Kapitel 15 -Der zweite erste Kuss

109 1 0
                                    

Ich war völlig sprachlos nach Martins Geständnis. Die Tränen liefen mir leise über die Wangen während seiner Worte und im Stillen dankte ich Mareike für ihren Rat.
Nicht im Entferntesten hätte ich mir vorstellen können, dass Marlene Martin erpresst und er sich deshalb für sie entschieden hatte. Außerdem war ich stolz auf ihn, dass er sich seiner Vergangenheit gestellt und seine Fehler wieder gut gemacht hatte.

Ich spürte seine warme Hand an meinem Gesicht, wie sie die Tränen wegwischte und schloss kurz die Augen, um die Berührung genießen zu können. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie Martin mich beobachtete und auf eine Reaktion wartete. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, doch sobald ich ihn ansah, gab es nur noch einen einzigen. Deshalb nickte ich leicht.
„Okay, lass es uns dieses Wochenende versuchen", lächelte ich ihn an. Martin schloss die Lücke zwischen uns und nahm mich in den Arm. Ich drückte ihn fest an mich und versuchte diesen Moment für die Ewigkeit in Erinnerung zu behalten. Sein herber Duft, seine warmen, starken Arme, sein Drei-Tage-Bart (der war neu - und ziemlich heiß), der mir leicht im Gesicht kitzelte. Und wieder begannen meine Augen sich mit Tränen zu füllen, dieses Mal jedoch wie von ihm versprochen lediglich aus Freude.

„Ich glaube, ich komme wohl nicht drum rum dann mal mit Ben zu sprechen", stellte ich ernüchternd fest.
„Den Großteil habe ich dir schon abgenommen", warf Martin dann ein und erzählte, dass er Ben vor ein paar Wochen auf einem Festival getroffen hatte und die beiden sich wieder fürs Tomorrowland zum Trinken verabredet hatten und Ben dann erwähnte, dass ich ihn begleiten würde. An Martins Reaktion konnte er ziemlich schnell merken, dass da irgendetwas im Busch war und so erzählte Martin ihm die ganze Geschichte und gemeinsam schmiedeten sie den Plan, Martins Zimmer zwischen Mareikes und Bens zu legen, sodass ich Martin auf jeden Fall über den Weg laufen würde.
Ich war völlig sprachlos und überwältigt von Bens Unterstützung!

Als ich in Bens und meinem Zimmer ankam, war dieser mittlerweile da und sah mich erschrocken an, als er merkte, dass ich geweint hatte.
„Hey, alles okay?", fragte er besorgt.
„Ich komme gerade von Martin", sagte ich lediglich und seine Miene verfinsterte sich. „Dann solltest du eigentlich nicht weinen!"
Ich lachte auf.
„Keine Sorge, es sind größtenteils Freudentränen."
Und dann erzählte mir Ben noch einmal die Geschichte, wie er Martin vor einigen Wochen getroffen und die gesamte Wahrheit erfahren hatte.
„Tut mir leid, dass ich die ganze Zeit über nicht ehrlich zu dir war, aber ich wollte ihn wirklich vergessen und so tun, als wäre da nie etwas gewesen."
„Alles gut, ich kann verstehen, warum du es getan hast. Und wenn wir bei den Geständnissen sind, ich habe ziemlich viel mit Mareike geschrieben seitdem ich sie das letzte Mal kennengelernt habe."
Mir blieb der Mund offen stehen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
„Du und Mareike? Das habe ich nicht kommen sehen!"
Ben lachte schüchtern und verlegen.
„Naja, bis jetzt haben wir nur geschrieben und ich hätte so oder so mit dir gesprochen, auch wenn Martin nicht plötzlich aufgetaucht wäre als zusätzliche Variable."
Ich war froh, dass alles so gekommen war, wie es kam, sodass ich jetzt hier neben einem großartigen besten Freund sitzen konnte, der mir vielleicht zu meinem Happy End verhalf und wenn es gut lief auch noch mit meiner besten Freundin anbandeln würde.
„Ich liebe dich, Ben", sagte ich ihm als ich ihn fest in den Arm nahm. Beide wussten wir, dass die gegenseitige Liebe füreinander absolut platonisch war mittlerweile.
„Ich dich auch", antwortete er.

Ich schmiss mich in kurze Klamotten, legte ein wenig Make-Up auf und machte mich auf den Weg zu Martins Zimmer.
„Du bist noch schöner als damals, Prinzessin", räusperte sich Martin als er mir die Tür öffnete und ich ins Zimmer eintrat.
„Mir gefällt dein neuer Bart gut", erwiderte ich, als ich mit den Fingern über ihn strich. Die Berührung jagte mir wie immer eine Gänsehaut über den Körper und ich hätte ihm am liebsten jetzt und hier die Klamotten vom Leib gerissen und mit ihm Liebe gemacht. Aber ich riss mich zusammen!
„Ich dachte", fing ich an, „wir nutzen deine freie Zeit und schleichen uns an den See aufm Festivalgelände, in dem man sonst nicht baden darf und nehmen ein kleines Bad."
„Vielleicht bringst du doch auch eine gesetzesbrechende Seite in mir hervor", knurrte er mich gespielt an, als er mir immer näher kam und schließlich lediglich einige Zentimeter von mir entfernt stehen blieb und seinen Kopf gefährlich nah an meinen beugte. Ich lachte, legte ihm einen Finger auf seine Lippen und schob in von mir fort.
„Na los, spring in deine Badehose und los gehts. Ich hab alles andere schon eingepackt."
Mit einer Kopfbewegung nickte ich zu dem Korb und dem Rucksack, die an der Tür standen und Essen, Trinken und Handtücher enthielten.

Keine 30 Minuten später standen wir vor dem Eingang des Festivalgeländes, das heute noch nicht geöffnet hatte, und kletterten über die Drehkreuze für den Einlass. Wie selbstverständlich griff Martin danach nach meiner Hand und zog mich weiter Richtung See. Dort gab es eine Stelle mit einem künstlich angelegten Sandstrand und flach abfallendem Wasser, die wirklich unfassbar schön war. Wir breiteten unsere Handtücher nebeneinander aus und ich zog mir meine Klamotten aus, meinen Bikini trug ich drunter, und wartete darauf, dass Martin mit mir ins Wasser kam.
„Ich kann mich nicht an dir satt sehen", hauchte er mir ins Ohr, als er neben mir stand und wir gemeinsam Richtung Wasser gingen. Mir ging es ähnlich, an Martins breiter Brust, dem trainierten Bauch und den starken Armen würde ich mich auch nie sattsehen können.

Langsam stiegen wir zusammen in das kühle Wasser und als wir beide ungefähr bis zum Bauchnabel im Wasser standen, stupste ich Martin an, damit er ins Wasser fiel. Prustend tauchte er wieder auf und sprang auf mich zu, schlang seine Arme um mich und zog mich mit sich ins Wasser. Lachend tauchten wir beide wieder auf und ich schüttelte meine nassen Haare, die mir ins Gesicht hingen. Martin stand direkt vor mir, nur Zentimeter trennten unsere Körper von einer Berührung.
Wir sahen uns an und in dem Moment schien die Welt still zu stehen, ich nahm nichts mehr um mich herum wahr außer mein rasendes Herz in meiner Brust. Mein Blick schweifte für einen kurzen Moment von Martins Augen zu seinen Lippen und wieder zurück. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
Hier war definitiv der perfekte Ort und Moment für einen zweiten Ersten Kuss. Vorsichtig nahm Martin mein Gesicht in seine Hand und beugte sich zu mir herunter. Wie in Zeitlupe schien sein Gesicht meinem näher zu kommen und wir ließen unsere Blicke verschränkt bis unsere Lippen sich trafen und wir sie beide schlossen.
Die ersten Sekunden des Kusses waren noch vorsichtig und herantastend, doch dann schienen unsere Lippen sich zu erinnern und der Kuss wurde schnell heißer. Ich stieß mit meiner Zunge in seinen Mund vor und fand seine. Sofort begannen unsere Zungen wild miteinander zu tanzen und ich hörte ein zufriedenes Seufzen von Martin. Wir standen sicherlich 15 Minuten knutschend im Wasser bis ich den Kuss unterbrach.
„Mir wird langsam kalt im Wasser", brachte ich bibbernd hervor und merkte jetzt erst, dass ich bereits leicht mit den Zähnen klapperte.

Der beste Freund | Martin GarrixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt