Kapitel 19

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Nach unserem Lachanfall konnte Econa ihrem Bruder doch die Geschichte erzählen, ohne groß zu lachen. Ich warf ab und zu noch ein paar Ergänzungen ein. Nach der Erzählung war es an Zaron zu lachen. „Ihr habt echt die besten Ferien", bemerkte er kopfschüttelnd. „Neidisch?", fragte ich ihn grinsend. „Aber sowas von", bejahte Econas Bruder. „Tja", bemerkte ich nur. „Übrigens, ihr drei, was wollt ihr machen? Hier noch ne Weile sitzen oder weiter in den Wald?", wandte ich mich an die Mittelerdler. „Ich bin für weitere laufen", meinte Econa. „Dich fragt aber keiner". Econa verschränkte beleidigt die Arme. „Also?". Ich blickte fragend in die Runde. „Sitzenbleiben? Weiter in den Wald? Zurück zum Haus? Regt euch Leute, nur weil dem Elben die Geschichtsstunde peinlich sein mag, heißt das nicht, dass ihr beiden auch schmollen müsst". Jetzt blickte ich Aragorn und Gimli an. „Ich bin auch dafür, dass wir weiter gehen", meldete sich Zaron zu Wort. „Klappe Zero, du bist auch nicht gefragt". Ich warf dem schwarzhaarigen Jungen einen vernichtenden Blick zu. „Okay okay, immer mit der Ruhe, aber solange ihr hier überlegt mach ich nen Spaziergang. Kommst du mit Eco?". Bruder und Schwester verließen uns also und liefen über die Lichtung, immer schon die Baumgrenze entlang, solange die Mittelerdler keinen Ton von sich gaben. „Mein Güte, Aragorn, bitte erlöse mich von dem hier alles, das ist echt grauenvoll. Du bist doch so ein netter Mensch. Und apropos Mensch, wir Menschen müssen doch zusammenhalten", bettelte ich. Wenn schon keiner den Mund aufmachen wollte, sollte ich es wenigstens mit Überreden versuchen.

Irgendwann waren die Geschwister im Wald verschwunden, während Legolas das Gesicht in den Armen vergraben halb auf dem Tisch lag, Aragorn eine nachdenkliche Mine zog und Gimli vor sich hin grummelte. Ich saß mehr oder weniger wie versteinert und starrte Aragorn mit einem Hundeblick an. Nach ein paar weiteren Minuten wurde mir das jedoch zu blöd. Ich stand auf und Blickte ernst zu den drei Mittelerdlern. „Auf geht's Leute, wenn wir hier noch länger rum sitzen, schlagen wir Wurzeln. Außerdem sind Echo und Zero irgendwo im Wald verschwunden. Hopp hopp, wir haben nicht den ganzen Tag zeit". Aragorn nickte zustimmend. „Ich bin gespannt, wie der Wald aussehen mag". Der Mann stand auf. Gimli erhob sich ebenfalls und grummelte etwas, das verdächtig nach „wenns sein muss" klang. „Auf gehts Legoland, Waldluft schnuppern". Ich tippte Legolas an die Schulter. „Man, ich hätte dich schon viel früher Legoland nennen sollen", murmelte ich dabei zu mir selbst. Als der Elb jedoch nicht aufstehen wollte, schüttelte ich ihn sehr unsanft. Legolas sprang förmlich auf und starrte mich finster an. „Schlechte Laune?", fragte ich vorsichtig. Der Blonde schüttelte nur den Kopf und lief einfach in den Wald. „Hey, warte!", rief ich ihm hinter her und rannte ihm nach. Elben. Unerträglich. Da rennt der einfach in den Wald. Am Rande meiner Sinne nahm ich war, dass mir Aragorn und Gimli folgten. Halleluja, das lief ja echt gut hier.

Econa und Zaron hatten nur eine kleine Runde gedreht. Als sie wieder auf die Lichtung kamen, war niemand mehr da. „Nanu? Wo sind denn alle hin?", wunderte sich die Braunhaarige. Ihr Bruder zuckte mit den Schultern. „Augenscheinlich nicht hier. Vielleicht suchen sie uns. Oh, warte, da ist dieser Elfenbubi". Zaron deutete auf Legolas, der Gerade mitten aus den Büschen heraus die Lichtung betrat. „Er ist ein Elb, nur zur Info. Und wo ist der Rest? Die werden sich doch nicht aufgeteilt haben". Während sie das sagte lief Econa gefolgt von ihrem Bruder auf den Elben zu. „Elb, wo sind die Anderen?", fragte sie ihn. „Die Anderen kommen gleich", meinte er. „Und wieso bist du hier alleine?", hakte Econa nach. „Ich... musste den Kopf klären", erklärte sich der Elb zögernde. „Lüg ja nicht, sonst gibts Folgen, böse Folgen. Niemand läuft hier alleine rum, wenn er sich nicht auskennt!", ermahnte die Braunhaarige Legolas. Dieser nickte. „Gut. Ah, da sind die anderen ja".

In diesem Moment rannte ich atemlos auf die Lichtung, gefolgt von Gimli und Aragorn. „Halleluja, nie wieder. Nie wieder gehen wir mit diesem Elben irgendwo hin", keuchte ich und klammerte mich an Aragorns Arm um wieder zu Atem zu kommen. „Der ist einfach weggelaufen". „Hab schon gehört. Wir müssen wohl besser auf unseren Besuch aufpassen", stellte Econa fest. „Ja". Ich nickte heftig. Dann ließ ich Aragorns Arm los und lief zu Econa. „Das war zu viel Sport für heute". „Pech gehabt, wir wollten in den Wald, also gehen wir auch in den Wald", rief Zaron uns in Erinnerung. „Aber nur unter der Bedingung, dass wir keine sportlichen Betätigungen ausüben". „Abgemacht". Econa nickte ebenfalls und hakte sich bei mir unter. Ich stimmte das Medley von High School Musical an und singend führten wir den Trupp in den Wald hinein.

Wir liefen einen schmalen Waldweg entlang, kämpften uns durch ein Brennnessel-Dickicht, sprangen über einen Bach, kletterten über einen umgefallenen Baumstamm, suchten uns einen Weg durch dichtes Gebüsch und kletterten auf einen Jägerhochsitz. Von dort aus überblickten wir ein Stückchen Wald sowie auch noch eine kleine Lichtung und entdeckten sogar ein Reh, drei Eichhörnchen, zwei Hasen und einen Hund samt seiner Besitzer. Econa beteuerte jedes mal, wie schlau es doch von ihr gewesen war, das Fernglas mitzunehmen. Bei den Eichhörnchen stimmte Zaron ihr vollends zu, bei dem Reh ich. Legolas war unten geblieben, hatte sich an den Baum gelehnt und die frische Waldluft inhaliert. „Ihr habt hier einen hübschen Wald", bemerkte Aragorn. „Fast wie Zuhause". „Fast? Das war jetzt aber kein gutes Argument", beschwerte sich Econa, grinste jedoch. Der Mann hob nur vielsagend die Hände und blickte aus dem Fenster. Zaron hatte sich das Fernglas an die Augen gedrückt und suchte nach weiteren Eichhörnchen.

Nach den Gefährten (HdR ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt