13 - Teneriffa - Lissabon

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„Einen Cinnamon Latte, bitte.", sagte ich und versuchte, mein Gähnen zu verbergen. Es war einfach viel zu früh am Morgen. Aline und Mykko hinter mir sahen nicht besser aus. Die beiden bestellten ebenfalls ihre Getränke und dann kehrten wir gemeinsam zum Rest des Teams zurück. Nach der Show gestern Abend waren wir noch alle gemeinsam essen gewesen und hatten den Abend ausklingen lassen. Die Stimmung war eigentlich gelöst, nur Mykko und Isaac wechselten kein Wort miteinander. Dann ging es heute Morgen bereits um 4 Uhr los zum Flughafen, da wir am späten Vormittag ein Production Rehearsal in Lissabon, Portugal auf dem Plan hatten. Der Flieger ging um 06:30 Uhr und wir warteten nur noch auf den Start des Boardings. Ich umklammerte meinen Becher mit beiden Händen und genoss die wohlige Wärme. Mykko summte leise eine Melodie, Isaac telefonierte und Aline stand lachend mit Johnny und Jasper ein wenig abseits und diskutierte angeregt. Ich warf einen Blick hinüber zu Joucca, der auf einer der Bankreihen saß und wartete, dann setzte ich mich zu ihm. „Hey Joucca...", begann ich, „Kann ich dich mal was fragen?" Joucca sah von seinem Laptop auf und nickte: „Klar, was gibt's?" „Es ist wegen gestern... Der Track, den Mykko mir gewidmet hat. War das sehr schlimm, dass er das so gemacht hat? Er ist so ein verdammter Dickkopf manchmal und ich möchte nicht, dass er sich für mich Probleme einhandelt. Isaac war ja ziemlich sauer...", versuchte ich zu erklären. Joucca klappte seinen Laptop zu und lächelte: „Das ist sehr lieb von dir, aber mach dir mal nicht so große Sorgen. Mykko und Isaac sind beide richtige Perfektionisten, und die knallen manchmal aneinander. Aber das ist nicht weiter schlimm. Das hat keine großartigen Konsequenzen oder so. Außer, dass Mykko da nen echt coolen Track präsentiert hat. Mit dem können wir was anfangen!" „Da bin ich aber echt froh!", sagte ich erleichtert. „Ja, es ist wirklich alles gut. Mach dir keine Sorgen.", sagte Joucca. Dann deutete er auf meine Kamera, die ich in der Hand hielt: „Und? Kommst du gut klar? Fühlst du dich wohl bei uns?" Ich nickte: „Ja, ich fühle mich total wohl. Ihr habt mich alle so lieb aufgenommen. Ich.." „Heyyy ihr zwei!", unterbrach Mykko unsere Unterhaltung, „Ihr müsst euch unbedingt diese neue Idee anhören!"

Er zwängte sich zwischen uns auf die Bank und drückte erst Joucca und dann mir seine Kopfhörer in die Hand. Wir hörten uns seine neuste Idee an, gaben ein wenig Feedback und stiegen kurz darauf in den Flieger nach Lissabon. Dort angekommen, fuhren wir direkt vom Flughafen zu der Studiohalle eines Fernsehsenders, in der der Rehearsal Day stattfinden sollte. Jasper und Johnny waren direkt total in ihrem Element, sie hatten gemeinsam mit einigen Technikern hier aus Portugal eine komplett neue Konstruktion für das Bühnen Setup entworfen. Diese sollte nun getestet werden, bevor sie bei der nächsten Show zum Einsatz kam. Dabei ging es um ein größeres Festival, das nur wenige Minuten außerhalb von Lissabon am nächsten Tag stattfand. Zudem hatten wir ein neues Teammitglied, Theo, ein Sound Engineer, arbeitete von nun an mit uns. Er war ein guter Bekannter von Joucca und sollte die Prozesse auf der Bühne zusammen mit Johnny und Jasper vereinfachen. Joucca, Theo und die Techniker nahmen mich direkt in Beschlag, ich sollte Fotos vom Auf- und Abbau der Konstruktion machen. Wir wollten eine Art Manual für externe Technikcrews erstellen, da wir nicht immer genügend eigene Techniker dabei haben würden, die mit der Konstruktion vertraut waren. Also fotografierte ich jeden kleinen Schritt, der zu tun war, während Jasper und Johnny nur so mit Fachbegriffen um sich warfen. Nachdem sie die Konstruktion einmal auf-, dann wieder ab- und dann noch einmal aufgebaut hatten, war ich für's erste mit der Arbeit durch. Nun ging es darum, die neuen Visuals und Scheinwerfer zu testen, bevor Mykko anschließend ein Probeset spielen sollte. Ich beschloss, dem geschäftigen Treiben für eine Weile zu entfliehen und wollte mich in einen der Nebenräume der Halle zurückziehen, um in Ruhe meine neuen Bilder zu sortieren. Bepackt mit meiner Kamera, meinem Laptop und einem kalten Getränk, stieß ich mit dem Ellenbogen die Tür des nächstbesten Aufenthaltsraumes auf. Als ich Mykko darin entdeckte, sagte ich: „Oh sorry, störe ich? Ich wollte dich nicht bei deinen Vorbereitungen unterbrechen..." Mykko antwortete nicht, er schien mich kaum bemerkt zu haben. „Ich gehe dann einfach wo anders hin...", fügte ich gerade hinzu, als er sich doch noch zu mir umdrehte. „Linnea?", sagte er leise, „Bitte bleib." 

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