Der nächste Tag konnte nicht schlimmer starten. Es regnete seit morgens um neun. Am Frühstückstisch herrschte betrübte Laune und Thyron hatte sich eine Erkältung eingefangen. Wenigstens hatte Zaron mit Freuden verkündet, er würde seinem älteren Bruder sein Zimmer überlassen und zu uns ins Zelt ziehen. Und dann war da noch Minzie. Die goldbraune Kätzin wirkte an diesem Morgen irgendwie traurig und hatte sich in einer Ecke des Sofas zusammengerollt. Nach dem Frühstück hatte Econa sich zu ihr gesetzt und sich seit dem nichtmehr gerührt. Sie streichelte Minzie nur ab und zu und murmelte ihr etwas zu. Da der Regen am Mittag noch immer anhielt und in der Ferne Donnergrollen zu hören war, saßen wir zu acht im Wohnzimmer. „Wir könnten Just Dance spielen", schlug ich vor. Darin war ich nämlich Meisterin. Zaron grinste. „Glaub ja nicht, du könntest mich schlagen". Zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten sich Econas Eltern. „Herausforderung angenommen", sagte ich mit einem grimmigen Grinsen.
Es entbrannte ein wahrer Wettkampf zwischen Zaron und mir. Econas Bruder war nicht schlecht. Er schaffte es sogar fast, die Mittelerdler zum Mitmachen zu animieren. Aber auch nur fast. Also fand der Wettstreit nur zwischen uns beiden statt. Econa nahm auch nicht teil, da sie sorgenvoll neben Minzie saß. „Zero, du bist nicht schlecht, aber keiner schlägt Thalia", sagte ich anerkennend zu Zero, als er den Tanz gewann. Es stand 3:1 für mich und ich hatte nicht vor, in nächster Zeit aufzuhören. Und da es draußen sowieso regnete, hatte ich eh nichts besseres zu tun. Ich war zwar nicht gerade sportlich, doch wenn es um Just Dance ging, war meine Kondition eine eins plus mit Sternchen. Also machten wir weiter, bis es 15 Uhr war, wir es doch geschafft hatten, dass die Mittelerdler mitmachen - unter großem Protest von Gimli und Legolas, Aragorn fand es ganz amüsant - und ich meinen ersten Platz verlor. Zaron führte doch ernsthaft mit 18 gewonnenen Tänzen. Ich folgte ihm mit 16. Zwischendurch hatten wir aber auch eine Essenspause eingelegt, daran musste es liegen, denn davor war ich unangefochtene Siegerin gewesen. „Du lässt nach Thalia, ich hoffe für dich, dass das nicht absticht ist", bemerkte Zaron mit einem schelmischen Grinsen. Ich feuerte dem Jungen einen giftigen Blick zu. „Halt ja die klappe", knurrte ich ihn an. Abwehrend hob Econas Bruder die Hände. „Ich hab nichts gesagt". Er versuchte ernst drein zu blicken, jedoch konnte er sich sein Grinsen nicht aus dem Gesicht nehmen. „Pha, bei Singstar wirst du mich nicht schlagen", versprach ich ihm. „Hey, sag nichts gegen meine wohlklingenden Singstimme", beschwerte Zaron sich. „Hab ich nicht, meine ist nur viel wohlklingender. Spätestens dann, wenn ich dir den Mund zuklebe". Jetzt warf ich Econas Bruder ein teuflisches Grinsen zu. Dieser zuckte nur mit den Schultern und blickte zu seiner Schwester, die noch immer neben Minzie saß und sich kein Stückchen gerührt hatte. Natürlich hatten wir mit ihr geredet und gefragt, ob alles ok ist, doch da sie nicht wirklich reagiert hatte, ließen wir sie lieber in Ruhe.
Am Abend hatte ich Zaron haushoch geschlagen. Ich war eben eine Meisterin. „Warte nur, bis wir mal Poker spielen, dann bist du pleite, wohnungslos und ohne zukunft", versprach ich Zaron. „Das glaub ich dir sofort, deshalb werde ich nie im Leben gegen dich pokern". „Gute Idee mein lieber, sehr gute Idee". Wieder grinste ich teuflisch. Sollte er mir irgendwann mal blöd kommen, wusste ich schon, wie ich ihn klein halten konnte, mit Poker. Da es endlich aufgehört hatte zu regnen und es draußen langsam dunkel wurde, setzte ich mich zu Econa und redete leise mit ihr. „Ist alles okay bei dir Echo? Kann man dir irgendwie helfen? Brauchst du ne Umarmung?". „Ich glaube, Minzie ist krank", sagte Econa nur. „Sie ist normalerweise nie krank". „Och nein". Ich schloss Econa in eine feste Umarmung. „Das wird schon wieder, da bin ich mir sicher". „Ja, das glaube ich auch, inzwischen sieht Minzie wieder gut aus. Heute morgen sah sie nämlich ziemlich übel aus. Mein Vater hat versprochen morgen mit ihr zum Tierarzt zu fahren", erzählte meine Freundin. „Das ist gut", lächelte ich. Ich entließ Econa aus meiner Umarmung und zog sie auf die Beine. „Jetzt komm, du hast den ganzen Spaß heute verpasst. Das müssen wir morgen nachholen. Was sagst du zu Schwimmbad?", schlug ich vor. Langsam kehrte das fröhliche Funkeln in ihre Augen zurück. „Jep, gute Idee. Aber erst will ich schlafen". „Dann komm". Ich hakte mich bei Econa unter und zog sie nach draußen zum Zelt, das dem Regen zum Glück trotzen konnte und fest wie eine Burg auf der Wiese stand.
Im Zelt drinnen war auch alles trocken geblieben und keine Schnecke weit und breit war zu sehen. Nach einem kurzen Nachtmahl bestehend aus Keksen kuschelten wir uns in unsere Decken, denn nach dem lange anhaltenden Regenschauer war die Nachtluft ziemlich frisch. „Ist alles ok bei dir Eco?", erkundigte sich Zaron besorgt bei seiner Schwester. Econa nickte. „Ja, da es Minzie wieder besser geht, geht es mir auch wieder besser". „Schön zu hören". Gimli und Aragorn waren schon weggedämmert. „Schlafmützen, die haben sich nicht im mindesten so angestrengt wie ich heute", warf ich den beiden vor. „Rumsitzen ist für manche halt anstrengender als durchs Wohnzimmer zu hüpfen und ein Konzert zu geben", bemerkte Econa grinsend. „Pha, die sind einfach nur ungeübt. So viel wie die immer rum laufen bei sich Zuhause", sagte ich gespielt abwertend. Kopfschüttelnd grinste Zaron. „Das die sich überhaupt mit euch abgeben mit eurem komischen Humor". „Hey, der ist nicht komisch. Der ist was besonderes. Die ham ihn schließlich verstanden", verteidigte ich den Humor von Econa und mir. „Schon gut. Ich geh jetzt definitiv schlafen". Mit einem demonstrativen Gähnen rollte Zaron sich zusammen und schloss die Augen. „Dein Bruder ist frech", stellte ich fest. „Das war er schon immer, hat sich das nicht aberziehen lassen", sagte Econa.
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Nach den Gefährten (HdR ff)
Fiksi PenggemarDie Fortsetzung von "Nach dem Drachen" und "Vor dem Drachen". Dieses mal verschlägt es erneut einige Mittelerdler nach Deutschland. Genauer gesagt auf die Terrasse von Econas Haus, direkt vor den Augen von Econas Familie, Econa, Thalia und Thalias k...