A Strange Call

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„Liz, bist du das wirklich?", seine Stimme klang atemlos, ungläubig. In diesem Moment wurde mir das Ausmaß meines Handelns klar.

„Fuck, fuck, fuck", fluchte ich, merkte dann, dass ich laut gesprochen hatte. „Ich...", meine Stimme stockte. Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, schob ich noch ein inbrünstiges „Fuck!" hinterher.

„Ähm, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Ryan, der offensichtlich nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte. Ich genauso wenig.

„Ob alles in Ordnung ist?", meine Stimme schrillte in meinen Ohren, „scheiße, das war ein Fehler, ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin..." Mit einer ruckartigen Bewegung riss ich mein Handy von meinem Kopf weg.

„Nein, bitte leg nicht auf!", hörte ich Ryans leiser werdende Stimme aus dem Lautsprecher. Obwohl ich einen kurzen Moment mit dem Gedanken spielte, trotzdem aufzulegen, einfach um ihm eins auszuwischen, hob ich das Handy wieder.

„Ryan, ich weiß wirklich nicht, wieso ich dich angerufen habe. Ich lege jetzt auf, in Ordnung?", versuchte ich nochmal, mich zu verabschieden.

„Bitte nicht...", Ryan stockte, fuhr dann wesentlich leiser fort, „es tut so gut, deine Stimme zu hören." Eine Faust krampfte sich um mein Herz. Scheiße, er hatte recht. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr es vermisst hatte, seine Stimme zu hören, bis er es ausgesprochen hatte. Und trotzdem...

„Ich... Wie kannst du das sagen?", keuchte ich in das Mikrofon, meine Stimme genauso vorwurfsvoll wie ich mich fühlte. „Du hast mich gefoltert", warf ich ihm vor. „Du hast mich geschlagen und du hast mir in die Augen gesehen und eine Zigarette an meinem Bauch ausgemacht!" Ohne es zu beabsichtigen war ich laut geworden.

„Scheiße Liz, ich weiß, das war beschissen, aber ich hatte verdammt nochmal keine Wahl!", auch Ryans Stimme war alles andere als ruhig und vor meinem inneren Auge tauchte ein Bild auf, wie Ryan durch sein Zimmer tigerte, mit vor Wut rotem Kopf und sein Handy anbrüllte.

„Kein Wahl?", ich lachte trocken auf. „Man hat immer eine Wahl!"

„Was wären denn bitte deiner Meinung nach die Alternativen gewesen?", schallte es aus dem Handy.

„Was weiß denn ich? Aber es muss eine andere Möglichkeit gegeben haben, als mich zu foltern!", schrie ich zurück.

„Hättest du mir etwas gesagt, wenn ich einfach nur lieb gefragt hätte?"

„Nein, ich kenne doch die Methoden von den Hounds. Eure Methoden. Ihr hättet nur meinen Bruder umgebracht, oder meine Schwester, oder beide!"

„Und hätte ich nichts aus dir rausgebracht, hätten sie dich umgebracht!", Ryans Stimme hatte inzwischen eine empfindliche Laufstärke angenommen. Mein Hals fühlte sich auch schon ganz wund an.

„Hättest du nicht einfach sagen können, dass wir zusammen sind?", fragte ich, ich schrie nicht mehr, ich fühlte mich so erschöpft auf einmal.

„Liz", auch Ryans Stimme klang gequält, „wenn ich zu meinem Vater gesagt hätte, dass wir zusammen sind, hätte er uns beide umgebracht." Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken, als ich die Gewissheit in seiner Stimme hörte. Auch wenn ich mir, so kalt und gefährlich sein Vater auch gewesen war, nicht vorstellen konnte, dass er seinen eigenen Sohn umgebracht hätte, so schien sich Ryan dessen doch sehr sicher zu sein.

Kurz war es still am anderen Ende der Leitung. „Ich weiß", murmelte Ryan schließlich, „dass das das Schrecklichste war, was ich jemals getan habe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mir das leid tut und wie gern ich es wieder gut machen würde, aber es ging nicht anders..."

An dieser Stelle unterbrach ich ihn: „Ich weiß nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann." Der Satz kam hart und direkt heraus, keine Möglichkeit für Spielraum. Ryan schwieg.

„Ich weiß nicht, was ich tun kann...", meinte er schließlich, es klang verzweifelt.

„Ich weiß es auch nicht", erwiderte ich.

„Verabscheust du mich?", fragte er mit dünner Stimme. Ich dachte nach, fühlte in mich hinein, als würde es wichtig sein, ihm eine ehrliche Antwort zu geben.

„In gewisser Weise schon", antwortete ich dann, „aber gleichzeitig..." Gerade so konnte ich mich noch davon abhalten, weiter zu reden. Ich konnte nicht sagen, dass ich ihn vermisste, direkt nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass ich ihn eigentlich verachtete und ihn hasste.

„Gleichzeitig...?", wiederholte er drängend. Ich schnaubte.

„Nein, du kriegst mich nicht dazu, dass ich das ausspreche. Vergiss es!"

Eine Weile schwieg er.

„Meinst du, du kannst mir vielleicht irgendwann wieder in die Augen sehen?", fragte er. Ich unterdrückte ein Seufzen.

„Vielleicht, irgendwann", murmelte ich und konnte hören, wie Ryan am anderen Ende tief einatmete.

„Dann habe ich etwas, worauf ich hoffen kann", meinte er und ich konnte ihn lächeln hören. Nicht sein spöttisches Grinsen, sondern ein Lächeln, das pure Erleichterung bedeutete. Automatisch krampfte die Faust um mein Herz wieder. Hatte ich zu viel versprochen? Ich wusste es nicht.

„Ryan, ich muss jetzt aufhören. Ich muss... wieder weitermachen", verabschiedete ich mich zum dritten Mal.

„In Ordnung", erwiderte er, „Liz? Ich... ich hoffe, es geht dir gut."

„Hm", meine Mundwinkel konnten sich nicht entscheiden, ob sie nach oben oder nach unten zucken wollten. „Ciao, Ryan." Dann legte ich auf. Tief atmete ich durch. Das war ein sehr seltsames Gespräch gewesen. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich, wenn auch nur ein ganz klein wenig besser als davor. Vielleicht musste das ausreichen, um die Befragung von Bushner und McMahon durchzustehen.


Hey Leute, ich habe heute wieder mal Zeit gefunden, ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch. Was haltet ihr von dem Gespräch zwischen den beiden, wie findet ihr Ryans 'Erklärung'? Und hättet ihr wie Liz reagiert? Voten und kommentieren nicht vergessen ;)

Dark as midnightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt