70 - Oslo

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Einige Tage später fanden wir uns in einem lichtdurchfluteten Büro über den Dächern Oslos wieder. Wir waren für knapp eine Woche in Oslo, Mykko hatte einige Studio Sessions geplant, Jasper war für einen Gastvortrag an die „Norwegian School of the Arts" eingeladen worden und es standen viele Meetings an. Außerdem begannen langsam die ersten Rehearsals für Mykkos Tomorrowland Set. An diesem Tag ging es um die Planung von Mykkos nächsten Tracks, die in der nächsten Zeit veröffentlicht werden sollten. Der Großteil des Teams hatte also frei, aber Joucca, Aline und Mykko hatten mich mit zum Meeting mit dem A&R Team seines Labels genommen. Ich war zwar nicht sonderlich scharf darauf gewesen, Isaac zu begegnen, allerdings war der Rest des Teams wirklich unglaublich freundlich. Eine junge Frau, die sich als Josie vorstellte, drückte jedem von uns ein Glas frische Limonade in die Hand und führte uns in einen der Besprechungsräume. Wir setzten uns an den großen runden Tisch und während die Anderen ihre Unterlagen ausbreiteten und Laptops anschalteten, beobachtete ich die schwimmenden Zitronenscheiben in meinem Glas. Sie begannen, eine Idee nach der anderen durchzuhören, jeder machte sich Notizen zu seinen Favoriten. Irgendwie kam ich mir ein wenig fehl am Platz vor, ich konnte schließlich so gar nicht mitreden. Dann spielte Mykko jedoch die nächste Idee vor und mir war schlagartig klar, warum ich dabei sein sollte. Es war eine leicht abgewandelte Version von Sparkle, eine vollendete Version, ein Track und nicht nur eine Melodie. „Ich möchte diesen Track gerne so schnell wie möglich rausbringen.", kündigte Mykko an, „Ich hoffe ihr unterstützt mich dabei. Dieser Track bedeutet mir wirklich viel." Josie lächelte: „Den hast du in letzter Zeit häufiger mal in deinen Sets live getestet stimmt's? Mir gefällt diese neue Version wirklich gut!" Mykko warf ihr einen dankbaren Blick zu: „Genau. Der Track heißt Sparkle und erzählt die Geschichte einer langen Freundschaft, die mir wirklich wichtig ist." Aline piekste mich unauffällig in die Seite und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Dann sagte sie: „Mir gefällt der Track auch wirklich gut. Ich finde, er würde gut in unsere Release Strategie passen, was meint ihr?" Isaac widersprach: „Ich weiß, Mykko und seine Instrumentals. Aber sollten wir nicht lieber wieder einen Track mit Vocals rausbringen? Der würde sich im Radio besser machen." Das Team diskutierte eine Weile hin und her und einigte sich letztendlich dank Jouccas diplomatischer Art darauf, den Track in seiner jetzigen Form zu veröffentlichen. Ich merkte, wie Mykkos Augen immer wieder meinen Blick suchten. Wann immer es möglich war, versuchte ich ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Am Ende war es beschlossen: Sparkle würde Mykkos nächste Single werden. Das Label brauchte ungefähr vier Wochen, um alle Formalien und Vorbereitungen für den Release zu treffen, danach konnte er veröffentlicht werden. Nachdem auch alle weiteren Planungen abgeschlossen waren, lud das Team uns noch auf ihre Dachterrasse ein. Der Blick über Oslo war atemberaubend und ich war mal wieder unglaublich froh, meine Kamera dabei zu haben. Während alle anderen sich unterhielten, sonderte ich mich ein wenig von der Gruppe ab und machte einige Fotos von der Aussicht. Plötzlich stand Mykko neben mir. Ich grinste und sagte: „Stell dich mal da ans Geländer, die Aussicht ist der Hammer für ein Foto!" Mykko jedoch schnappte sich meine Kamera und antwortete: „Nö. Stell du dich mal dort hin. Immer wenn wir an schönen Orten sind, machst du all die Bilder. Du sollst auch schöne Erinnerungsfotos von dir haben! Lass mich dein Fotograf sein, bitte!" Dann setzte er einen Blick auf, mit dem ich ihm eh nichts abschlagen konnte, also tat ich was er sagte. Etwas unsicher lehnte ich mich an das Geländer und musste mal wieder feststellen, dass ich es absolut nicht verstand, mich vor der Kamera zu bewegen. Das war einfach nicht meine Welt. Mykko machte einige Fotos und kam dann auf mich zu, um mir die Bilder zu zeigen. „Schau mal, wie wunderschön du aussiehst!", lächelte er. „Findest du?", zweifelte ich. „Natürlich Linny. Du bist wunderschön.", gab er zurück und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er es ernst meinte. „Danke.", sagte ich leise, „Auch für da drinnen. Für Sparkle. Ich weiß das wirklich zu schätzen, Mykko. Das hat noch nie jemand für mich getan." Er streichelte mir über den Rücken und lächelte: „Glaub mir, ich fange gerade erst an. Vertrau mir."

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