Kapitel 14 - Das Geständnis

98 1 0
                                    

Als Mareike ihre Zimmertür öffnete, lief mir eine einzelne Träne über meine Wange und erschrocken zog sie mich in ihr Zimmer.
„Was ist passiert, Süße?"
Also erzählte ich ihr was auf dem Weg zu ihrem Zimmer passiert war. Meine Hände zitterten immer noch ein wenig und der Geruch seiner Parfums hatte sich in meiner Nase festgesetzt. Vermutlich werde ich ihn wieder Monate nicht vergessen können.
Nachdem ich geendet war, stand Mareike auf und marschierte aus ihrem Zimmer, vermutlich geradewegs zu Martins Zimmer. Ich wollte sie aufhalten, doch hatte nicht die Kraft dafür, sodass ich sie ziehen ließ.

Es dauerte eine ganze Weile bis sie wieder zurückkam und sich mir wortlos gegenübersetzte. Nachdem sie mich einige Minuten einfach nur angestarrt hatte und ich es langsam mit der Angst bekam, begann sie zu sprechen.
„Süße, ich glaube, du solltest dich mit ihm aussprechen."
Das war ja die Höhe, jetzt stellte sie sich auf seine Seite?!
„Müsstest du nicht eigentlich zu mir halten und mich unterstützen?", rief ich aufgebracht.
„Das mache ich, Maus. Aber ich glaube es würde dir gut tun, dir einmal alles von der Seele zu reden."
Ich schüttelte energisch den Kopf, auf keinen Fall wollte ich ihn noch einmal sehen. Die Begegnung vorhin hat mir gezeigt, wie sehr nicht nur mein Körper sondern auch mein Kopf ihn immer noch begehrte und wollte. Das ganze wäre Ben gegenüber überhaupt nicht fair.

Ich sagte Mareike, dass ich ein paar Minuten für mich brauchen und mich drüben bei Ben hinlegen würde. Als ich an Martins Tür vorbeiging, blieb ich für einen Moment stehen und betrachtete die Tür gedankenverloren und schreckte zusammen, als sie sich langsam öffnete, ohne dass jemand hinter der Tür zu sehen war. Er wusste also, dass ich vor seiner Tür stand und gab mir die Wahl. Mareikes Worte kamen mir noch einmal in den Sinn und ich vertraute meiner besten Freundin und schritt langsam in Martins Hotelzimmer.

Er saß mit einem Bier in der Hand auf der Couch und ein zweites, ungeöffnetes stand für mich auf dem Tisch. Ich öffnete es und setzte mich mit dem größtmöglichen Abstand zu ihm auf dich Couch.
„Keine Angst, ich beiße dich nicht", versuchte er die Stimmung aufzulockern, doch ich lachte nicht.
„Ich bin nur hier, weil Mareike gesagt hat, ich soll dir alles an den Kopf schmeißen, was mir so durch den Kopf geht", stellte ich klar.
Er nickte. Ich holte noch einmal tief Luft und nahm einen großen Schluck von meinem Bier. „Okay, die ganze Sache damals hat mich wirklich verletzt. Ich war so dumm, mir einzubilden, dass du ernst meintest, was du bei Ben im Zimmer zu mir gesagt hast. Und als dann Marlene auftauchte und du ohne mit der Wimper zu zucken mich links liegen gelassen und sie genommen hast, hatte mein Ego da ganz schön dran zu knabbern. Ich weiß, es hört sich total bescheuert an, gerade jetzt nach 2 Jahren, aber ich habe mich damals in dich verliebt - innerhalb von wenigen Stunden. Ich hatte das Gefühl das alles zwischen uns passen würde, aber das habe ich mir wohl nur eingebildet. Und dann war Ben da und hat mich aufgefangen bevor ich in tausend Teile zerbrechen konnte.
Ich liebe ihn nicht, nur um das klar zu stellen. Wir sind einfach nur gute Freunde geworden über die Zeit, die anfangs miteinander schliefen, aber selbst das hat sich mit der Zeit eingestellt.
Und seit damals vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke und daran, ob das mit uns hätte klappen können."
Ich holte noch einmal tief Luft und beendete meine Rede. Ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass mir die Tränen gekommen waren dabei und wischte sie mir schnell aus dem Gesicht. Das Etikett meines Bieres war mittlerweile nicht mehr vorhanden, weil ich es vor lauter Aufregung und Emotionen beim Sprechen zu kleinen Schnipseln gerissen hatte. Ich lachte zittrig auf und legte den Müll auf den Tisch. Mein Blick hielt ich weiter nach unten gerichtet, ich traute mich nicht, Martin in die Augen zu schauen.

„Es.. es tut mir so unfassbar leid, Lina", setzte Martin an und ich sah aus dem Augenwinkel wie er nervös mit seinen Händen rumspielte, „ich war damals noch relativ frisch von Marlene getrennt und sie hatte mich wirklich häufig wirklich doll verletzt, aber jede andere Frau hat mich immer nur an sie erinnert. Bis ich dich traf! Als ich Marlene damals kennenlernte, wusste ich genau, dass es diese Eine ist. Aber ich wusste bei ihr auch ganz genau, dass sie nicht nur das Beste sondern auch das Schlechteste für mich sein wird. Trotzdem verliebte ich mich in sie.
Doch als ich dich sah, wusste ich, dass es anders war. Bei dir hatte ich nur das Gefühl, dass du das Beste in mir zum Vorschein bringen und mir unendlich gut tun würdest, vor allem nach jemandem wie Marlene.
Ich meinte jedes Wort, das ich zu dir gesagt habe bitterernst, Lina. Meine es immer noch, das musst du mir glauben.
Aber - wie gesagt - Marlene hat mich zu einem schlechten Menschen gemacht und mich dazu gebracht, Dinge zu tun, die ich niemals im Leben tun würde.
Sie kam an dem Tag in mein Hotelzimmer um mich an diese Dinge zu erinnern und drohte mir, sie würde zur Polizei gehen, sollte ich sie weiterhin wegstoßen und ignorieren. Ich hatte solch eine Angst, dass die Wahrheit ans Licht kommt, dass ich eingeknickt bin und nachgegeben und damit dich weggestoßen hab!
Jeden einzelnen Tag danach hab ich meine Entscheidung bereut und mich immer mehr von Marlene distanziert. Irgendwann war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr in den Spiegel schauen konnte, so sehr ekelte ich mich vor mir selbst und stellte mich meinen Taten.
Nach einer Party war ich mit Marlene betrunken nach Hause gefahren und habe dabei einen Unfall gebaut. Marlene überredete mich dazu, sofort abzuhauen und so riefen wir lediglich einen Krankenwagen und hauten ab. Aus den Nachrichten weiß ich, dass niemand ernsthaft verletzt wurde, dennoch verfolgt mich dieser Unfall jede Nacht, wenn ich meine Augen zu mache. Wie schnell es hätte passieren können, dass jemand bei diesem Unfall stirbt!!
Irgendwann fand ich den Namen des jungen Mädchens, das im anderen Fahrzeug saß, heraus und fuhr zu ihr. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte und gab ihr einen Scheck um wenigstens eine finanzielle Entschädigung zahlen zu können.
Sie sagte, sie verzeihe mir und eine kleine Last fiel von meinem Herzen. Mehr durch Zufall sah ich den DJ Kram in ihrer Wohnung und wie sich herausstellte, legte sie selbst ein wenig auf.
Long Story short: sie hat echt Talent und ich habe sie mittlerweile bei meinem Plattenlabel unter Vertrag nehmen können und bin so etwas wie ihr Mentor. Und das alles nur deinetwegen!
Hätte ich dich nicht getroffen, hätte ich mich wohl nie dazu durchgerungen dieses Mädchen zu besuchen und mich zu entschuldigen. Ohne dich hätte ich ihr nie ihren Traum erfüllen können, DJane zu werden.
Was ich damit sagen will, Lina. Obwohl wir nicht zusammen waren die letzten zwei Jahre, hast du mich zu einem besseren Menschen gemacht und es verging kein Tag, an dem ich mir nicht gewünscht habe, ich hätte mich damals für dich und nicht für Marlene entschieden. Jede andere Frau, die ich danach kennengelernt habe, habe ich an dir gemessen und nicht mehr an Marlene. Die habe ich übrigens seit über einem Jahr nicht mehr gesehen.
Bitte gib uns also noch einmal eine Chance, Lina. Lass mich diesmal bitte alles richtig machen. Ich verspreche dir, ich werde dich nie wieder in deinem Leben enttäuschen und die einzigen Tränen auf deinem Gesicht werden fortan Freudentränen sein."

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt