martins Familie war toll und wir führten fast zwei Stunden lang eine angeregte Unterhaltung mit vielen Lachern dazwischen. Luuk - Martins Bruder - und ich räumten nach dem Essen die Spülmaschine in der Küche ein, während der Rest der Familie Getränke vorbereitete, mit denen wir uns vor der Kamin setzen konnten.
„Es ist schön, Martin mal wieder zu Hause zu haben", fing Luuk das Gespräch an.
„Ich sehe ihm an, wie glücklich er hier bei seiner Familie ist", lächelte ich ihn warm an.
„Die letzten Jahre war er wenig hier, ich glaube, er hat sich in die Arbeit gestürzt, weil es ihm nicht so gut ging."
Luuk schien seinen Bruder gut zu kennen.
„Ja, das stimmt. Wir hatten auch keinen einfachen Start um ehrlich zu sein", öffnete ich mich ihm. Ich wollte ihm helfen zu verstehen, weshalb Martin sich so selten hatte zuhause blicken lassen. Luuk schien seinem Blick nach zu urteilen ehrlich überrascht zu sein.
„Ach, ich dachte bei euch war es mehr so: Treffen, Daten, Zusammenkommen"
„Oh nein, ganz ihm Gegenteil! Auch wenn ich mich damals instant in Martin verliebt hab, hatten wir Menschen, die uns im Weg standen und denen wir uns erst stellen mussten, bevor wir dieses Jahr zueinander finden konnten."
„Ohne einen Namen zu nennen, weiß ich glaube ich von wem du sprichst", sagte Luuk mit düsterem Gesicht. Ich nickte unsicher. Um ihn ein wenig aufzuheitern sagte ich: „Hey, ich werde versprechen, dass ich ihn so oft es geht nach Hause zu dir schicken werde, ja?"
Er grinste breit und glücklich.
„Und wenn du dann mal mitkommst und ne hübsche Single-Freundin von dir mitbringst, hätte ich da auch nichts gegen!"
Lachend gingen wir beide wieder Richtung Wohnzimmer zur restlichen Familie.

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt