Kapitel 3

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Nach dem letzten Block des Tages wartete Vincent wie immer auf mich, keine Ahnung wie er immer so schnell beim Einpacken war.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle, fragend guckte er mich an, bis ich sagte: „Wir nehmen die 65", worauf er kurz nickte.

Wir hatten beschlossen, dass ich heute mal mit ihm klettern gehen würde. Vorher würden wir noch kurz zu mir gehen, damit ich Sportsachen mitnehmen kann, und dann noch zu ihm, damit auch er seine Ausrüstung hatte. Als wir bei mir ankamen schloss ich die Tür auf und fragte der Höflichkeit halber: „Willst du was trinken?"

Er nickte kurz und ich schenkte ihm einfach auf Verdacht ein Glas Wasser ein. Dieses drückte ich ihm in die Hand bevor ich in den Keller ging, um meine Sachen zusammenzusuchen, die ich immer im Sportunterricht trug. Privat pflegte ich Gemütlichkeit.

Nachdem ich das getan hatte, gingen wir noch kurz bei Vincent vorbei, der überraschender Weise nur wenige Blocks entfernt eingezogen war, bevor wir in den Bus stiegen und zur nahegelegenen Kletterhalle fuhren. Warum war ich eigentlich vorher noch nie auf die Idee gekommen klettern zu gehen?

Ich wusste, dass es in der Nähe die Halle gab und hatte nachmittags selten etwas vor, was nichts mit dem Computer zu tun hatte. Achso, ich vergaß. Die Gemütlichkeit.

Dort liefen wir schnellen Schrittes zum Tresen, wo Vincent mich kurz vorstellte. Ich fand es schön, wie normal es jetzt schon für alle war, dass er einfach auf einem kleinen Block schrieb. Wie immer war ich etwas aufgeregt, wenn ich neue Menschen kennenlernte, aber die Aufregung verflog schnell, als ich merkte, wie freundlich man hier miteinander umging. Der muskulöse Trainer stellte sich direkt als Mark vor und fragte mich, welche Schuhgröße ich hätte.

„42", sagte ich.

Daraufhin griff er kurz hinter sich in den Schrank und drückte mir ein paar merkwürdig geformte Schuhe mit schwarzen Gummisolen in die Hand und sagte lachend: „Probier's mal mit der 40 hier. Die müssen eng sein."

Wir gingen uns schnell umziehen, bevor wir in einen Bereich der Halle gingen, dessen Boden eine Matte war, die bestimmt einen halben Meter Dicke maß. Auch hingen hier keine Seile von der Decke und die Wände waren nicht besonders hoch - vielleicht fünf Meter.

‚Das ist der Boulderbereich. Das reicht erst einmal für den Anfang um dich zum Scheitern zu bringen. xD'

Ich zog einen Schmollmund bevor ich ihn angrinste.

‚Also das funktioniert hier so: Eine Route hat immer eine Farbe der Griffe. An den Anfangsgriffen sind immer Schilder befestigt. L für die linke Hand und R für die Rechte. Am letzten Griff ist ein TOP Schild. Wenn du den Griff drei Sekunden mit beiden Händen hältst hast du die Route geschafft. Die Farbe der Schilder steht für die Schwierigkeit. Gelb ist „Einfach", grün „Mittel", rot „Schwer" und schwarz steht für „Unschaffbar". Damit du eine Orientierung hast: Ich schaffe alle Grünen und Gelben und ein paar Rote. So los jetzt! Ich mach dir eine Route vor und du kletterst nach.'

Damit grinste er über beide Ohren, hüpfte wie ein kleines Kind los und wartete an der ersten Route mit gelben Schildchen. Mit einer Leichtigkeit, als würde er einfach eine Leiter besteigen – eine Leiter die flach auf der Erde liegt und ein durchgehendes Brett als Sprosse hat wohlgemerkt– kletterte er die weißen Griffe hinauf, blieb kurz oben stehen und sprang dann herunter, wo er elegant landete.

Er griff nach dem Block und schrieb schnell:

‚Wenn du nicht gut springen kannst, kannst du auch runterklettern und erstmal aus halber Höhe springen, aber es kann eigentlich nix passieren. Und jetzt los!'

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt