Econa schaltete den Fernseher ab. Gimli saß wie ein Häufchen Elend in seinem Sessel, wischte sich die Tränen vom Gesicht und zog geräuschvoll die Nase hoch. Legolas blickte den Zwerg befremdlich an. Aragorn hatte seinem Gefährten die Hand auf die Schulter gelegt. Helena saß auf der Sofalehne an der Wand und schlief. Ich selbst blickte von einem zum andern. „Was ist den hier los?", wunderte sich Jeanine. „Wir ham nen Film geschaut", informierte sie ihre Tochter. „Was habt ihr denn geschaut, dass der Junge so aufgelöst ist?". Econas Mutter konnte ihr Grinsen kaum unterdrücken. „Alles steht Kopf", sagte ich schulterzuckend. „Ach, deshalb ist Thyron nicht da". „Jep", nickte Econa. Gimli schniefte ein weiteres mal. Ich stupste Helena an. Meine Schwester zuckte zusammen und blickte gehetzt auf. „Was hab ich verpasst?". Econa schüttelte den Kopf. „Alles, Helena, alles".
Extra für Gimli zauberte Econas Mutter uns ein besonders köstliches Essen, Braten mit Klößen. „Wirklich sehr schmackhaft", bemerkte Gimli und haute ordentlich rein. „Was los Elb, magst du dein Essen nicht?", fragte Econa den blondling neben sich, der lustlos in seinem Salat herum stocherte, den es als Beilage dazu gab. Der Kloß hatte ihm nicht wirklich zugesagt, ebensowenig der Braten. Legolas schüttelte nur vielsagend den Kopf. „Hm", machte Econa daraufhin. Einen Moment blickte sie den Elben noch nachdenklich an, dann wandte sie sich wieder ihrem Essen zu.
Nach dem Essen setzten wir uns raus auf die Terrasse. Zaron hatte Minor angeschleppt, der überhaupt keine Lust hatte. Thyron hatte sich hinter seinem Handy verschanzt und ignorierte den Rest der Welt. „Ihr seid ja echt gesprächig heute", bemerkte Econa ironisch zu ihren Brüdern. „Er ist halt schüchtern", meinte Zaron schulterzuckend und grinste seinen schwarzhaarigen Bruder an, welcher ihm einen giftigen Blick zu warf. „Nicht streiten Jungs", sagte Thyron ohne aufzublicken. „Leute, was haltet ihr davon, wenn wir ins Kino gehen? Es findet sich bestimmt ein Film, der jedem zusagt", fragte Econa in die Runde. „Ich bin dabei und unsere drei neuen Freunde auch", warf ich wie beiläufig ein. „Wir beiden sind auch dabei". Zaron grinste Minor an, der noch missmutiger dreinblickte, aber nichts erwiderte. „Schön", vorfreudig rieb Econa sich die Hände. Dann stand sie auf und hing nach drinnen. „Was macht sie?", wollte Gimli wissen. „Keine Ahnung. Ich tippe mal, sie sagt ihren Eltern bescheid. Würde jedenfalls Sinn machen", antwortete ich dem Zwerg. „Würde nicht nur Sinn machen, macht auch Sinn", gab Zaron seinen Senf dazu. „Wie auch immer. Morgen gehen wir in den Zoo. Lucy kommt bestimmt mit und bringt mit Sicherheit n paar Leute mit". Denn von einer Sache konnte bei meiner Cousine immer ausgehen: egal wo sie hinging, sie hatte immer mindestens eine Begleitung dabei. „Was? Die Verrückte treibt sich noch mit euch rum?", erklang Helenas überraschte Stimme. Mein Blick wanderte zu meiner Schwester. Seit wann war die denn da? Irgendwas hatte ich wohl verpasst. „Ja, mit der treiben wir uns noch rum. Und nein, sie ist nicht verrückt", verteidigte ich das Ansehen meiner Cousine. „Sie ist verrückt. Genauso wie ihre Begleiterin", murmelte Legolas. „Hey, werd jetzt ja nicht unhöflich. Sonst sitzt du ganz schnell auf der Straße!", wies ich den Elben zurecht. Der Blonde blickte mich überrascht an, wie als hätte er mit meiner Reaktion nicht gerechnet. „Ich dachte Econa wäre die impulsivere". „Ich muss sie grad vertreten. Auch wenn sie eigentlich meine Stellvertreterin ist, aber den Fakt vergessen wir mal. Warte, nein. Sie ist meine Stellvertreterin und sie vertritt meine Stimmungsschwankungen. Gemixt mit ihren eigenen, ergibt das das, was Econa ist". Das war eine gute Verteidigung, sicherlich war dem so.
Als Econa sich dann wieder zu uns gesellte, teilte ich ihr mit, das ich beschlossen hatte, dass wir morgen in den Zoo gehen würden. Econa fand das nicht so prickelnd. „Mann, ich hab grad erst meine Eltern überredet, dass wir ins Kino dürfen, jetzt muss ich sie auch noch von Zoo überzeugen...", grummelte meine braunhaarige Freundin. Seufzend machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder im Haus. „Thalia, das war grade nicht sehr nett", bemerkte Thyron über sein Handy hinweg. „Sag das wieder, wenn du mir in die Augen siehst", meinte ich nur. Zaron kicherte. „Ist ja fast so gut wie Fernsehen. Jetzt fehlt nur noch das Popkorn". „Dünnes Eis Freundchen, ganz dünnes Eis. Wenns so weiter geht, sucht ihr morgen eure Unterhosen". „Wag es ja nicht!", drohte Minor, ohne irgendwelche Konsequenzen oder Androhungen zu verlautbaren. „Ich wage gar nichts. Gewisse andere Anwesende schon". Damit war das Thema für mich geklärt. Irgendwie fühlte sich das schon fies an, aber so war ich nunmal. Teufeleien waren das beste am Leben. Dabei kam mir ein Gedicht in den Sinn, das Econa im Physikunterricht verfasst hatte. Oder eher gesagt eine der drei Strophen:
"Thalia schmiedet nen Teufelsplan
und ist davon ganz angetan".Hierbei ein kleines Dankeschön an die Person aus meiner ehemaligen Klasse in der 9., die, als wir den Film in der Schule geschaut haben, am Ende geweint hat. Das hat mir die Filmszene gerettet. Auch wenn du das nie erfahren wirst, durch dich wurde ich dazu inspiriert.
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Nach den Gefährten (HdR ff)
FanficDie Fortsetzung von "Nach dem Drachen" und "Vor dem Drachen". Dieses mal verschlägt es erneut einige Mittelerdler nach Deutschland. Genauer gesagt auf die Terrasse von Econas Haus, direkt vor den Augen von Econas Familie, Econa, Thalia und Thalias k...