Kapitel 25

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POV Lily

Viel zu schnell war das Eis aufgegessen. Das war aus zwei Gründen ein Problem: Zum Einen hätte ich gerne noch mehr Eis gegessen, zum Anderen kam ich nun noch viel schneller wieder in die Verlegenheit, den wahren Grund für unser Treffen bekannt zu geben.

„Okay, Lily, wenn du dich nicht traust mach ich einfach erstmal", sagte Tanja und zuckte die Schultern.

„Also, ich muss dir danken, dass du nach diesem Treffen gefragt hast. Ich traue mich nämlich seit Jahren nicht, dich irgendwie darauf anzusprechen", erklärte sie. Einmal atmete Tanja tief durch, bevor sie fortfuhr: „Also... eigentlich ist das schon seit der elften Klasse so... oder so ähnlich. Jedenfalls.. ich.."
Unter dem Tisch tastete sie nach meiner Hand, bevor sie sich hektisch über unsere leeren Eisbecher hinweg beugte und mir einen Kuss gab.
„Ich liebe dich", nuschelte sie und schaute verlegen nach unten.

Ich hingegen hatte Mund und Augen geschockt weit aufgerissen.

Deshalb hatte ich mir nun Jahre lang den Kopf zerbrochen?

Verunsichert und den Tränen nahe blickte mich Tanja wieder an.
„Du findest mich eklig", riet sie und ein kleiner Tropfen zwängte sich aus ihrem Augenwinkel.
„Nein, Tanja, ich...", wollte ich widersprechen, doch sie kramte hektisch nach ihrem Portemonnaie, knallte einen Zehner auf den Tisch und sprang auf, um weinend davon zu rennen.
„Tanja, warte", rief ich durch das halbe Café, worauf sich die Leute empört zu mir umdrehten, doch Tanja wartete nicht.
Schnell legte ich noch einen Schein dazu, bevor ich meiner hoffentlich-bald-Freundin hinterher rannte.
„Tanja warte doch", rief ich vor der Tür, als ich ihre Gestalt in der Menge verschwinden sah.

Mein Gott, konnte sie sich nicht einfach noch zehn Sekunden gedulden, bis ich meine Schockstarre überwunden hatte?

Ich verdrehte die Augen, bevor ich ihr folgte.
Während meines Sprints durch die halbe Innenstadt rempelte ich drei Leute an, die mir jedes Mal wüste Beschimpfungen an den Kopf warfen, schmunzelte über einen Obstverkäufer, der ärgerlich seinen Stand richtete, nachdem Tanja mit einer Stützstange kollidiert war, stolperte über zwei Möpse und eine Katze, trat fast in einen Hundehaufen, und rutschte auf einer Bananenschale aus, die jemand unqualifiziert mitten auf den Bürgersteig geworfen hatte.
Schließlich konnte ich endlich außer Atem mein Kinn auf Tanjas Schulter legen, weil sie an einer roten Ampel den Verkehr passieren lassen musste.

„Was zum..? Lily?", fragte Tanja völlig verwirrt und wischte sich eine Träne von der Wange.
„Musst du gleich wegrennen?", stellte ich gespielt genervt die Gegenfrage. Dann hob ich mein Kinn und wirbelte Tanja herum.
Mit einer Mischung aus stürmisch und sanft drückte ich meine Lippen auf ihre und schlang meine Arme um sie. Ein älterer Herr räusperte sich pikiert, doch das war mir egal.

„Ich liebe dich auch, Tanja", flüsterte ich, bevor ich sie fest umarmte.

POV Jakob

„Guten Morgen, Süßer", flüsterte Elias dicht an meinem Ohr. Ich zuckte erschrocken zusammen und knallte deshalb kräftig mit der Stirn an die Glaswand, vor der ich am vorherigen Abend eingeschlafen war. Ich stöhnte vor Schmerz auf und griff mir an den Kopf.
„Ich habe dir Frühstück mitgebracht", hauchte Elias und deutete auf den Tisch, der von einer Schüssel Cornflakes und Milch bevölkert wurde. Dankbar nickte ich und wollte mich erheben, wurde jedoch von Elias zurück auf den harten Boden gedrückt. So langsam merkte ich auch, wie mir alles wehtat. Vielleicht sollte ich die Matratze aus dem Bett nehmen, und sie vor das Glas legen.


„Halt! Erst will ich einen Kuss von dir", meinte Elias spielerisch.
Ich verdrehte die Augen und küsste seinen Mund flüchtig.
„Das zählt nicht. Ein richtigen, intensiven, liebevollen Kuss will ich", protestierte er.
Mein Herz schlug unangenehm schnell. Das konnte ich nicht! Damit würde ich Vincent betrügen!
Traurig schüttelte ich den Kopf und ließ jenen wieder auf das Kissen fallen. Elias Miene verfinsterte sich.
„Liebst du mich etwa nicht?", fragte er bedrohlich.

Ein kleines GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt