Northern Lights

1 - Welcome Home

„Mykko!", rief ich, als ich ihn in der Ankunftshalle des Terminals entdeckte und lief auf ihn zu. Mykko lächelte, stellte seine Koffer neben sich ab und nahm mich sanft in den Arm. „Hey Linnea. Schön, dich endlich wieder zu sehen.", sagte er. Ich nickte. Mykko und ich hatten uns ewig nicht mehr gesehen, genau genommen, seitdem ich mein Studium begonnen hatte. Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah zu ihm hoch: „Stimmt. Ist ja ewig her. Hattest du einen guten Flug?" Mykko nickte, „Ja hatte ich. War lang, aber okay. Hatte genügend Platz, meine Beine auszustrecken und konnte ein wenig schlafen.", sagte er und gähnte. „Stimmt. Business Class. Ich vergaß...", lachte ich und knuffte ihn in die Seite. „Darf ich den Herrn DJ jetzt nach Hause fahren, oder entspricht das nicht mehr deinen Standards?", fügte ich noch hinzu. Mykko nickte dankbar und folgte mir in Richtung Parkhaus, in dem ich mein kleines Auto geparkt hatte. Auf dem Weg dorthin musterte ich ihn von oben bis unten. Er sah müde aus, aber noch genau, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Seitdem wir uns zuletzt gesehen hatten, war viel passiert. Mykko und ich waren während unserer Schulzeit beste Freunde gewesen, auch wenn sein Herz in Wahrheit nur für die Musik schlug. Musik war schon immer seine große Leidenschaft gewesen. Einige Zeit vor unserem Abschluss zeigte er mir damals seinen ersten selbstgeschriebenen Track. Vom Pianisten zum DJ. Wir begeisterten uns zusammen für EDM, gingen auf Festivals und Mykko träumte von der Zukunft. Seitdem hatte er sich unglaublich viel verbessert und seit ungefähr einem Jahr war er groß geworden. Die Medien bezeichneten ihn als den neuen Star der Szene und Mykko war dabei, sich einen Namen zu machen. Er war gerade von einigen Gigs aus den USA zurückgekehrt und hatte nun ein wenig Pause, die er bei seinen Eltern verbringen wollte. Die schien er gut gebrauchen zu können. „Hey.", sagte er und riss mich aus meinen Gedanken. „fährst du eigentlich immer noch diese kleine rote Kiste hier?" Ich musste lachen. So viel hatte sich also doch nicht verändert. Ich nickte und half Mykko dabei, seine zwei großen Koffer in meinem winzigen Kofferraum unterzubringen. Er kletterte neben mir auf den Beifahrersitz und lächelte. „Danke für's abholen. Es ist schön, endlich wieder ein bekanntes Gesicht von zuhause zu sehen. Und außerdem.. Ich hab dich viel zu lange nicht gesehen. Erzählst du mir, was bei dir jetzt so alles los ist? Ich bin ehrlich gesagt zu müde, jetzt über all den Trubel bei mir zu reden... Verstehst du?", fragte er. Mykko war schon immer so ein sanfter Mensch gewesen. „Aaaalso..", begann ich, „Du darfst mir zum Beispiel gratulieren. Ich habe gerade meinen Bachelor bestanden." Mykko unterbrach mich: „Wow Glückwunsch. Zeigst du mir demnächst ein paar deiner Bilder? Ich bin total neugierig!" Fotographie. Meine große Leidenschaft. Ich hatte meinen Bachelor in Fotographie gemacht. Inzwischen hatte ich einige Bilder in meinem Portfolio, auf die ich ziemlich stolz war. Es gab kaum noch Tage, an denen ich das Haus ohne meine Kamera verließ. „Klar, gerne", sagte ich und lächelte zurück. Während der Fahrt quatschten wir noch eine ganze Weile und weihten den anderen in all das ein, was wir in den vergangenen Jahren so erlebt hatten. Es war, als wäre er nie weg gewesen. Anschließend lieferte ich Mykko bei seinen Eltern ab und nahm ihm das Versprechen ab, mich am nächsten Tag zu unserem alten Lieblingsplatz zu begleiten. Wir hatten uns noch so viel zu erzählen.