Ms. Garcia sollte Recht behalten. Nach ziemlich genau 14 Minuten Fahrt durch den zähen Philadelphia Nachmittagsverkehr, hielt die schwarze Limousine vor einem großen Gebäude. Irgendetwas Offizielles, schätzte ich auf den ersten Blick, es sah mir allerdings nicht nach einem Gericht aus. Es war ein recht modernes Gebäude mit größtenteils verglaster Fassade.
Ich folgte meiner Anwältin durch den Haupteingang hinein, mir des Gorillas in meinem Rücken die ganze Zeit durchaus bewusst. Im Erdgeschoss befand sich eine Art großes Foyer, ähnlich wie bei einer Bank. Ms. Garcia ging zielstrebig auf den Empfangsschalter zu und lächelte die ältere, aufgehübschte Frau dahinter gewinnend an.
„Hallo, ich bin Ms. Garcia. Ich habe eine Art Termin bei Mr. Bushner und Ms. McMahon. Sie erwarten mich."
Die Empfangsdame nickte, hob nahm einen Telefonhörer, drückte auf einige Tasten und meldete uns an. Dann wies sie auf den Fahrstuhl zu ihrer linken. „Achter Stock", meinte sie freundlich, aber etwas reserviert.
Immer verwirrter folgte ich Ms. Garcia in den Aufzug. Was wollten wir hier? Wo waren wir hier überhaupt? In den Spiegeln des Aufzugs konnte ich meine leicht aufgerissenen Augen sehen und bemühte mich, einen etwas gelasseneren Blick aufzusetzen. Ms. Garcia berührte leicht meine Schulter.
„Ok Ms. Brooks, hören Sie mir kurz zu. Egal, was Sie gleich gefragt werden, Sie antworten auf keine Frage, ohne mein Nicken abzuwarten, in Ordnung?" Ich konnte den Ernst in ihrer Stimme hören. Immer noch verwirrt nickte ich. Wurde ich zu einem Verhör gebracht? Aber das war kein Polizeirevier hier...
Das helle Ping des Fahrstuhls riss mich aus meinen Gedanken. Ms. Garcia atmete einmal tief durch, dann trat sie aus dem Fahrstuhl, mich im Schlepptau. Wir kamen in ein helles und geräumiges Großraumbüro, größtenteils in den Farben Pfirsich und Hellblau gehalten. Eine gepflegte, blonde Frau kam auf uns zu.
„Hallo Ms. Garcia. Vielen Dank, dass Sie dieses Treffen möglich machen konnten.", begrüßte sie Ms. Garcia und schüttelte ihr die Hand. Ms. Garcia lächelte sie an.
„Sie müssen Ms. Brooks sein", wandte sich die Frau nun an mich. Ich nickte stumm. „Ich bin Special Agent McMahon. Würden Sie mir bitte folgen?" Sie führte uns in einen Raum, der vom Großraumbüro durch eine Glaswand abgegrenzt war. Die zuschwingende Glastür dämpfte den Bürolärm, jedoch nicht den Lärm in meinem Kopf, den meine Gedanken verursachten. Special Agent, das hieß, ich war hier beim FBI? Wieso interessierte sich das FBI für mich? Und war das gut oder eher schlecht für mich?
Ms. Garcia schien zu bemerken, dass ich etwas durcheinander war und drückte mich auf einen Stuhl. Als sie sich neben mich setzte, sah ich sie vorwurfsvoll an. Sie hätte mich ruhig vorwarnen können. Sie legte mir beruhigend eine Hand auf den Arm.
Special Agent McMahon hatte gegenüber von uns Platz genommen. „Mein Partner müsste gleich kommen", meinte sie und warf leicht verärgert einen Blick über ihre Schulter.
Nur Sekunden später öffnete sich die Tür erneut und ein Mann im Anzug eilte gehetzt herein. Er ließ einen Stapel Akten auf den Tisch fallen und setzte sich auf den Stuhl neben seiner Partnerin. Sie sah ihn mit leicht gespitzten Lippen von der Seite an.
„Hast du dir noch deinen Afro abrasieren lassen, oder warum hast du so lange gebraucht?", fragte sie scheinbar im Scherz, doch mit einem gereizten Unterton. Der Mann runzelte die Stirn.
„Musst du diesen Witz immer noch machen? Das ist doch nun wirklich eine Ewigkeit her..." Sein Blick glitt zu mir und er räusperte sich.
„Hallo Ms. Brooks, Ms. Garcia. Ich bin Special Agent Bushner. Meine Partnerin Special Agent McMahon haben Sie ja schon kennengelernt", stellte er sich vor. Geschäftig schlug er eine Aktenmappe auf und legte ein Bild vor mich, dasselbe Bild, das ich schon von den Polizisten vorgelegt bekommen hatte. Ryans Vater starrte mich an und mein Bauch verkrampfte sich.
„Können Sie diesen Mann identifizieren?", fragte McMahon mich. Ich sah vorsichtshalber zu Ms. Garcia, sie nickte. Also nickte ich auch.
„Ja, das ist Mr. Parker", antwortete ich.
„Wissen Sie, wie dieser Mann gestorben ist?", fragte nun Bushner. Ich sah wieder zu meiner Anwältin, Ms. Garcia nickte.
„Ja, ich habe ihn erschossen", meine Stimme versagte und so kam ‚erschossen' nur noch geflüstert heraus.
„Wissen Sie, wer Mr. Parker war?", fragte Bushner weiter. Ja, antwortete ich in Gedanken, er war der beschissene Vater meines beschissenen Freundes. Meines Ex-Freundes.
Ich sah nicht zu Ms. Garcia. Ich wollte nicht auf diese Frage antworten.
„Nun, dann erzählen wir Ihnen ein bisschen was, über den Mann, den Sie getötet haben", meinte McMahon ungnädig. „Wussten Sie beispielsweise, dass er der Kopf einer Mafiabande war? Dass seine Haupteinnahmequellen aus Drogenhandel und Zuhälterei bestanden? Dass er zahlreiche Tode angeordnet hat?" Ich schloss die Augen. Meine Hände zuckten, ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch so weit wollte ich nicht sinken, und so ballte ich sie nur unter dem Tisch zu Fäusten.
„Wenn sie mit dieser Mafiabande in Kontakt standen, könnten wir Sie für noch mehr als nur Mord anklagen. Kennen Sie das Organised Crime Gang Law? Danach können alle Mitglieder einer kriminellen Vereinigung angeklagt werden, wenn auch nur eines von ihnen ein Verbrechen begeht... Wussten Sie das?" Bushners Stimme klang lauernd.
„Ich gehöre nicht zu denen...", murmelte ich.
„Wie bitte?", fragte Bushner nach. Wütend blickte ich auf.
„Ich gehöre nicht zu denen, verdammte Scheiße!", wiederholte ich lauter, „die haben mein Leben zerstört!"
„Ok, ganz ruhig", Ms. Garcia legte mir wieder eine Hand auf die Schulter, doch ich schüttelte sie ab.
„Nein, ich will mich nicht beruhigen", regte ich mich weiter auf, „ich habe nur meine Schwester beschützt, als ich ihn erschossen habe und alle halten mich für eine Mörderin. Ich habe nur aus Notwehr gehandelt! Die Hounds wollten alles zerstören, was ich..." Erschrocken schloss ich den Mund. Ich hatte den Namen genannt. Mit aufgerissenen Augen blickte ich McMahon an und sah das Lächeln, das ihren Mund umspielte.
„Sie hatten also Kontakt zu der kriminellen Organisation namens ‚Hounds of Hell'", stellte sie sachlich fest. Bestürzt blickte ich zu Ms. Garcia, die allerdings ganz ruhig wirkte.
„Ms. Brooks", McMahon beugte sich in meine Richtung, „wir möchten ihnen einen Deal anbieten."
So, das wars mal wieder. Was haltet ihr davon? Wie findet ihr die beiden FBI Agents? Sollte Liz den Deal annehmen? Ich hoffe, es hat euch gefallen, voten und kommentieren nicht vergessen ;)
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Dark as midnight
Teen FictionFortsetzung von 'The Dark inside me'! Nachdem Liz den Anführer der Hounds of Hell erschossen hat, eine Gang, die ihr anstrengendes, aber geordnetes Leben zerstört und die Leben ihrer Geschwister bedroht hat, wird sie verhaftet. Beim Versuch, durch e...