Kapitel 18

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Soul_Guardian: Vince, gibt es eine Veränderung, die du als Vampir spürst, also abgesehen davon, dass du scharfe Eckzähne hast und gerne Blut schlürfst? Eher so in die Richtung, was deine Lebensspanne oder Körperstärke angeht. Oder kannst du es noch nicht sagen?

Vincent: „Seitdem ich zum Vampir geworden bin, bin ich ein wenig schlanker und stärker geworden, aber das muss natürlich nicht daran liegen. Aber wenn ich zur Fledermaus werde, kann ich wie die Echten Ultraschall hören, sehe aber gut wie ein Mensch. Das ist echt toll! Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, zu fliegen und im Finstern trotzdem alles zu sehen. Es macht mir jedes Mal großen Spaß, zu meinem Jake zu fliegen.

Zu meiner Altersentwicklung kann ich leider noch nichts sagen, dafür bin ich noch nicht lange genug Vampir, aber ich fühle mich sehr selten ausgelaugt oder kaputt. Vielleicht ist das ja ein Hinweis?Achja, die Sagen stimmen. Ich hasse neuerdings Knoblauch. Zum Glück mag Lily das selbst überhaupt nicht. Wenigstens habe ich aber ein Spiegelbild und verbrenne nicht gleich in der Sonne, wobei mir Schatten trotzdem lieber ist."

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Schließlich kletterte Vincent noch einmal so viel Routen wie ich insgesamt an diesem Tag in einer Viertelstunde, bevor wir uns auf den Weg in die Umkleidekabine machten. Dort entledigten wir uns unserer Sportsachen und den Kletterschuhen. Als Vincent nur in Boxershorts vor mir stand, musste ich einfach seinen Körper anstarren. Es war mir selbst etwas unangenehm, aber ich konnte meine Gedanken nicht ändern. So wollte ich niemals werden.

„Hast du heute Nachmittag nicht genug gekriegt", fragte Vincent mich plötzlich. Ich erschrak heftig und errötete augenblicklich.
„Naja.. also gerade eben... beim Klettern... da hast du so gut ausgesehen... also du siehst natürlich immer gut aus... aber das hat mir irgendwie besonders gut gefallen", stotterte ich verlegen.
Vincent trat einen Schritt auf mich zu und platzierte den Zeigefinger unter meinem Kinn, sodass ich ihn ansehen musste.

„Das muss dir nicht peinlich sein, mein Jakie. Es gefällt mir, dass ich dir gefalle", meinte Vincent und legte seine Hände an meine Hüfte. Das tat ich ihm gleich und zog ihn langsam zu mir. Unsere Gesichter verweilten kurz voreinander und wir tauschten einen letzten Blick, bevor wir gierig übereinander herfielen. Unsere Lippen bewegten sich synchron und schon bald erbat seine Zunge wieder Einlass, den ich ihr freudig gewährte. Langsam strichen meine Hände hinter ihn und legten sich sanft auf seinen Hintern, um diesen leicht zu massieren.
Ich gab mich vollständig in den Kuss, doch plötzlich flog die Tür auf.


Ein erschrockener Laut verließ meinen Mund, als wir ertappt wurden, doch es wurde schlimmer.


Langsam drehte ich mich zur Seite und sah Elias, wie er uns mit einem undefinierbaren Ausdruck anstarrte.
„Ach so ist das also", begann er dann bedrohlich leise.
„Deswegen kriege ich meinen wohlverdienten Sex nicht. Weil du es hinter meinem Rücken immer noch mit deinem ekligen Vincent treibst. Weißt du eigentlich, was für eine dumme Schlampe du bist? Lässt dich von jedem beliebige Typen durchnehmen? Glaub mir, das wird ein Nachspiel haben. Und wenn dein hässlicher Vincent tot ist, kann ich dich endlich besinnungslos ficken, bis du auf Knien um Gnade flehst. Dein geiles Loch gehört nur mir, und keinem behinderten Stummen! Du gehörst mir. Das werde ich durchsetzen", wetterte Elias zunehmend lauter, bis er aggressiv fortging und auf seinem Weg einen Blumentopf vom Fenster fegte.

Meine Beine gaben einfach nach und ich fiel auf den dreckigen Boden der Umkleide. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln und ich machte mir nicht einmal die Mühe, sie zu bekämpfen. Ich hatte alles zunichte gemacht! Ich hatte Vincent getötet! Wie viel Lebenszeit blieb ihm noch? Ein Tag? Zwei? Elias meinte das so ernst, er übertrieb nicht. Vincent würde sterben müssen, weil ich es nicht geschafft hatte, ihm fern zu bleiben.

Vincent kniete sich vor mich und nahm mich sanft in den Arm. Ich krallte mich in seinen Rücken und heulte mir die Augen in seine Schulter aus.
„Du wirst wegen mir sterben", prophezeite ich schluchzend und zog Vincent so eng zu mir, wie es irgendwie ging. Irgendworan musste ich mich festhalten, sonst würde ich gleich auf dem Fußboden liegen.
„Schhhh, Jakob, alles wird gut", murmelte er, doch ich beruhigte mich nicht.
„Nichts wird gut. Er wird dich umbringen!", rief ich völlig aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt drängte sich ein Drache als Metapher für Elias in meinen Kopf, oder besser, mein Herz. Er spuckte sein Feuer in mir und verbrannte mich, ohne dass es von außen jemand sehen könnte. Mein Herz glich einem Marshmallow mitten in den Flammen eines Lagerfeuers. Es war dem Inferno vollkommen ausgesetzt und verbrannte jämmerlich im glühend heißen Feuer.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt