Kapitel 2

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Vielen Dank an Nougat_Art, die freundlicherweise das neue Cover für mich gemacht hat. Schaut bitte einmal bei ihr vorbei, sie ist wirklich eine gute Seele.

Viel Spaß mit dem Kapitel!

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Als es zum Stundenende klingelte, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Block und damit zum ersten Fach dieses Jahr.

Mathe.

Der Start war nicht schlecht aber mit der Lehrerin hätten wir echt mehr Glück haben können.

Frau Behrends kannte ich schon vom vorherigen Jahr und ich war sehr schnell zu dem Schluss gekommen, dass diese Frau fachlich fast so kompetent war, wie das Stück Kreide in ihrer Hand.

In der zehnminütigen Pause kam Elias zu unserem Platz und erzählte weiter von seinen Sommerferien, was er so alles im Ferienlager erlebt hatte, wie Kitesurfen funktionierte und anderes, was mich mäßig interessierte. Dabei spielten wir auf meinem Handy Dame, was ich wie häufig gewann. Elias tat so, als existierte Vincent gar nicht.

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Zum allerersten Mal seit der fünften Klasse war ich nicht schlecht gelaunt als es klingelte, da ich wenigstens hoffte, wenn nicht sogar schon ahnte, dass mir eine unterhaltsame Stunde bevorstand, von der ich dank des Gesprächs mit Vincent nicht viel mitkriegen würde, was am allerersten Schultag allerdings nicht einmal schlimm war – nicht, dass mich das sonst stören würde.

Die Lehrerin hatte noch nicht ihren ersten Satz beendet, als ich mir auch einen Bleistift schnappte und auf eine frische Seite schrieb:

Jakob: ‚Was machst du für einen Sport? Rudern?'

Vincent: ‚Nee, wie kommst du darauf?'

‚Du hast kräftige Unterarme', stellte ich lächelnd fest.

Als ich ihn darauf kurz ansah, bemerkte ich einen leichten Rotton auf seinen Wangen.

Verunsichert? fügte ich noch hinzu, bevor ich ihn angrinste.

Was war denn los mit mir? Sonst hatte ich echt Probleme mit neuen Menschen in Kontakt zu treten und mich nicht zu verstellen, aber bei Vincent war das irgendwie anders. Ich hatte von der ersten Sekunde an keine Angst gehabt, dass er mich verspotten oder für verrückt halten würde, nur weil ich nicht der durchgeknallte Mainstream war. Komisch.

Vincent: ‚Nee, so schnell gerate ich nicht aus der Fassung. Aber das mit den Unterarmen kann schon sein, ich gehe klettern seit ich sechs bin.'

Jakob: ‚Cool! Klettern muss ich auch irgendwann mal probieren, macht bestimmt Spaß.'

Vincent: ‚Ja!! Vielleicht kommst du ja einfach mal mit mir mit?'

Jakob: ‚Klar, warum nicht? Wann gehst du so immer?'

Vincent: ‚Dienstags und freitags gegen fünf.'

„Jakob und" – die Lehrerin schaute auf den Sitzplan – „Vincent, würdet ihr vielleicht so höflich sein und mir zuhören?", wurde unsere Unterhaltung plötzlich unterbrochen.

Ich nickte kurz, womit sie sich sogar schon zufrieden gab und mit ihrem sinnlosen Gebrabbel fortfuhr. Ich glaube, sie erzählte uns vom Stoff, der in diesem Schuljahr anstehen würde. Als ob das irgendjemanden interessieren würde.

Um uns nicht schon in der ersten Stunde vollkommen unbeliebt zu machen, versanken wir fortan wenigstens nur in unseren eigenen Gedanken. Ich wusste zwar, dass Frau Behrends mich schon seit dem letzten Jahr nicht besonders leiden konnte, weil ich einige Chancen genutzt hatte ihr Unwissen zu demonstrieren, aber ich wollte Vincent nicht in ein schlechtes Licht rücken. Auch wenn ich meistens vorgab, alle Menschen zu hassen und ihr Bestehen ihnen selbst zu überlassen, musste ich mir doch eingestehen, niemandem wirklich schaden zu wollen.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt