Kapitel 38

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Am Tag darauf bereiteten Econa und ich das Frühstück zu, denn ein gemeinsames Frühstück hatten wir seit Tagen nichtmehr gehabt. Wobei wir bereiteten es zu zu viel gesagt war. Ich machte eigentlich alles, während Econa so gut wie nur im Weg stand. „Wieso hab ich dich nochmal mal mit in die Küche genommen?". Leicht genervt schob ich meine beste Freundin ein weiteres Mal aus dem Weg. „Weil du meine Hilfe wolltest", antwortete Econa mit grinsend. „Dann mach gefälligst mal was". Ich drückte meiner braunhaarigen Freundin einen Stapel Teller in die Hand. „Du solltest doch so langsam mal wissen, dass Econa nur dann etwas tut, wenn man ihr eine genaue Aufgabe gibt", warf Zaron mir vor, der gerade die Küche betrat. „Du bist vielleicht lustig. Das Einzige was Eco bis jetzt zu Stande gebracht hat, war den Käse auf den Boden zu werfen und das Schneidebrett für das Brot auf den Tisch zu stellen. Wobei sie nichtmal das hinbekommen hat, ohne sich fast mit dem Messer zu erstechen". „Wenn du sie auch mit in die Küche nimmst", war Zarons einziger Kommentar, während er sich an den Tisch setzte. Seufzend machte ich mich wieder ans Werk und schickte Econa los, die Anderen alle zu holen.

Nach einem köstlichen Frühstück ging jeder seiner Wege. Econa verjagte Helena aus ihrem Zimmer und verbarrikadierte sich dort wegen irgendetwas. Zaron war ebenfalls wieder in seinem Zimmer sesshaft geworden und verließ es nur noch um zu essen. Minor war irgendwo hin verschwunden und ließ sich den Rest des Tages nichtmehr blicken. Legolas blockierte den ganzen Morgen lang das Bad. Aragorn saß auf der Terrasse und träumte vor sich hin. Letzten Endes verbrachte ich zumindest den Morgen mit Helena und Gimli im Wohnzimmer, zwang ihnen auf mit mir Poker zu spielen und ließ nebenher den Fernseher laufen. Ich konnte ja nicht meine Künste vernachlässigen, wie würde ich dann da beim nächsten Familientreffen aussehen. Immerhin leistete Chao uns Gesellschaft und rollte sich neben mir auf dem Sofa zusammen. Minzie ließ sich nicht blicken.

Gegen Mittag stieß Legolas wieder zu uns. Ich meinte zu erkennen, das sein Haar irgendwie anders aussah, aber vielleicht täuschte ich mich da. „Wenn du schonmal hier bist, kannst du auch gleich mitspielen". Ich zog den Elben zu meiner linken Seite auf das Sofa und drückte ihm ein paar Spielkarten in die Hand. Der Elb spielte ohne Widerworte mit. Ich fragte mich, was Aragorn alleine auf der Terrasse tat, er wirkte zeitweise so, als würde er schlafen. Würde er denn einfach so mitten am Tag schlafen? Während einer weiteren Partie Rome - wir hatten zwischenzeitlich das spiel gewechselt - kam Zaron die Treppe herunter gepolter auf der Suche nach etwas essbarem im Haus. Jedoch hatte er damit nicht mit uns gerechnet, denn wir hatten die Reste vom Vorabend restlos verputzt. Mit einem giftigen Blick verschwand der jüngste von Econas älteren Brüdern wieder nach oben.

Als es dann gegen drei Uhr auch noch zu regnen begann, saß Aragorn immer noch auf der Terrasse. Langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Nicht, dass dem Mittelerdler am Ende etwas zugestoßen war. „Ist bei ihm alles ok?", fragte ich deshalb die Anderen. „Ich weiß nicht. Sieht nicht so aus", bemerkte Gimli. „Hm... Ich schau mal nach ihm". Ohne mir einen Schutz gegen den nun in strömen fallenden Regen mitzunehmen betrat ich die Terrasse. Bei Aragorn angekommen, rüttelte ich den Mann an der Schulter, er war doch tatsächlich eingeschlafen. Er schreckte hoch, griff nach seinem nicht vorhandenen Schwert und richtete es auf mich. Jedenfalls so lange, bis er bemerkte, dass er gar kein Schwert mehr bei sich trug und dann registrierte wer ich war. „Entschuldigt", entschuldigte er sich bei mit und blickte etwas verlegen drein. „Kein Problem, ist ja nichts passiert. Alles ok bei dir?", winkte ich ab und erkundigte mich nach seinem Wohlergehen. Aragorn nickte. „Wir sollten nach drinnen gehen, es regnet". Ich nickte und folgte dem klatschnassen Mittekerdler nach drinnen.

Econa war derweil wieder aufgetaucht und hatte es sich auf meinem Platz gemütlich gemacht. „Raus aus dem Wohnzimmer, aber flott", wies sie uns an. Kopfschüttelnd zog ich Aragorn mit mir in den Flur. „Toll, jetzt tropfen wir hier alles voll". „Tut ihr nicht, es lässt sich bestimmt was trockenes finden, bis ihr wieder an eure eigene Kleidung kommt", widersprach Econa mir. „Oh nein, ich ziehe nie wieder irgendetwas von dir an. Nicht solange ich lebe". Das letzte mal, als Econa mir ein Shirt geliehen hatte, war es erstens zu klein gewesen und hatte zweitens ein Pferd aufgedruckt gehabt. Nicht, dass ich etwas gegen Pferde hatte, aber diese T-Shirts waren doch eher etwas für jüngere Kinder. Lachend lief Econa die Treppe rauf. „Ja nicht von Fleck rühren", rief sie uns über die Schulter zu.

Wenig später kam Econa wieder, mit zwei schwarzen Kleidungsstücken in der Hand. „Hier, die sollten passen". Meine braunhaarige Freundin warf uns jeweils eines zu. Mir hatte sie ihr Stomp-Shirt mitgebracht, das ihr zum Glück eine Größe zu groß war. „Sag Minor ja nicht, dass das von ihm ist", warnte Econa Aragorn. „Der wird sonst dezent ausflippen". Ich verkrümelte mich ins Bad. Es fühlte sich gut an, aus meinem durchnässten T-Shirt rauszukommen. Schade, dass Econa nicht auch Hosen dabei gehabt hatte. Meine klebte nämlich unangenehm an den Beinen. Aber man kann ja nicht alles haben.

Wieder zurück im Wohnzimmer überredete ich alle Anwesenden zu einer Runde Assi-Uno. Seltsamer weise waren nur Econa und ich begeistert davon. Die Anderen wirkten eher weniger begeistert. Eher so, als würden sie am liebsten weit weg rennen. Welch ein Glück für sie, dass es bis zur Rückkehr von Econas Eltern nichtmehr lange dauern würde. Aber bis dahin zockte ich alle nochmal richtig ab, wie es such für die teuflische Thalia gehörte. Apropos teuflisch. „Echo, hast du noch dieses Gedicht, dass du mal aus Langeweile in der Schule verfasst hattest?", erkundigte ich mich bei meiner besten Freundin. „Klar, fest in meinem Kopf verankert. Natürlich hab ich das original auch noch. Wieso?". „Nur so, vielleicht willst du Legolas ja mal fragen, ob es zutreffend ist". „Hm...". Econa zog ein nachdenkliches Gesicht.

Nach den Gefährten (HdR ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt