Kapitel 8

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Vincent atmete einmal tief durch.

„Nein ich mach das schon", sagte er dann. Seine Stimme war brüchig und kratzig, weil er ja seit mindestens drei Tagen nicht gesprochen hatte, aber er SPRACH.

Meine Augen wurden tellergroß und ich musste mich zwingen zu atmen, als ich das realisierte.

„Du... du..." Ich war noch nicht wirklich fähig zu sprechen.

„Ja ich kann sprechen", sagte Vincent.

„Aber warum...?"

„Warum ich es dann nicht tue? Weil... Wegen meiner Zähne", nuschelte er.

„Und deshalb soll ich dich nun verlassen? Wieso sollte ich?" Ich grinste verschmitzt und gab ihm einen langen Kuss (, der Lily übrigens wieder zu feuermelderähnlichen Geräuschen verleitete).

„Nein das ist es nicht. Es ist..."

Er atmete geräuschvoll.

Dann überwand er sich.

Vincent grinste extra breit und zog die Lippen auseinander.

Ich erschrak heftig, als ich sah, was er meinte. Seine Zähne waren zwar sehr weiß und schön, aber die Eckzähne waren nicht ganz... normal.

Sie waren viel länger als typisch und liefen spitz zu. Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf.

„Du bist... Nein das kann doch nicht sein. Du verarschst mich doch. Nenene wo ist die Kamera?", stotterte ich lachend.

„Es gibt keine. Ich bin ein Vampir", bekräftigte Vincent.

„Na dann verwandle dich doch mal", versuchte ich ihn immer noch lachend zu entlarven, doch mir klappte der Mund auf als eine Sekunde später tatsächlich eine süße kleine Fledermaus im Raum herumflatterte. Nun lachte Lily an meiner Stelle und ich verstand die Welt nicht mehr.

Vincent verwandelte sich zurück, setzte sich wieder hin und sah mich traurig an.

„Wirst du mich jetzt verlassen?", fragte er mit zitternder Stimme.

Ich brauchte noch etwas bis ich mich beruhigt hatte. Dann klappte ich meinen Mund auf, stand auf und sagte mit möglichst fester Stimme: „Ich zeig dir gleich mal wie ich dich verlasse."

Damit setzte ich mich seitlich auf Vincents Schoß und gab ihm einen langen, intensiven Kuss.

Dann fügte ich leise hinzu: „So ungefähr" und zwinkerte ihm zu.

Lily starb mal wieder fast in ihrem Fangirl-Dasein, während Vincent mich so eng zu sich zog, dass ich fast keine Luft mehr bekam und sagte: „Danke, ich hatte große Angst, dass dir das zu viel ist, Jake."

„Wollt ihr mich jetzt beide Jake nennen oder was?", fragte ich lachend, worauf Vincent antwortete: „Ja, Lily hat schon Recht, das ist niedlich!"

Ich gab ihm lachend einen Klapps auf den Hinterkopf und sagte dann ernster: „Jetzt interessierte mich aber, wie das... passiert ist."

„Puh alsoo... Wo fang ich an?

„Wir haben damals noch woanders gewohnt mit unseren Eltern.

Dann wurde ich an einem Abend – ich war auf dem Rückweg von einem guten Freund und es war Vollmond – von einer Fledermaus gebissen. Ab dem nächsten Morgen hatte ich diese Zähne und meine Eltern haben das gesehen und..."

Er schniefte einmal und räusperte sich. Ich merkte, dass ihm das Thema nicht behagte und legte einen Arm um ihn.

„Und.. Unsere Eltern sind sehr abergläubisch und sie haben mich rausgeworfen. Und Lily war so verdammt nett und ist mitgekommen. Damit hier keiner merkt, dass ich kein richtiger Mensch bin stelle ich mich stumm. Das fällt mir extrem schwer, weil ich eigentlich sehr gerne rede und... singe.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt