Kapitel 21 - Der Angriff

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Wann immer es Martin und mir möglich war, sahen wir uns während des gesamten Wochenendes. Meist war Mareike ebenfalls dabei und auch Ben konnte es häufig einrichten, mit uns Zeit zu verbringen.
Martin hatte ich bereits vor zwei Jahren undercover mit in die Zuschauermenge genommen, dieses Jahr würden uns Mareike und Ben begleiten. Ausgestattet mit Caps, Sonnenbrillen und Tüchern machten wir uns Freitagabend auf den Weg zu Armin van Buuren und direkt im Anschluss würde die Swedish House Mafia auflegen.
Wir hatte alle bereits einige Bier getrunken, sodass die Stimmung ausgelassen war, als wir uns auf den Weg machten. Mareike ging vor und wir anderen folgten ihr in einer Reihe bis wir einen guten Platz relativ weit vorne gefunden hatten.
Es wurde bereits dunkel als Armin die Bühne betrat. Die Menschen um uns herum begannen völlig auszurasten, was ich nur zu gut verstehen konnte, vor zwei Jahren war ich genauso. Jetzt allerdings liebte ich einen der bekanntesten DJs der Welt und ein anderer war mein bester Freund.
Mit den ersten Beats fielen Mareike und ich sofort in den Tanzmodus und fingen an, mit den anderen Menschen um uns herum die Musik zu feiern. Wir tanzten ein wenig miteinander und wussten ganz genau, dass das unsere Jungs scharf machen würde! Als wir uns voreinander lösten, spürte ich Martins Hand, die mich zu ihm heranzog, sodass ich mit dem Rücken an seinen Oberkörper gedrängt stand. Im Rhythmus des Beats begann er seine Hüfte zu bewegen und automatisch passte ich mich an, rieb mich an seiner besten Stelle und tanzte ziemlich heiß mit ihm.
„Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt und hier nehmen, Prinzessin", raunte er mir ins Ohr und ich merkte, wie mir dabei sowohl mein Blut in den Kopf schoss und mich erröten ließ als auch zwischen die Beine. Ich drehte mich zu ihm um, zog ihm das Bandana vom Mund und drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund.
„Heb dir das für später auf, Hase."
Als ich mich wieder von Martin löste, sah ich, dass auch Mareike und Ben relativ eng miteinander tanzten. Fragend sah ich Martin an.
„Was läuft da eigentlich bei denen?"
Unwissend schüttelte er den Kopf.

Wir tanzten, sprangen und feierten weiter, während Armin vorne auflegte und betrachteten alle völlig fasziniert das Feuerwerk, das zum Ende des Sets abgefeuert wurde. Die Feuerwerke hier waren wirklich immer erste Sahne und gehörten zu den besten, die ich bisher gesehen hatte. Auch Ben und Martin schienen völlig begeistert, das ganze einmal von der anderen Seite erleben zu dürfen.

In der kurzen Pause zwischen Armin und der SHM gingen Martin und Mareike für uns Getränke holen. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich Ben.
„Was?", fragte er mich leicht ertappt.
Jetzt konnte ich das Lächeln nicht mehr unterdrücken.
„Willst du mir nichts erzählen?"
„Nein, eigentlich nicht", versuchte er sich wenig erfolgreich herauszureden.
Mit hochgezogener Augenbraue und gerunzelter Stirn legte ich den Kopf schief.
„Du willst mir also nicht erzählen, dass du gestern mit meiner besten Freundin geschlafen hast?"
Bevor er fragen konnte, woher ich das wusste, erklärte ich ihm bereits, dass ich eindeutiges Stöhnen aus seinem Zimmer gehört hatte den anderen Tag.
Ben atmete einmal tief durch, bevor er mir erzählte, was sich da zwischen den beiden anbahnte und wie es dazu kam.
„... auf jeden Fall mag ich sie schon ganz gerne und würde sie dieses Wochenende einfach gerne näher kennenlernen."
Ich nickte und lächelte.
„Sei einfach du selbst, Hase, dann wird das schon!"
Ben lächelte mich dankbar an.

Kurz darauf trat die SHM auf die Bühne, der erste offizielle Auftritt nachdem sie überraschend beim Ultra Music Festival ihre Wiedervereinigung bekannt gegeben haben.
Einige Minuten später kamen Martin und Mareike mit unserem Bier zurück.
Gemeinsam genossen wir den gesamten Auftritt, tanzten, lachten und feierten zusammen mit 100.000 Leuten die drei Jungs auf der Bühne und ihre Musik. Da die SHM heute der letzte Akt des Abends waren, machten wir uns nach ihrem Auftritt auf den Weg Richtung Backstagebereich, wo wir als erstes Armin begegneten und ihn zu der Show gratulierten.
„Und warum habt ihr Sonnenbrillen mitten in der Nacht auf?", schmunzelte er über Bens und Martins Verkleidung, fand es aber durchaus nachvollziehbar, als wir ihm erzählten, dass die Jungs mit uns zwischen allen anderen waren.

Wir ließen uns auf eine Couch fallen und Ben holte uns allen eine neue Runde Bier. Durch das viele Tanzen und Schwitzen waren wir alle wieder nüchtern und durstig geworden, wodurch das erste Bier innerhalb von Minuten bei uns allen weg war. Nach der zweiten Runde machte ich mich auf den Weg zu den Toiletten, die ein wenig abseits lagen. Jedoch waren die Backstage-Toiletten alle sehr sauber und gepflegt, vor allem bei den Frauen, weil hier deutlich mehr Männer rumliefen. Ich ging in den geschlossenen Vorraum und musste erst einmal den Lichtschalter suchen, da von außen kein Licht reinfiel und es stockduster war.
Als ich auf Toilette saß, hörte ich, wie sich die Tür öffnete und noch jemand rein kam. Ich hörte jedoch keine Toilettentür oder Wasser, weshalb ich annahm, dass nur jemand in den Raum geschaut hat.
Als ich ihn den Vorraum mit den Waschbecken zurückkam, sah ich einen Mann hinter mir stehen.
„Sorry, aber dass ist hier die Damentoilette", machte ich ihn erst auf deutsch und danach noch einmal auf englisch auf seine Verwechslung aufmerksam. Doch da kam er schon auf mich zu, drückte mir seine Hand auf den Mund und fasste mir mit der anderen an die Brust.
Um mich zu verteidigen, biss ich in seine Hand und versuchte ihn von mir wegzustoßen, doch dass schien den Fremden nur noch aggressiver zu machen. Wir fingen an, miteinander zu rangeln und ich schaffte es, ihn gegen die Rückwand zu stoßen, doch der Fremde gab mir keine Möglichkeit aus der Toilette zu entkommen. Er griff nach meinen Händen und wirbelte mich herum gegen die Wand. Mit voller Kraft schlug er mir ins Gesicht und ich sackte zusammen, kaum mehr fähig, mich auf den eigenen Beinen zu halten. Ich hörte ein dreckiges Lachen aus dem Mund des Fremden als er erneut nach meinen Brüsten griff und schaffte es, nach Hilfe zu rufen, obwohl ich wenig Hoffnung hatte, gehört zu werden. Kaum mehr bei Bewusstsein hörte ich, wie die Tür zur Toilette aufgerissen wurde und zwei laute männliche Stimmen, die sich anschrieen. Danach sackte ein bewusstloser Körper neben mir auf den Boden, doch ich konnte nicht erkennen, ob es mein Angreifer war oder nicht.
Starke Hände packten mich und zogen mich in ihre Arme. Ich wimmerte auf und versuchte mich aus dem Griff zu lösen, doch dann roch ich sein Parfum und in dem Moment nahm ich seine Stimme war, die bereits einige Zeit mit mir redete. Ich war in Sicherheit.

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt