Kapitel 6

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Es verging eine halbe Stunde, bis Econa wieder kam. „Sorry für die Verspätung. Es war echt schwer meinen Vater zu finden". Gespielt erschöpft ließ sie sich neben mir auf einen Deckenhaufen fallen, den ihr Vater uns gebracht hatte. Thyron saß inmitten von Kopfkissen, die er eigentlich verteilen wollte. Die drei Mittelerdler saßen im Schneidersitz nebeneinander an der Rückwand des Zeltes und starrten vor sich hin. „Kekse?". Econa hielt den dreien eine Packung Cookies hin. Aragorn lehnte dankend ab.

Ein seltsames Schweigen entstand. Seltsam im Sinne von es war unangenehm und einfach nur komisch. "Habt ihr noch irgendwelche Fragen?", erkundigte ich mich. Einstimmiges Kopfschütteln von Gimli und Aragorn. „Wollen wir einen Film schauen?", schlug Thyron vor. „Dein ernst?", erwiderte ich und somit fiel auch diese Idee ins Wasser. Apropos Wasser. „Regnet es grad ernsthaft?", wunderte sich Econa. Meine beste Freundin hatte recht. Ein regelmäßiges, dumpfes trommeln erklang von über unseren Köpfen. „So hab ich mir das Zelten allerdings nicht vorgestellt", bemerkte Econas Bruder. Nicht nur er, ich sicherlich auch nicht. Wer hatte denn schon Lust im strömenden Regen zu Zelten? Das ging beim ersten und einzigen Mal schon schief. "Hey, Lia, erinnerst du dich noch, als wir auf der Insel zelten waren und es geregnet hatte?", grinste meine braunhaarige Freundin. "Zwei dumme, ein Gedanke. Genau daran habe ich grad auch gedacht und Himmel, ich renne schreiend aus dem Zelt wenn es nur ansatzweise so wird wie damals" versprach ich. "Dass kann ich mir gut vorstellen", murmelte Legolas. "Was hat du gesagt Elb?", knurrte ich. Der Elb sah mich mit einem verwirrten Blick an. "Wie bitte?", fragte er unschuldig. „Sein lieber still, bevor hier noch peinliche Geschichten ans Licht kommen", drohte ich ihm und kehrte ihm wortwörtlich den Rücken zu.

Das es die nächsten drei Stunden in strömen regnen sollte, konnten wir ja nicht ahnen und waren dementsprechend nicht vorbereitet, weshalb wir jetzt gefangen in unserem Zelt saßen, ohne Beschäftigung. Denn wenn wir nach drinnen hätten gehen wollen, wären wir nass geworden. Ich hatte mir beleidigt eine Packung mit Cookies genommen und knabberte genüsslich und langsam an einem. "Wir könnten doch...", begann Econa, doch ich unterbrach sie. "Nein". "Aber du...". "Trotzdem, nein". "Ich wollte doch nur...". "Nehein". "Oh, ich hasse dich!", rief meine braunhaarige Freundin jetzt. "Ich hab dich auch lieb", entgegnete ich und grinste sie an. Die nächste Viertelstunde herrschte Ruhe im Zelt, nur das Geräusch von mir wie ich, absichtlich geräuschvoll, Cookies knabberte.

Blicke wanderten durch das Zelt, begegnetet sich gegebenenfalls und wurden schnell wieder abgewandt. Auch Econa bediente sich jetzt an den Cookies.

"Kennt man uns denn noch in Mittelerde?", fragte meine beste Freundin schließlich. „Ist das jetzt eine ernsthafte Frage?". Thyron warf seiner Schwester einen Blick zu, der besagte: Du bist doch verrückt wenn du das ernst meinst. „Lange Geschichte, frag einfach nicht". Econa hob abwehrend eine Hand. „Also, kennt man uns?". „Nie von euch gehört", grummelte Gimli. „Sicher?". „Ganz sicher. Niemand hat je eure Namen gehört. Fast keiner", bemerkte Aragorn mit einem schiefen Seitenblick zu Legolas. "Also echt", brummelte Econa. „Jetzt bin ich aber neugierig. Was für eine Geschichte kenn ich nicht?", hakte Thyron nach. „Ach, nichts besonderes. Echo und ich waren letztens nur mal kurz in Mittelerde", sagte ich wie beiläufig. „Was?!". Econas Bruder blickte uns entgeistert an. "Nicht aufregen Bruderherz. Wir sind ja heil wieder Zuhause angekommen". Econa legte ihrem Bruder beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ein wahres Wunder", murmelte Legolas. "Klappe Elb!", riefen Econa und ich gleichzeitig.

"Jetzt bin ich aber immer noch neugierig", befand Thyron nach einer weiteren Pause des eintönigen Schweigens, die nur durch das Knuspern von Cookies durch Aragorn und Gimli unterbrochen wurde. „Dann teile deine Neugierde mit uns", meinte Econa. "Wie konntet ihr das vor unseren Eltern verheimlichen?". "Ganz einfach, wie haben ihnen einfach nichts erzählt", erklärte ich ihm mit einem Grinsen im Gesicht. „Jetzt hab ich aber mal eine Frage" begann meine Freundin. „Wie seid ihr drei denn hier gelandet?". "Wieso seid ihr kaum gealtert?", stellte Legolas die Gegenfrage. "Ah ah, so läuft das Spiel nicht. Ich hab zuerst gefragt, also krieg ich erst die Antwort", warf Econa ein und blickte den Elb abwartend an.

Nach den Gefährten (HdR ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt