„Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll...", begann ich nervös und brachte ein hohes Giggeln zustande, weil das so ein Standardsatz war. Im selben Moment hasste ich mich für das Giggeln. Ich war doch kein verzogenes, kleines, rosa angezogenes Mädchen. Miller nickte mir auffordernd zu.
Ich räusperte mich unwohl, um noch etwas Zeit zu gewinnen. Auch wenn es ein Standardsatz gewesen war, war er nicht gelogen gewesen.
„Äh, mein Bruder, er passt für den Besitzer des Hauses darauf auf, während der im Urlaub ist", sagte ich, weil ich das für etwas noch relativ Unverfängliches hielt.
„Wie heißt denn dein Bruder?", hakte Miller sofort nach.
„Marc Brooks", antwortete ich.
„Ist das sein vollständiger Name?"
„Nein", ich spürte, wie ich rot wurde. Marc hatte seinen zweiten Namen über alles gehasst. „Sein voller Name ist Marc Aurel Brooks." Hall, der jüngere Polizist, hob amüsiert eine Augenbraue. Finster starrte ich ihn an und er bemühte sich sofort um eine etwas erstere Miene.
„Er war zusammen mit meiner Schwester in dem Haus. Ich habe sie... besucht", redete ich weiter. Fuck, wie zur Hölle sollte ich diese ganze verkorkste Geschichte nur ordentlich zusammenkriegen?
„Die... die Männer, zu denen er", ich deutete auf das Bild von Mr. Parker, „zu denen er gehörte, sie haben die Tür aufgesprengt. Sie haben auf uns geschossen. Sie..." Meine Stimme wurde immer leiser. Unwillkürlich wanderte mein Blick zu dem Foto von Mr. Parker. Meine Augen verengten sich.
„Er wollte meine Schwester erschießen", flüsterte ich. Meine Zähne schlugen hart aufeinander. Er hätte sie erschossen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich sah auf. Miller nickte Hill zu, der stand auf und verschwand aus dem Zimmer. Meine Augen weiteten sich, als mein Blick zu Miller schwenkte. Ein Gedankenfetzen an einen Film tauchte ungefragt und ungebeten in meinem Kopf auf. Ein Cop, der in einer Befragung zuschlägt, um die Antworten zu bekommen, die er haben wollte.
Doch Miller rührte sich nicht von der Stelle und blickte ruhig zurück. Wenige Sekunden später ging die Tür wieder auf und Hill kam herein. In seinen Händen hielt er eine Plastiktüte, durch deren durchsichtige Hülle ich etwas Schwarzes sehen konnte. Hill setzte sich und legte die Plastiktüte auf den Tisch. Sie hatten meine Glock eingetütet.
„Diese Waffe haben wir am Tatort gefunden. Ist das deine?", fragte Miller mich und ich spürte, dass er mich genau beobachtete. Ich nickte.
„Wo hast du die her? Sie ist nicht auf dich zugelassen."
Sofort schloss ich den Mund so fest, dass klar sein musste, dass ich zu diesem Thema nichts mehr sagen würde. Ich bewegte mich jetzt schon auf sehr dünnem Eis. Billy zu verraten wäre ein Todesurteil.
„Das tut nichts zur Sache", behauptete ich. „Ich habe ihn erschossen, weil ich meine Schwester beschützen wollte." Ich wollte es auf einmal so schnell wie möglich hinter mich bringen.
„Deine Schwester", fragte Miller nach, „ich hätte gerne ihren vollen Namen."
„Mary Stuart Brooks", murmelte ich und musterte Hill mit scharfem Blick. Ich wusste selbst, dass unsere Eltern eine Vorliebe für Herrscher und Herrscherinnen gehabt hatten, zumindest bis zu Tylers Geburt. Das brauchte er mir nicht nochmal unter die Nase reiben. Doch diesmal hatte er sich besser im Griff.
„Das war das Mädchen, das mit der Schussverletzung ins Krankenhaus eingeliefert wurde?", unterbrach Miller meine finsteren Gedanken.
„Ja... Wissen Sie, wie es ihr geht?", drängend sah ich Miller an. Konnte er mir irgendetwas zu Mary sagen? Er blickte mit undurchdringlicher Miene zurück und noch bevor er den Mund aufmachte, wusste ich bereits, dass er mir nichts sagen würde, ganz egal, ob er etwas wusste, oder nicht.
„Ich fürchte, dazu kann ich dir keine Auskunft geben." Ich nickte, war ja klar.
„Haben Sie noch weitere Fragen, oder kann ich jetzt meine Hände waschen gehen?"
Die beiden Polizisten blickten sich an.
„Elisabeth Victoria Brooks", sagte nun Miller, "ich nehme Sie wegen Mordes fest. Sie haben das Recht, zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen leisten können, wird Ihnen einer gestellt."
Ich starrte sie an. Meine rechte, blutverschmierte Hand krampfte sich zusammen, in meinem Bauch bildete sich ein harter Knoten. Sie verhafteten mich.
„Was passiert jetzt?", fragte ich, meine Stimme nur ein leiser Hauch.
„Wir führen Sie in den nächsten 24 Stunden dem Haftrichter vor. Dann kommen Sie fürs Erste in Untersuchungshaft", erklärte Miller. Seine Stimme war immer noch gelassen, doch mir fiel ein gewisser Unterton auf, den ich jedoch nicht zuordnen konnte.
„Kann ich trotzdem endlich mal auf die Toilette?" Wenn ich schon verhaftet wurde, wollte ich mir wenigstens ein winziges bisschen Würde bewahren.
Heyho Leute, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat und dass es nur so kurz ist, aber ich dachte mir, besser kurz als gar nicht. Habe die nächsten zwei Monate ziemlich Struggle wegen Prüfungsphase, weswegen ich nicht versprechen kann, dass in der Zeit regelmäßig Kapitel kommen, aber danach habe ich wieder ein bisschen mehr Zeit ;)
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Dark as midnight
Teen FictionFortsetzung von 'The Dark inside me'! Nachdem Liz den Anführer der Hounds of Hell erschossen hat, eine Gang, die ihr anstrengendes, aber geordnetes Leben zerstört und die Leben ihrer Geschwister bedroht hat, wird sie verhaftet. Beim Versuch, durch e...