Der nächste Tag startete mit einem köstlichen Frühstück, welches Jeanine uns zubereitete. „Wenn ich könnte, ich würde hier einziehen", sagte ich mit einem genießerischen Ausdruck im Gesicht. „Tu's doch", grinste Zaron. „Naja, hier ist es auch so schon voll genug", gab ich zu bedenken. „Da hat sie recht", stimmte Minor mir zu. Langsam ging mir Econas griesgrämiger Bruder auf die Nerven. „Kannst du auch was anderes, als dauernd schlecht drauf zu sein?". „Ja". Minor funkelte mich böse an. „Nicht streiten", ging seine Mutter dazwischen, bevor zwischen ihm und mir noch ein Wortgefecht entstehen konnte. „Komm Lia, gehen wir nach draußen", schlug Econa vor. Ich nickte zustimmend. Also schnappten wir uns die Mittelerdler und setzten uns mit ihnen hinters Haus in den Garten. Dabei saßen Econa und ich auf der Bank. Legolas setzte sich zu uns. Also setzten sich Aragorn und Gimli auf den Boden. „Das war jetzt aber nicht nett", bemerkte Econa zu dem Elben. „Er ist halt alt, er braucht was bequemes zum sitzen", bemerkte Thalia nüchtern. Keiner wusste etwas darauf zu erwidern.
„Das war jetzt aber echt ein Schlag unter die Gürtellinie", sagte Econa in die Stille hinein. Ich zuckte nur mit den schultern. „Und wenn ihn das jetzt verletzt hat?". „Solange er nicht drauf reagiert ist doch alles gut", meinte ich nur. „Hm", machte Econa nur. Ja, das war nicht nett von mir gewesen, aber was raus muss, muss raus. Selbst die große Thalia gibt manchmal nicht sehr nette Sachen von sich. Irgendwie fühlte ich mich ja schon schuldig, aber nur ein ganz kleines bisschen. Wieder entstand eine unangenehme Stille. „Ist ja schon gut. Tut mir leid Legolas, hab's nicht so gemeint", murmelte ich. „Ich nehme die Entschuldigung an", sagte der Elb nur. Bildete ich mir das ein oder zierte so etwas wie ein Grinsen sein Gesicht. Ich blinzelte. Nein, das musste ich mir eingebildet haben. Econa tippte mich an. „Äm, Lia, alles gut?", fragte sie und klang eine spur besorgt. Ich schüttelte den Kopf. „Jep, alles bestens", grinste ich. „Ich hab Lust auf einen Spaziergang". „Spaziergang? Du?". Skeptisch hob meine beste Freundin eine Augenbraue. „Ja, ich Spaziergang". „Okay, ihr habt es gehört. Thalia will einen Spaziergang machen". Econa machte eine auffordernde Geste, die die Mittelerdler zum Aufstehen bewegen sollte. „Hopp hopp", half ich ihr nach und stand motiviert auf. „Jetzt geht es zu Spielplatz". Das brachte Econa zum Lachen. „Bitte nicht", prustete sie. „Oh doch".
Da ich darauf bestand, gab Econa sich geschlagen und stimmte zu, die drei zum Spielplatz zu führen. Wir umrundeten das Haus, Econa sagte noch kurz bescheid, dann ging es los, hinab ins Zentrum des Dorfes. Zugegeben, wir nahmen nicht den schnellsten Weg, sondern bogen in ein paar Seitenstraßen ab. Erst nach einer Viertelstunde erreichten wir den verlassenen Spielplatz. „Auf geht's, bevor die kleinen Kinder noch auf die Idee kommen, uns den Platz streitig zu machen". Entschlossen betrat Econa das Gelände. „Ich bin direkt hinter euch". Mit diesen Worten und auffordernden Handbewegungen scheuchte ich die drei Mittelerdler auf den Spielplatz. Meine Freundin saß abwartend auf einer der zwei Schaukeln. „Lia, wir müssen mal was anderes machen. Also nix, was wir vor zwei Jahren schon gemacht haben", bemerkte Econa, als ich mich auf der Schaukel neben ihr niederließ. „Mir fällt aber nix ein. Wir haben so viel gemacht, mir sind die Ideen ausgegangen". „Fassen wir mal zusammen, wir waren Zelten, im Schwimmbad, essen in der Stadt. einkaufen in der Stadt, im Bergwerk, im Wald, aber einem anderen Teil als letztens, im Dorf unterwegs, den Spielplatz eingeschlossen, und sogar in deiner Wohnung", hielt Econa fest. „Hab ich was vergessen?". „Ja, wir haben eine Filmwoche gemacht", fiel mir noch ein. „Siehst du, wir gaben so viel gemacht". Econa nickte nachdenklich. Dabei beobachtete sie die drei Mittelerdler, die sich auf einer Bank nieder gelassen hatten. „Hey, wieso gehen wir nicht ins Kino?", schlug Econa vor. „Hm, gar keine so schlechte Idee", stimmte Thalia zu. „Und davor gehen wir in ein Restaurant, alle zusammen. Also auch deine Familie und Helena". „Hm, da das sicherlich lustig wird, schlagen wir es doch nachher vor". Die Idee schien Econa zu gefallen.
Eine gute halbe Stunde später saßen wir fünf im Gras auf dem Boden. Econa und ich spielten Schere, Stein, Papier. „Ha, drei Siege nacheinander", jubelte Econa. „Aber nur weil du betrügst", warf Aragorn ein. Econa warf im einen empörten Blick zu. „Vergiss ja nicht, in wessen Haus du wohnst", drohte sie dem Mann. „Welch ein Glück, dass es euren Eltern gehört". „Ou, guter Konter". „Thalia, ich dachte wir wären Freunde!". Econa zog ein ungläubiges Gesicht. „Hast du nicht des öfteren bemerkt, dass wir das nur wegen des Essens sind?", erinnerte ich sie grinsend. „Das... Das war damals. Jetzt sind wir Freunde, richtige Freunde. Beste Freunde". Dramatisch ergriff Econa meine Hand. „Oh Econa, hätte ich nur früher gewusst, wie du empfindest. Ich hätte dich nie hintergangen", versicherte ich ihr mit einer ebenso dramatischen Stimme. „Aber Aragorn, er war einfach schneller als du". Ich wischte mir eine imaginäre Träne aus den Augenwinkeln. Econa setzte eine geschockte Mine auf. „Du und... U-und der?", fragte sie ungläubig. „Wie konntest du nur!". Econa ließ meine Hand wie eine heiße Kartoffel fallen und sprang auf. „Mein Herz, es ist soeben in tausend Stücke zersprungen. Wie konntest du es wagen!". Sie warf sich die Haare zurück und legte einen dramatischen Abgang hin. „Nein, ich dachte, wir wären Verlobt!", rief ich Econa hinterher. „Das macht es aber jetzt nicht besser", lachte Econa und kam zurück. „Oh man, das war vielleicht lustig, das sollten wir wiederholen". Gimli, der das Ganze bis jetzt skeptisch beobachtet hatte, brach in dröhnendes Gelächter aus, in das Aragorn heiter einstimmte.
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Nach den Gefährten (HdR ff)
FanfictionDie Fortsetzung von "Nach dem Drachen" und "Vor dem Drachen". Dieses mal verschlägt es erneut einige Mittelerdler nach Deutschland. Genauer gesagt auf die Terrasse von Econas Haus, direkt vor den Augen von Econas Familie, Econa, Thalia und Thalias k...