Kapitel 11

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Hallo!

Mir war letztens eine Idee gekommen: wenn ihr möchtet, dürft ihr ab sofort in jedem Kapitel Fragen an die Personen stellen. Ein oder zwei davon werden sie vor dem nächsten Kapitel beantworten. Lest bitte immer erst zu Ende, bevor ihr eine Frage stellt, vielleicht wurde sie ja schon beantwortet.

Nun viel Spaß mit diesem XL Kapitel!

SurfingTCAS

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„Jake?", fragte Vincent kleinlaut nach einer langen Umarmung.

„Vincent?"

„Ich... Ich hab Hunger", erklärte er traurig.

„Warum so niedergeschlagen? Das ist doch kein Grund zur Trauer. Lass uns ins Bett gehen und dann kriegst du dein Abendessen", schlug ich vor.

Das machten wir dann auch so. Wir putzten Zähne, zogen uns um und holten das Bett hervor.

Ich ließ mich wie ein Brett darauf fallen und lag dann auf dem Bauch, den Kopf auf den Händen abgelegt.

„Na los, worauf wartest du?", fragte ich schmunzelnd.

Kurz darauf spürte ich, wie sich mein Freund – ich war immer noch extrem begeistert, ihn so nennen zu dürfen – auf mich legte. Damit ich nicht sein ganzes Gewicht tragen musste, stützte er sich etwas mit Knien und Armen ab.

Als ich spürte, wie er über meinen Nacken leckte schloss ich genüsslich die Augen. Ein kurzer Kuss folgte noch, dann bis er zu.

Ein kleiner Schmerz durchzuckte mich, doch dieser war gut auszuhalten. Das Gefühl, wie er das Blut aus mir saugte war noch sehr ungewohnt für mich, aber ich würde lügen zu behaupten, es nicht zu mögen.

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Am nächsten Morgen wurden wir in der ersten Stunde böse überrascht. Wir betraten fröhlich den Klassenraum, in dem wir von allen Anwesenden teils abwertend, teils mitleidig angeguckt wurden. Als alle uns bemerkt hatten, war es unangenehm still.

„Was is'n hier los? Ist hier ein Killeroktopus?", fragte ich in die Ruhe.

Wir erhielten keine Antwort, also machte ich mich schulterzuckend auf den Weg quer durch den Raum zu unserem Platz. Hier beantwortete sich auch meine Frage.

Über den ganzen Tisch war mit schwarzem Filzstift ‚Wiederliche schwuchteln' gekritzelt. Die Handschrift erkannte ich selbst in dieser Größe noch. Betont langsam drehte ich mich um neunzig Grad nach links, wo mich ein Elias fies angrinste.

„Un' nu'" (‚und nun', für alle Nicht-Sachsen), fragte ich betont sächsisch. Ich nutzte die Zeit, in der er mich verdattert anstarrte, um mir meinen nächsten Satz zurechtzulegen. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.

Bedrohlich leise begann ich: „Wenn du homophobes Wesen schon aus irgendeinem sich mir nicht vollständig erschließenden Grund deine charakterliche Minderwertigkeit der ganzen Klasse offenlegen musst, dann erledige das doch bitte wenigstens grammatisch sowie orthographisch korrekt, um die erbärmliche Wirkung deines gehirnamputierten Verhaltens zu reduzieren."

Damit griff ich den roten Filzstift, den Vincent mir in weiser Voraussicht reichte – wir verstanden uns anscheinend schon recht gut – und korrigierte das große >W< zu einem kleinen, sowie das kleine >s< zu einem großen und strich das erste >e< in widerlich. Daneben schrieb ich ‚3 Fehler, Note 5-' und signierte mit meinem Nachnamen.

Einige Beobachter meines Treibens lachten laut auf und Elias setzte sich mit hochrotem Kopf aber ohne weitere Kommentare an seinen Platz.

Aber wieso hatte er das getan? Besitzergreifend war er schon, natürlich, aber so etwas Extremes? Das passte nun wirklich nicht zu ihm.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt