Kapitel 23

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Hallo Leser!


(Kein *in, ich hoffe, ihr besteht nicht auf diesen Genderblödsinn. Sprache ist Sprache. Liebe weibliche Leserschaft, bitte fühlt euch von mir nicht benachteiligt, ich hasse alle Menschen gleich.)

Heute gibt es einen mittelmäßig langen Prolog von mir, denn ich muss mich mal äußern. Wenn ihr unbedingt wollt, dürft ihr ihn natürlich  überblättern.

Zur Feier des Tages hat die Sängerin Sarah Connor am 31. Mai ihr neues Album „Herz Kraft Werke" veröffentlicht. Der erste Song darauf trägt den Namen Vincent und handelt von einem schwulen Jungen. What are the chances for that?!

Leider hat dieser Umstand einige Radiosender – zum Beispiel Antenne Bayern – sofort dazu veranlasst, das Lied aus dem Programm zu nehmen, es zu boykottieren. Andere spielen es nur verkürzt und/oder in einer anderen Version. Wir schreiben das Jahr 2019, wenn ich erinnern darf!
Wer hat denn diesen erwachsenen, eigentlich ja nicht ganz verdummten Menschen (denn sie sind ja des Rundfunkes fähig) in den geöffneten Gehirnbehälter gestuhlt?! Geht's noch, einen Song aus der Playlist kicken, weil er von einem Schwulen handelt?
Wahrscheinlich stört sich einfach das durchschnittlich 100 Jahre alte Stammpublikum direkt an der ersten Line:


„Vincent kriegt kein'n hoch, wenn er an Mädchen denkt."


Tatsächlich argumentieren die Intendanten, die sprachlichen Mittel seien ihrem Radioprogramm nicht angemessen. Wer's glaubt.


Ich finde es ausgesprochen mutig von Sarah, solche direkte und unmissverständliche Sprache in einem heute anscheinend immer noch heiklen Thema zu nutzen, und möchte auch daher auffordern, euch den wirklich guten Song zu Gemüte zu führen.
Als „dumme Schwuchtel", wie sich gewisse Menschen in meiner Klasse gegenseitig beleidigen (manchmal ginge ich gerne in den Zoo, um mich zu den Gorillas ins Gehege zu setzen und dort den außergewöhnlich hohen Intelligenzquotienten zu bewundern), fühle mich von diesem Song vertreten und danke Sarah Connor, dass sie ein Thema anspricht, welches in der Musikindustrie leider nur sehr wenig verarbeitet wird.

Bitte entschuldigt meinen kurzen Exkurs, nur war mir die witzige Namensparallelität ein Grund, mich hier dazu zu äußern.

Nun wünsche ich Freude – und vor allem einen niedrigen Blutdruck – beim Lesen des XL Kapitels.
SurfingTCAS

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„Lies vor! Lies vor! Lies vor!", riefen Vincent und ich wie aus einem Munde, bis Lily schließlich entnervt die Hand hob, um uns zum Schweigen zu bringen.

Hi Lily,
Klar können wir uns treffen.
Was hältst du denn gleich von Morgen? 11 Uhr in der Stadt am Eisbär Eiscafé?"
, las Lily vor und wir knuddelten sie danach gründlich.
„Nun bedank dich endlich", forderten wir, woraufhin sie tatsächlich ein leises „Danke" murmelte.

Sie konnte auch echt niedlich sein.
„Ich finde, zur Feier des Tages gibt's jetzt Tiefkühlpizza", verkündete Vincent lachend und machte sich auch gleich auf den Weg in die Küche.

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„Oh Gott, ich schaffe das nie", verzweifelte Lily zwanzig Minuten vor dem vereinbarten Treffen mit Tanja. Bis vor einigen Minuten hatte sie noch den Tränen nahe vor ihrem Kleiderschrank gestanden und nicht gewusst, was sie anziehen sollte. Typisch.
Und ich dachte immer, das homosexuelle Mädchen da etwas entspannter wären, aber ich schien mich getäuscht zu haben.
Nun stand sie in einer leichten Bluse und Jeans vor uns. Ich persönlich war ja für ein Shirt gewesen, weil es sich offiziell nicht um ein Date handelte, aber Vincent und Lily wollten etwas Besseres.
„Nun geh schon los, sonst kommst du noch zu spät", ermahnte ich sie und schob sie in Richtung Tür.

„Ich bin aber viel zu nervös", protestierte sie.
Ich verdrehte die Augen.
„Dann schau mich an", befahl ich und nahm Blickkontakt auf.
Ich zog Vincent zu mir und begann, seine Lippen mit federleichten Küssen zu übersähen, die er bald darauf erwiderte.

Doch schon wenig später trennte ich mich wieder von ihm und sagte an Lily gewandt: „So, jetzt hast du dich hoffentlich ein bisschen beruhigt. Und wenn du auch jemanden liebevoll küssen willst, dann nimm dich zusammen, sei du selbst und rock das Ding bei Tanja, dann musst du dir auch nichts vorwerfen. Okay?"
Überrascht riss sie die Augen auf, dieses Selbstbewusstsein war sie nicht so ganz gewöhnt von mir. Eigentlich komisch, war ich doch mein Leben lang immer ich selbst gewesen und hatte mit Worten um mich geworfen. Oder war das alles Fassade?
„Danke, Jakie. Drückt mir die Daumen", sagte sie, küsste meine Wange und schloss dann die Tür hinter sich.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt