Kapitel 24

259 17 0
                                    

„Endlich hab ich meinen kleinen Jakob für mich, wann immer ich ihn will", freute sich Elias.
Dann öffnete er die Glastür zu meinem Raum und lief lächelnd zu mir. Vorsichtig setzte er sich neben mich und zog meinen Kopf auf seinen Schoß.
Ich wollte das nicht. Ich wollte das überhaupt nicht.
„Und gleich dazu habe ich noch seinen widerlichen Vampirfreund eingefangen. Toll oder? Jetzt habe ich die beiden endlich im Griff", philosophierte er mit sich selbst und ich warf Vincent einen entschuldigenden Blick zu. Mein Freund musste so sehr darunter leiden, mich so nah an Elias zu sehen.

„Das Tolle ist, jetzt wo ihr auf ewig mir gehört und niemals hier weg kommt, kann ich euch auch erzählen wie ich an diese tollen Leute wie Pascal gekommen bin und so. Das interessiert euch sicher brennend", meinte Elias.
Nein, tat es nicht.
Aber es würde wohl besser sein, sich nicht gleich mit Elias anzulegen.
„Ach dafür lege ich mich lieber hin", sprach er mit sich selbst und streckte sich neben mir aus. Liebevoll wanderte sein Arm an meine Hüfte und zog mich sanft zu ihm. Warum war er jetzt wieder so lieb zu mir?

„Mein Vater ist ein toller Mensch", begann Elias seine Erzählung.
„Er ist so wunderbar mächtig und alle machen, was er sagt. Wir verdienen unser Geld mit allem Möglichen, was in irgendeiner Form illegal ist. Drogen, Waffen, Tiere, Menschen, wir handeln mit allem, was uns Wohlstand bringt. Toll, oder? Uns gehört ein eigenes kleines Universum hier und es gibt nichts, was es nicht gibt. Und du bist jetzt ein Teil davon! Wundervoll, findest du nicht? Hier können wir in Ruhe zusammen sein, und Vincent kann uns die ganze Zeit dabei zusehen!
Der Spast wird so neidisch sein, was wir beide zusammen machen!
Jedenfalls hat mir mein Vater sofort dieses Haus, Pascal und alles, was ich so brauche zur Verfügung gestellt, als er davon gehört hat. Er war echt froh, dass ich in seine Fußstapfen trete. Und ich bin auch stolz darauf. Mein Vater ist so ein starker Mann, ich will so sein wie er."

Ich drehte mich um und rollte mich zusammen, während neue Tränen auf das Bett rollten und es langsam nass wurde.

Elias wendete sich ebenfalls, um sich wieder an mich zu schmiegen. Mein Körper wollte nicht mehr aufhören zu zittern, so sehr ekelte mich diese Person an.

„Ihr beide habt mir ganz schön Kraft gekostet. Wisst ihr, wie schwierig es ist, von einem Tag auf den anderen 20 Millimeter Panzerglas mit Löchern aufzutreiben, und ein halbes Haus umzubauen? Aber auch dafür kennen wir die richtigen Leute. Den ganzen gestrigen Tag haben wir für euch diese Räumlichkeit hergerichtet, bedankt euch mal dafür!
Zugegeben, Vincents Zimmer ist nicht ganz fertig, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke... Ich glaube, ich will es gar nicht fertigstellen, so ist es doch auch schön!
Naja, du wirst im Laufe der Zeit noch mehr von meinem tollen Elternhaus erfahren. Jetzt weißt du immerhin, wie ich an diesen Raum gekommen bin", erzählte Elias voller Stolz.

Zum Glück erhob er sich danach.
„Ich muss jetzt leider los, ich werde erwartet", stellte er fest, küsste mich intensiv und zwinkerte aufmunternd zu, bevor er endlich wieder ging.
Wie konnte ich ihn die ganzen Jahre nur so falsch eingeschätzt haben? So viele Jahre waren wir ‚Freunde' gewesen und ich hatte nie auch nur geahnt, welcher schleimige Kern sich in ihm verbarg.

Immer noch weinte ich und mit jeder Minute wurde es schlimmer.
Mein Atem ging viel zu schnell und ich glaubte, dass ich bald jedes Wasser aus meinem Körper geweint haben musste.

Ab heute gehörte ich Elias. Er konnte alles über mich entscheiden. Würde ich in die Schule gehen? Was würden meine Eltern denken? Sie hatten bestimmt Angst um mich! Und Lily! Hoffentlich hatte ihr Date mit Tanja geklappt, sonst hätte sie niemanden mehr. Scheiße, ich würde vielleicht nie wieder das Tageslicht von Nahem sehen! Ich würde machen müssen, was Elias von mit wollte. Kuscheln, küssen, alles. Mein Willen war wertlos. Sobald ich mich wehren würde, bedrohte und verletzte er Vincent, das war leicht zu durchschauen. Vincent war das Druckmittel, mit dem er mich zu allem bringen könnte.
Elias würde das zu Ende bringen, was er vor einiger Zeit angefangen hatte. Mein erstes Mal würde mit einem Jungen sein, den ich absolut hasste. Es würde eine Vergewaltigung sein und Vincent müsste alles mit ansehen. Ich war ein Spielzeug. Mehr nicht.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt